Von Barock bis Pop Art – 6 Kunstepochen im Überblick, Teil III
Neue Perspektiven aufzeigen, geltende Regeln durchbrechen, Gefühle einfangen, unscheinbare Objekte zu Kunst erheben, den Vorgaben der Mächtigen entsprechen: Kunststile sind in vielen Fällen ein Spiegelbild des Zeitgeistes. Dementsprechend vielfältig sind auch die Arbeiten, die im Laufe der langen Kunstgeschichte entstanden sind. Dazu kommt, dass es in den einzelnen Epochen neben den vorherrschenden Entwicklungen immer auch kleinere Bewegungen, Strömungen und Gruppierungen gab.
Die Kunst von der Antike bis heute in allen ihren Facetten zu beschreiben, wäre Stoff für eine ganze Bibliothek. Aber um eine Vorstellung von den vielen Gesichtern der Kunst zu bekommen, genügt es, sich ein paar Kunstepochen näher anzuschauen.
Wir haben dazu sechs Stile herausgesucht, die den Bogen vom Barock bis zur Pop Art spannen. Zu jeder Kunstepoche nennen wir die wesentlichen Merkmale und stellen einen Künstler und ein Gemälde vor.
Dabei haben wir mit dem Barock und dem Impressionismus begonnen, danach folgten der Kubismus und der Expressionismus. Hier ist Teil III!:
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Inhalt
Der Surrealismus
Ende der 1920er-Jahre aus dem Dadaismus entstanden, war der Surrealismus stark von der Psychoanalyse beeinflusst. Zutiefst angeregt von Sigmund Freuds Werken über die Traumdeutung, empfanden die Surrealisten den bewussten Geist, die Gesellschaft und soziale Lehren als einschränkende Gebilde.
Sie waren davon überzeugt, dass die innere Wahrheit nur dann ans Licht und zum Ausdruck kommen kann, wenn der Verstand überwunden und die kreative Kraft aus dem Unterbewusstsein geschöpft wird.
Surrealisten malten rein aus der Phantasie heraus. Sie ließen sich von dem inspirieren, was über der bewussten Realität steht, und hielten diese Vorstellungen in ihren Bildern fest. Träume, spontane Eingebungen und andere Meldungen des Unterbewusstseins waren die Grundlage für ihre Kunstwerke.
Ihr Ziel war, den Widerspruch zwischen Traum und Wirklichkeit in einem erweiterten Bewusstsein als komplexe Über-Wirklichkeit festzuhalten. Dazu schufen sie brillante Werke, die nichts von dem enthielten, was der Betrachter schon einmal irgendwo gesehen hatte.
Dadurch ist es mitunter schwer, die Bedeutung der Bilder zu erfassen. Doch genau das war das Ziel. Surrealistische Bilder sollen verwirren und Fragen aufwerfen. Der Betrachter soll sich so fühlen, als würde er selbst gerade aus einem Traum erwachen.
Die Surrealisten legten es darauf an, unerwartet, poetisch, unkonventionell, irrational, bisweilen bizarr oder verrückt, vor allem aber uneingeschränkt zu wirken. Denn sie wollten die alltäglichen Erfahrungen revolutionieren, indem sie dem Betrachter die Möglichkeit boten, frei zu sein.
Max Ernst
Max Ernst kam 1891 zur Welt. Seine Zeit als Soldat im Ersten Weltkrieg hinterließ schockierende Eindrücke und tiefe seelische Wunden. Seine Traumata verarbeitete er später auf der Leinwand durch Spott über die westliche Kultur.
Wie für viele Surrealisten typisch, bediente sich auch Max Ernst bestimmten Gegenständen als wiederkehrendes Element in seinen Bildern. Bei Max Ernst waren das Vögel.
Max Ernst hatte die Begabung, freimütig seine unbewussten Gedanken und Gefühle in der Kunst auszudrücken und zu offenbaren. Das brachte ihm viel Anerkennung ein und machte ihn zu einem erfolgreichen und bedeutsamen Künstler des Surrealismus und auch der Dada-Bewegung. Zu seinen wichtigsten Kunstwerken gehören Hier ist noch alles in der Schwebe aus dem Jahr 1920 und Celebes von 1921.
Dalis Metamorphose des Narziss
Das surrealistische Kunstwerk von Salvador Dali greift die Legende um den griechischen Narziss auf. Narziss war ein bildschöner Jäger, der von vielen geliebt wurde. Doch er selbst hatte wenig Interesse an anderen, brach deren Herzen und behandelte sie schlecht. Gott hielt es deshalb für angemessen, Narziss eine Lektion zu erteilen.
Als der Schönling eines Tages in einen Teich schaute, verliebte er sich in das Gesicht, das er dort sah. Ihm war nicht bewusst, dass er sein eigenes Spiegelbild gesehen und sich somit in sich selbst verliebt hatte. Als Narziss das bemerkte, nahm er sich gebrochenen Herzens das Leben und verwandelte sich in eine Blume.
