Ausführlicher Ratgeber zur Trocknungszeit von Ölfarben, 2. Teil

Ausführlicher Ratgeber zur Trocknungszeit von Ölfarben, 2. Teil

Die Auswahl an Farben ist groß. Von Aquarellfarben über Guache- oder Kreidefarben bis hin zu Acrylfarben lässt sich für jedes Motiv und jede Maltechnik die richtige Farbsorte finden. Doch für viele Künstler sind die klassischen Ölfarben nach wie vor das Maß aller Dinge. Denn die Intensität und Leuchtkraft der Farben sind unerreicht.

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Ausführlicher Ratgeber zur Trocknungszeit von Ölfarben, 2. Teil

Allerdings gilt das Malen mit Ölfarben als anspruchsvoll. Und ein charakteristisches Merkmal ist die sehr lange Trocknungszeit. Diese kann von Vorteil sein, weil sie dem Künstler ermöglicht, entsprechend lange an einer Farbschicht zu arbeiten, sie auszugestalten oder zu korrigieren.

Möchte der Künstler zügig vorankommen, kann die lange Trocknungszeit aber eben auch ein großer Nachteil sein.

Mit ein paar Tricks und Kniffen lässt sich die Spanne, bis Ölfarben trocken sind, beeinflussen. Wie das funktioniert, erklären wir in einem ausführlichen Ratgeber. Dabei haben wir im 1. Teil gezeigt, wie chemische Zugaben und natürliche Öle die Trocknungszeit von Ölfarben verkürzen.

Jetzt, im 2. Teil, schauen wir uns weitere Möglichkeiten an:

Kürzere Trocknungszeit durch Grundierung des Malgrunds

In der Ölmalerei muss der Malgrund grundsätzlich grundiert werden. Die Grundierung stellt sicher, dass die Farben sicher auf dem Malgrund haften. Außerdem sorgt die Grundierung für eine glatte und ebene Oberfläche.

Diese ist für einen gleichmäßigen Farbauftrag wichtig. Denn je ungleichmäßiger die Ölfarben aufgetragen werden, desto länger dauert es, bis die Farbschicht trocken ist.

Im Künstlerbedarf sind Leinwände erhältlich, die mit Titanöl grundiert sind. Eine gute Alternative dazu ist eine Grundierung mit Gesso. Gesso ist eine weiße Grundierung, die es in zwei Varianten gibt. Die traditionelle Art ist für harte Oberflächen wie zum Beispiel Holzplatten gedacht.

Traditioneller Gesso ist recht spröde und bei Bewegungen des Malgrunds würde die Schicht reißen. Zum Grundieren von Leinwänden eignet sich traditioneller Gesso deshalb nicht.

Dafür gibt es aber die zweite Variante, nämlich Acryl-Gesso. Dabei handelt es sich um eine Grundierung auf Basis von Acryl, die im trockenen Zustand flexibel bleibt. Viele Künstler nutzen Acryl-Gesso, um ihre Leinwände zu grundieren.

Eine weitere Möglichkeit ist eine Grundierung mit Blei. In zwei oder drei Schichten auf die Leinwand aufgetragen, entsteht eine sehr glatte Malfläche, an der die Ölfarben sehr gut haften. Gleichzeitig trocknen die Farben wesentlich schneller als auf einer normal grundierten Leinwand.

Allerdings ist Blei giftig. Grundierungen mit Blei sind deshalb schwer zu bekommen und recht teuer. Hinzu kommt, dass die weiße Oberfläche dazu neigt, mit der Zeit zu vergilben.

Verkürzte Trocknungszeit durch Farbpigmente

Ölfarben trocknen unterschiedlich schnell. Das liegt zum einen an dem Öl, das der Hersteller als Basis verwendet, und zum anderen an den enthaltenen Farbpigmenten.

In der Folge gibt es Farbtöne, die schneller trocknen, während andere Farbtöne länger brauchen, bis sie trocken sind. Der Künstler sollte deshalb einen Blick auf die Zusammensetzung der Farben werfen. So kann er die Trocknungszeit nämlich abschätzen.

