Ausführlicher Ratgeber zu Malmitteln in der Ölmalerei, Teil 2

Ausführlicher Ratgeber zu Malmitteln in der Ölmalerei, Teil 2

Malmittel ermöglichen dem Maler, die Eigenschaften seiner Ölfarben zu verändern. Zwar sind Malmittel nicht unbedingt notwendig. Denn je nachdem, in welcher Technik er malt und welche Effekte er erzielen will, kann der Maler durchaus auf den Einsatz von Malmitteln verzichten. Um die Ölmalerei in ihrer ganzen Vielfalt nutzen zu können, sollte der Maler aber zumindest ein bisschen was über die Zusätze wissen.

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Ausführlicher Ratgeber zu Malmitteln in der Ölmalerei, Teil 2

Als Hilfestellung steuern wir einen ausführlichen Ratgeber zu Malmitteln in der Ölmalerei bei. In Teil 1 haben wir erklärt, was Malmittel überhaupt sind und wann sie verwendet werden sollten.

Hier ist Teil 2!:

Wofür werden die verschiedenen Malmittel genutzt?

Durch Malmittel kann der Maler unterschiedliche Dinge erreichen. Und je nachdem, worauf er abzielt, kommen dann auch die entsprechenden Malmittel zum Einsatz. Tatsächlich findet sich im Künstlerbedarf eine große Auswahl an Zusätzen für Ölfarben.

Selbstverständlich kann der Maler sie alle nach und nach ausprobieren. Doch für den Anfang reicht es, wenn er sich drei Malmittel näher anschaut:

Malmittel zum Verdünnen von Ölfarben

Möchte der Maler seine Ölfarben verdünnen, damit er sie besser vermalen kann, bietet sich ein klassisches Lösungsmittel wie Terpentinersatz an. Terpentinersatz verleiht den Ölfarben eine dünnflüssigere Konsistenz, ohne die Trocknungszeit zu beeinflussen. Inzwischen gibt es solche Lösungsmittel auch geruchsneutral.

Aber Vorsicht: Im Künstlerbedarf ist „Venezianisches Terpentin“ erhältlich. Dieses Produkt ist kein herkömmliches Terpentin, sondern ein traditionelles Malmittel für Lasuren. Es wird deshalb nicht wie ein Lösungsmittel verwendet, sondern pur als letzte Schicht eingesetzt.

Malmittel als Bindemittel

Um die Konsistenz der Ölfarben geschmeidiger einzustellen, kann der Maler zusätzliches Öl als Bindemittel hinzufügen. Ein echter Allrounder dabei ist Leinöl. Leinöl ist unkompliziert in der Handhabung und sorgt für einen dezenten Glanz. Außerdem ist Leinöl vergleichsweise kostengünstig.

Eine andere Möglichkeit ist Standöl. Standöl ist elastisch und führt zu glatten Oberflächen. Mohnöl wiederum ist eine gute Wahl, wenn der Maler in der Nass-in-nass-Technik arbeitet. Generell bewirken Öle, dass die Ölfarben langsamer trocknen. Eine kleine Ausnahme dabei ist Walnussöl. Es trocknet vergleichsweise schnell.

Malmittel für eine schnellere Trocknung

An Ölfarben wird oft kritisiert, dass es ewig dauert, bis sie getrocknet sind. Abhilfe können Malmittel schaffen, die die Trocknungszeit verkürzen. Diese Malmittel enthalten sogenannte Sikkative.

Das sind bestimmte Metallverbindungen, die bewirken, dass das Öl in den Farben schneller mit dem Sauerstoff in der Umgebungsluft reagiert. Die schnellere Reaktion verkürzt die Trocknungszeit.

Eine modernere Alternative zu Sikkativen sind Alkyd-Malmittel. Sie eignen sich sowohl zum Vermischen mit Ölfarben als auch für reine Lasuren. Außerdem bewirken Alkyd-Malmittel, dass die Farben deutlich schneller trocknen und im trocknen Zustand intensiv leuchten.