Dali thematisierte in seinem 1937 entstandenen Gemälde das Leben und den Tod. Gleichzeitig bediente er sich Symbolik, um seine Interpretation von Zeit und Gefühlen auszudrücken. Das Bild zeigt zwei Figuren, die nebeneinander am Tisch sitzen und die Verwandlung von Narziss darstellen.
Die linke Seite des Bildes wirkt abstrakt und ist von warmen Gelb-, Rot- und Brauntönen geprägt. Die rechte Seite hingegen ist in trüben, kalten und traurigen Blau-, Grau- und Schwarztönen gehalten.
Als wiederkehrende Bildgegenstände verwendete Dali vor allem Ameisen und Eier. Das Ei ist auch auf diesem Bild zu sehen. Es bildet die Form, aus der die Narzisse wächst.
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Die Pop Art
Gegen Ende der 1950er-Jahre nahm die Pop-Art-Bewegung ihren Anfang. Die Künstler seinerzeit waren der Meinung, dass die Kunst und das Leben des modernen Menschen zu weit auseinanderlagen. Sie schätzen zwar die bildende Kunst und zollten den großen Meistern Respekt, konnten aber zwischen den klassischen Themen der Kunst und der Lebenswirklichkeit keinen Zusammenhang herstellen.
Also entwickelten sie eine Kunstform, die den Geist der aktuellen Zeit einfing. Als Inspiration diente ihnen der ganz normale Alltag. Suppendosen, Obst oder Markenlogos wurden genauso zu ihren Bildmotiven wie Hollywood-Stars und Comicfiguren.
Die Pop Art verbreite sich von den USA bis nach Europa. Zwar malten US-amerikanische Künstler in einem anderen Stil als ihre europäischen Kollegen. Doch ein charakteristisches Merkmal der Arbeiten sind kräftige Farben, starke Kontraste und plakative Motive, die mitunter an Collagen erinnern.
Der Kunststil zielt darauf ab, zu beantworten, was Kunst ist, um so die Grenzen wischen hoher und niederer Kunst aufzuweichen.
Kunstkritiker bezweifelten oft, ob Pop Art wirklich Kunst ist. Wegen der fehlenden oder kaum ausgeprägten Pinselführung werteten sie viele Arbeiten eher als bunte Dekoration. Zudem wurde immer wieder die Kritik laut, dass Pop Art den Kapitalismus ehrt, weil sie Produkte namhafter Marken darstellt.
James Rosenquist
Als Sohn einer Pilotenfamilie erlebte James Rosenquist zahlreiche Umzüge aus beruflichen Gründen. Er selbst wurde ebenfalls Pilot, entwickelte sich aber gleichzeitig zu einer sehr unabhängigen Person. Von klein auf verdiente er sich mit diversen Gelegenheitsjobs etwas dazu. Papier war seinerzeit knapp und teuer. Deshalb zeichnete Rosenquist auf weggeworfenen Tapeten.
Seiner Mutter, die selbst malte, fiel die Begabung ihres Sohnes auf. Deshalb förderte sie ihn, indem sie Rosenquist Museen, Galerien und Kunstschulen besuchen ließ. So kam er zu einem Stipendium an einer angesehenen Kunstschule.
Damit Rosenquist seinen Lebensunterhalt finanzieren konnte, arbeitete er als kommerzieller Schildermaler. Der Job war hart und anstrengend. Doch die Erfahrungen, die er in dieser Zeit sammelte, prägten sein Leben und schufen die Grundlage für seinen Kunststil und auch späteren Erfolg.
Zu den bekanntesten Werken von James Rosenquist gehören unter anderem President Elect und F-111, beide aus den 1960er-Jahren, sowie Swimmer in the econo-mist von 1997.
Andy Warhols Marilyn Diptyh
Ein Diptychon ist ein Kunstwerk aus zwei Tafeln. Diese Form wurde oft in der frühen religiösen Kunst verwendet. Warhol nutzte gekonnt diese Symbolik, um den Kult einer Religion mit dem Kult um einen Star künstlerisch zu verknüpfen.
Das Gemälde zeigt den Kopf von Marilyn Monroe. Er wiederholt sich mehrfach und wirkt dadurch fast wie ein Gegenstand, der in einem Regal gestapelt ist.
Dabei sind die Köpfe auf der rechten Seite zunächst noch bunt und farbenfroh, während sie auf der linken Seite nur noch schwarz-weiß sind. Dieses dramatische Verblassen soll zeigen, wie auch Marilyn Monroes Ruhm zunehmend verblasst ist.
Mehr Ratgeber, Tipps und Anleitungen:
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Thema: Von Barock bis Pop Art – 6 Kunstepochen im Überblick, Teil III
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