Ausführlicher Ratgeber zum Mischen von Ölfarben mit fünf Grundtönen, 1. Teil
Wer einen Künstler in seinem Atelier beobachtet, stellt fest, dass dieser eine Vielzahl von Farbtönen in unterschiedlichen Nuancen auf seiner Malpalette hat. Und diese Farbvielfalt ist auch notwendig, um einem Ölbild Ausdruckskraft und Tiefe zu verleihen. Erst durch die Farben und ihre verschiedenen Schattierungen erwacht das Bild so richtig zum Leben. Doch der Blick ins Atelier zeigt auch, dass ein Künstler nicht Unmengen an Flaschen und Farbtuben im Regal hat. Stattdessen mischt er sich die Farben für sein Ölbild größtenteils selbst.
Tatsächlich reichen gerade einmal fünf Grundtöne aus, um daraus alle anderen Farbtöne und Farbnuancen zu mischen.
Das Mischen von Ölfarben ist sehr einfach und folgt logischen Regeln. Allerdings ist wichtig, ein paar Punkte zu beachten. In einem ausführlichen Ratgeber erklären wir, wie Ölfarben mit nur fünf Grundtönen gemischt werden und worauf es dabei ankommt.
Und in diesem 1. Teil starten wir mit den Grundlagen:
Inhalt
Der Farbkreis nach Itten als Basis
Der Dreh- und Angelpunkt beim Mischen von Farben ist der Farbkreis nach Itten. Er geht auf den Schweizer Kunstpädagogen und Maler Johannes Itten zurück und beinhaltet zwölf Farben.
Die Farbenlehre kennt zwar auch verschiedene andere Farbkreise. Ihre Anordnungen berücksichtigen unterschiedliche Wahrnehmungen und Empfindungen, so zum Beispiel aus physikalischer oder psychologischer Sicht. Doch wenn es um das Mischen von Farben geht, bildet Ittens Farbkreis nach wie vor die Grundlage. Deshalb wird er auch im Kunstunterricht in der Schule behandelt.
Und so sieht der Farbkreis nach Itten aus: [Grafik]
Der Hobby-Maler muss Ittens Farbkreis aber nicht unbedingt auswendig können oder ständig vor Augen haben.
Wichtig ist zunächst einmal nur, dass er sich fünf Dinge merkt:
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Der gesamte Farbkreis baut auf den drei Primärfarben Rot, Gelb und Blau auf. Mit Ausnahme von Weiß, lassen sich aus den Primärfarben alle anderen Farbtöne mischen.
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Werden die Primärfarben miteinander gemischt, entstehen die Sekundärfarben.
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Die Mischung aus einer Primärfarbe und einer Sekundärfarbe ergibt eine Tertiärfarbe.
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Im Farbkreis liegen sich die Komplementärfarben gegenüber. Sie bilden einen starken Kontrast zueinander. Werden die Komplementärfarben miteinander gemischt, entsteht Grau.
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Die Farben, die nebeneinander angeordnet sind, gehören zu einer Farbfamilie. Gelb und Orange zum Beispiel haben deshalb eine ähnliche Wirkung. Auch beim Mischen sind die Effekte der Farben aus einer Farbfamilie vergleichbar.
Hat der Hobby-Maler diese Punkte im Hinterkopf, weiß er im Prinzip schon alles, was er beim Mischen von Ölfarben bedenken muss.
Die Farbabstufungen
Natürlich zeigt der Farbkreis nur eine sehr kleine Auswahl an Farben. In Wirklichkeit kann der Hobby-Maler sehr, sehr viel mehr Farbtöne erstellen. Das liegt allein schon daran, dass zum Beispiel Blau nicht gleich Blau ist. Stattdessen gibt es Blau in unzähligen Abstufungen und Schattierungen. Und weil das für jede Farbe gilt, eröffnet das Mischen von Farben so vielfältige Möglichkeiten.
Es reicht schon aus, wenn der Hobby-Maler das Verhältnis zwischen der Grundfarbe und der hinzugefügten Farbe leicht verändert, um einen neuen Farbton zu kreieren. So kann er zum Beispiel einen Blauton eher ins Rot-Violette oder mehr ins Grünliche gehen lassen. Wie der Hobby-Maler vorgehen muss, um den gewünschten Farbton zu treffen, erklären wir später noch.
Zuvor ist noch wichtig zu wissen, wie Farben aufgehellt oder abgedunkelt werden. Denn auch das gehört zu den Grundlagen beim Mischen von Ölfarben.
Hier gelten folgende Regeln:
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Aufgehellt werden Farbtöne mit Weiß und Gelb.
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Abgedunkelt wird mit Blau und Braun.
So mancher wird sich jetzt vielleicht fragen, warum er zum Abdunkeln Braun und nicht Schwarz verwenden soll. Natürlich wird ein Farbton dunkler, wenn Schwarz hinzugefügt wird. Allerdings wirkt die Farbe dann auch schnell schmutzig.
Schon eine sehr kleine Menge Schwarz kann ausreichen, um einer Farbe die Leuchtkraft zu nehmen und sie verschmutzt aussehen zu lassen. Deshalb ist es besser, wenn der Hobby-Maler seine Farben mit Blau oder Braun abdunkelt.
Die fünf Grundtöne zum Mischen von Ölfarben
Gehen wir von den eben erklärten Grundlagen aus, wird schnell klar, warum der Hobby-Maler für sein Ölbild nur fünf Farben braucht und welche das sind.
Nämlich:
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Gelb
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Rot
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Blau
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Weiß
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Braun
Gelb, Rot und Blau sind die Primärfarben. Aus ihnen kann der Hobby-Maler so gut wie alle anderen Farbtöne mischen. Nur Weiß bildet hier eine Ausnahme. Deshalb braucht der Hobby-Maler zusätzlich noch Weiß, sowohl als Farbe zum Malen als auch zum Aufhellen von Farbtönen.
Als fünfter Grundton ergänzt Braun die Palette. Grundsätzlich ist es zwar möglich, Braun aus den Primärfarben selbst zu mischen. Allerdings ist das bei Braun nicht ganz einfach. Denn um den richtigen Ton zu treffen, müssen mehrere Farben zusammenkommen.
Doch wenn ein Farbton aus verschiedenen Farben besteht, die zum Teil selbst schon Mischungen sind, kann er schmutzig wirken. Statt einem satten Braun entsteht dann eher ein trübes Grau-Braun. Besser ist deshalb, wenn sich der Hobby-Maler einen fertigen Braunton besorgt, den er dann auch zum Abdunkeln seiner Farben verwenden kann.
Nach der ganzen Theorie schauen wir uns im 2. Teil an, wie das Mischen von Ölfarben ganz praktisch funktioniert.
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Thema: Ausführlicher Ratgeber zum Mischen von Ölfarben mit fünf Grundtönen, 1. Teil
Übersicht:
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Danke für diese tollen Tipps. Sie sind wirklich sehr hilfreich. Könntet Ihr vielleicht auch mal ein paar grundlegende Ratschläge für das Malen von Landschaftsbildern geben ? das wäre supertoll. danke!