Ölbilder mit Firnis versiegeln – Infos und 5 Tipps, Teil I

Ölbilder mit Firnis versiegeln – Infos und 5 Tipps, Teil I

Es ist vollbracht: Alle Farbschichten sind aufgetragen und die letzten Pinselstriche erledigt. Nach vielen Arbeitsstunden ist das Ölbild endlich fertig und kann nun erst einmal in aller Ruhe trocknen. Wobei das Ölgemälde eigentlich noch nicht ganz fertig ist. Denn was noch fehlt, ist die schützende Firnis-Schicht.

Anzeige

Ölbilder mit Firnis versiegeln - Infos und 5 Tipps, Teil I

Doch warum sollten Ölbilder eigentlich mit Firnis versiegelt werden? Wann wird die Schicht aufgetragen? Und was genau ist Firnis überhaupt?

In einem ausführlichen Ratgeber haben wir alle wichtigen Infos und gute Tipps dazu zusammengestellt!:

Warum es ratsam ist, Ölbilder mit Firnis zu versiegeln

Firnis ist im Prinzip nichts anderes als eine durchsichtige Schicht, die hauptsächlich aus Bindemitteln besteht, die in Lösemitteln gelöst sind. Allerdings erfüllt diese unscheinbare Schicht wichtige Funktionen.

Tatsächlich gibt es zwei wichtige Gründe, warum Ölbilder mit Firnis versiegelt werden sollten:

  1. Die Optik

Firnis lässt die Ölfarben kräftiger leuchten. Wenn Ölfarben trocknen, werden sie oft etwas blasser und matter. Das liegt daran, dass das Bindemittel in den Farben während des Trocknungsprozesses in die unteren Farbschichten und in die Grundierung einzieht.

Wird nun Firnis aufgetragen, bekommen die Farben ihre intensive Leuchtkraft zurück. Denn zum einen gleicht die Firnis-Schicht Unebenheiten auf der Oberfläche aus. Dadurch wirkt sie glatter und kann das Licht anders reflektieren.

Zum anderen reichert die Firnis-Schicht die Ölfarben wieder mit Fett an. Das lässt die Farben intensiver strahlen und verleiht ihnen mehr Tiefe.

  1. Als schützende Versiegelung

Das Trocknen der Ölfarben basiert auf einer chemischen Reaktion. Die Farben trocknen nämlich dadurch, dass sie Sauerstoff aus der Luft aufnehmen. Diese Sauerstoffaufnahme bewirkt, dass die Ölpartikel nach und nach austrocknen und feste Verbindungen entstehen.

Doch auch wenn die Farben komplett durchgetrocknet sind, geht die Aufnahme von Sauerstoff aus der Luft weiter. Das wiederum hat zur Folge, dass ein Alterungsprozess einsetzt. Er ist dafür verantwortlich, dass die Ölfarben brüchig werden, abblättern oder vergilben können.

Firnis verhindert diese Alterung. Denn die Schicht unterbindet die Sauerstoffaufnahme. Außerdem schützt Firnis das Gemälde vor Staub und Verschmutzungen. Die Ölfarben sind also von einer Schicht abgedeckt, die schädliche Umwelteinflüsse abhält und dafür sorgt, dass das Ölbild lange schön bleibt.

Wann welche Firnis die richtige Wahl ist

Ein Merkmal von Ölfarben ist, dass sie sehr langsam trocknen. Bis ein Ölbild vollständig durchgetrocknet ist, vergehen in aller Regel mehrere Monate. Vor diesem Hintergrund wird zwischen zwei Firnis-Arten unterschieden, nämlich dem Retuschier- und dem Schlussfirnis.

Retuschier-Firnis

Der Retuschier-Firnis wird auch als Zwischenfirnis bezeichnet. Er kann aufgetragen werden, sobald die Ölfarben handtrocken sind. Je nach Dicke der Farbschichten ist das im Schnitt bereits nach einer bis sechs Wochen der Fall.

Angewendet wird Retuschier-Firnis in erster Linie aus optischen Gründen. Möchte der Künstler sein Bild zum Beispiel zeitnah bei einer Ausstellung oder in einer Galerie präsentieren und kann er deshalb nicht abwarten, bis es komplett durchgetrocknet ist, kann er den Retuschier-Firnis auftragen.