Ein beliebter Vertreter dieser Malmittel ist Liquin. Liquin wird gerne in Workshops verwendet, weil durch die kurze Trocknungszeit schon bald die nächste Farbschicht aufgetragen werden kann.

Wie setzt der Maler die Malmittel konkret ein?

Arbeitet der Maler in der Nass-in-nass-Technik, spielt die Malregel „fett auf mager“ eine wichtige Rolle. Damit die einzelnen Farbschichten gut aufeinander haften und sich keine Risse bilden, müssen die Farben zunehmend fetter werden. Mit jeder Farbschicht muss also der Ölgehalt steigen.

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Im Laufe der Zeit entwickelt vermutlich jeder Maler seine eigene Methode, wie er das Malmittel für die Schichtenmalerei anmischt. Dabei spielt dann auch eine Rolle, wie viele Farbschichten der Maler für sein Bild plant.

Um einen Anhaltspunkt zu geben und das Prinzip zu verdeutlichen, beschreiben wir eine Möglichkeit, wie der Maler vorgehen kann:

  • Grundierung: Noch bevor der Maler mit seinem Bild beginnt, verwendet er das erste Malmittel. Grundiert er seine Leinwand nämlich zum Beispiel mit Gesso, setzt er ein Hilfsmittel ein.

  • Farbschicht: Für die erste Farbschicht kann das Malmittel aus Terpentinersatz und Leinöl im Verhältnis 3:1 bestehen. Auf drei Teile Terpentinersatz kommt also ein Teil Leinöl. Weil der Ölgehalt sehr niedrig ist, bleiben die Ölfarben mager und trocknen vergleichsweise schnell.

  • Farbschicht: In der zweiten Farbschicht sollte der Ölgehalt etwas steigen. Ein Mischungsverhältnis von einem Teil Terpentinersatz auf einen Teil Leinöl bietet sich an. Dadurch ist die Farbschicht leicht fetter.

  • Farbschicht: Das Malmittel für die dritte Farbschicht kann schon einen ordentlichen Ölanteil haben. Terpentinersatz und Leinöl im Verhältnis 1:3 sind dann eine geeignete Mischung.

  • Farbschicht: Damit die nächste Farbschicht noch fetter wird, kann der Maler nur Leinöl als Malmittel verwenden. Den Terpentinersatz lässt er weg.

  • Firnis: Wenn das Ölgemälde nach ein paar Monaten komplett getrocknet ist, sollte als letzte, schützende Schicht ein Firnis aufgetragen werden.

Wie kommt das Malmittel in die Ölfarbe?

Bleibt noch die Frage, wie der Maler sein Malmittel und die Ölfarben zusammenbringt. Schließlich kann er schlecht jede einzelne Ölfarbe, die er in seinem Bild verwenden möchte, mit Malmittel anreichern, ohne genau zu wissen, wann und in welcher Menge er den Farbton brauchen wird.

Tatsächlich ist eine einfache und bewährte Methode, eine kleine Menge des Malmittels in ein Gefäß zu füllen. Das kann zum Beispiel ein kleines Glas, ein ausgemusterter Eierbecher oder ein leeres Farbtöpfchen sein.

Beim Malen taucht der Maler seinen Pinsel dann immer mal wieder in das Malmittel. Geht er mit dem Pinsel anschließend in seine Ölfarbe, gelangt das Malmittel in die Farbe und vermischt sich damit.

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Hier schreiben die beiden Künstler und Maler RZA & Feryal, alias Christian Gülcan und Ferya Gülcan. Beide Baujahr 1974, mit teilweise unterschiedlichen Einstieg (Grafitti, Zeichnen & Design) in die Acrylmalerei und Ölmalerei. Wir sind Markeninhaber der Kunstschmiede kooZal und malen hauptsächlich moderne und abstrakte Acrylbilder und Ölbilder im Großformat, wenden aber auch andere Maltechniken und Farben an.

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