Allerdings ist es nicht notwendig, nur zu Farben mit einer kurzen Trocknungszeit zu greifen. Schwarze Ölfarbe zum Beispiel trocknet immer langsam. Der Künstler kann die schwarze Farbe aber mit Preußischblau, Siena oder Umbra mischen. Diese trocken nämlich schneller.

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Während die Mischung auf den Farbton keinen Einfluss hat, wird die Trocknungszeit etwas kürzer.

Nebenbei kann der Künstler durch Farbmischungen aber natürlich auch neue Farbtöne kreieren.

Schnelleres Trocknen durch Umgebungsfaktoren

Wie lange es dauert, bis einzelne Farbschichten oder das ganze Ölbild trocken sind, hängt auch von den Bedingungen in dem Raum ab, in dem der Künstler malt. Dabei kann der Künstler durchaus in einigen Punkten nachhelfen.

Warme und trockene Luft

Dass feuchte Dinge bei Wärme schneller trocknen als bei Kälte, trifft auch auf Ölfarben zu. Optimal ist eine Raumtemperatur zwischen 21 und 24 °C. Natürlich kann der Künstler die Heizung noch weiter aufdrehen.

Die Ölfarben würden dadurch schneller trocknen. Allerdings dürfte das Arbeiten in einem zu warmen Raum eher unangenehm werden.

In dem Raum sollte es nicht nur warm, sondern auch trocken sein. Luftfeuchtigkeit lässt die Ölfarben nämlich langsamer trocknen. Ölfarben trocknen dadurch, dass sie mit dem Sauerstoff in der Luft reagieren und infolge der Oxidation aushärten.

Herrscht in dem Raum eine eher hohe Luftfeuchtigkeit, ist hilfreich, wenn sich der Künstler einen Luftentfeuchter besorgt und diesen in der Nähe der Staffelei aufstellt.

Frische Luft und Sonne

Sofern der Künstler nicht bei offenem Fenster malt, sollte er den Raum regelmäßig gut durchlüften. Zum einen gelangen so die Gerüche der Farben und Malmittel nach draußen. Zum anderen tut frische Luft einfach gut. Auch für das Trocknen der Farben ist förderlich, wenn die Luft zirkulieren kann.

Allerdings kann das Öffnen der Fenster dazu führen, dass Staub und andere kleine Verschmutzungen hineingeweht werden und sich auf der feuchten Oberfläche des Ölbildes absetzen.

Eine gute Alternative kann deshalb ein Ventilator sein, den der Künstler etwa zwei Meter entfernt aufstellt und auf kleiner Stufe laufen lässt. Auf diese Weise entsteht ein sanfter Luftzug, der die Luft mischt, ohne sie zu sehr aufzuwirbeln.

Auch die Sonne kann der Künstler nutzen, um die Trocknungszeit zu verkürzen. Dabei sollte er die Leinwand aber so positionieren, dass die Rückseite zur Sonne zeigt. Denn direktes Sonnenlicht könnte dazu führen, dass die Leuchtkraft der Ölfarben Schaden nimmt.

Soll es einmal ganz schnell gehen, kann der Künstler auch zum Haartrockner greifen. Um Risse zu vermeiden, sollte der Künstler den Haartrockner mit genügend Abstand und bei einer Temperatur von maximal 55 °C langsam und gleichmäßig über das Ölbild bewegen.

Auf diese Weise kann er zum Beispiel einzelne Farbflächen trocknen, um dann zügig dort weiterarbeiten zu können.

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Hier schreiben die beiden Künstler und Maler RZA & Feryal, alias Christian Gülcan und Ferya Gülcan. Beide Baujahr 1974, mit teilweise unterschiedlichen Einstieg (Grafitti, Zeichnen & Design) in die Acrylmalerei und Ölmalerei. Wir sind Markeninhaber der Kunstschmiede kooZal und malen hauptsächlich moderne und abstrakte Acrylbilder und Ölbilder im Großformat, wenden aber auch andere Maltechniken und Farben an.

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