Durch das zusätzliche Fett leuchten die Farben intensiver und die Oberfläche erhält einen einheitlichen Glanzgrad. Außerdem festigt der Retuschier-Firnis die Farbschichten, wodurch das Bild haltbarer wird.

Besucher lesen auch gerade folgenden Beitrag:  Ratgeber rund um wasservermalbare Ölfarben

Retuschier-Firnis ist sowohl als Spray als auch für den Auftrag mit dem Pinsel erhältlich. Grundsätzlich sollte es aber bei einer dünnen Schicht bleiben. Denn der Retuschier-Firnis bildet letztlich nur eine Zwischenschicht, auf die später noch die Schlussschicht aufgetragen wird.

Schlussfirnis

Wenn das Ölbild vollständig durchgetrocknet ist, sollte es mit dem Schlussfirnis versiegelt werden. Das gilt auch dann, wenn der Künstler zuvor schon einen Retuschier-Firnis aufgetragen hatte.

Denn während der Retuschier-Firnis hauptsächlich der Optik dient, erfüllt der Schlussfirnis die wichtigen Schutzaufgaben. Erst der Schlussfirnis sorgt also dafür, dass das Ölbild gut versiegelt und zuverlässig vor einer vorzeitigen Alterung, Schmutz, Staub und anderen Einflüssen geschützt ist.

Allerdings sollte der Schlussfirnis wirklich erst dann aufgetragen werden, wenn das Ölbild tatsächlich trocken ist. Wie lang die Trocknungszeit genau ist, lässt sich pauschal nicht sagen. Denn dabei spielt eine Rolle, wie dick die Farbschichten sind und wo das Ölbild trocknet.

Ein guter Anhaltspunkt ist aber der Geruch. Wenn das Bild nicht mehr nach Ölfarben riecht, ist es in aller Regel trocken. Eine andere Möglichkeit ist, dass der Künstler vorsichtig seinen Finger auf eine Farbfläche drückt.

Wenn der Finger nicht mehr am Ölbild kleben bleibt, sollte der Trocknungsgrad für das Auftragen der Schutzschicht ausreichen.

Welche Firnis-Varianten zur Auswahl stehen

Besorgt sich der Künstler den Firnis für sein Ölbild, muss er sich zunächst einmal zwischen flüssigem Firnis und Sprühfirnis entscheiden. Flüssiger Firnis wird, ähnlich wie Farbe, mit dem Pinsel auf dem Malgrund verteilt.

Im Unterschied dazu kann der Künstler einen Sprühfirnis direkt aus der Dose auf sein Ölbild aufsprühen. Beide Varianten erfüllen ihren Zweck und stehen sich auch qualitativ in nichts nach. Deshalb bleibt es am Ende eine Frage des Geschmacks, ob der Künstler den Firnis lieber pinselt oder sprüht.

Eine andere Entscheidung, die ansteht, betrifft den Glanzgrad. Die meisten Hersteller haben Firnis in den Glanzgraden matt, seidenmatt und glänzend im Sortiment. Möchte der Künstler sein Ölbild dezent und praktisch unsichtbar versiegeln, bietet sich ein matter Firnis an.

Soll die Oberfläche des Gemäldes intensiv glänzen, sollte der Künstler zu glänzendem Firnis greifen. Ein seidenmatter Firnis wiederum ist die richtige Wahl, wenn das Ölbild eine gleichmäßige und leicht glänzende Oberfläche erhalten soll, die die Optik nicht verfälscht.

In Teil II verraten wir fünf Tipps, die dabei helfen, den Firnis richtig aufzutragen.

Mehr Ratgeber, Tipps und Anleitungen:

Anzeige

Thema: Ölbilder mit Firnis versiegeln – Infos und 5 Tipps, Teil I

Autoren Profil:
FB/Twitter

Veröffentlicht von

Autoren Profil:

Hier schreiben die beiden Künstler und Maler RZA & Feryal, alias Christian Gülcan und Ferya Gülcan. Beide Baujahr 1974, mit teilweise unterschiedlichen Einstieg (Grafitti, Zeichnen & Design) in die Acrylmalerei und Ölmalerei. Wir sind Markeninhaber der Kunstschmiede kooZal und malen hauptsächlich moderne und abstrakte Acrylbilder und Ölbilder im Großformat, wenden aber auch andere Maltechniken und Farben an.

Kommentar verfassen