Ausführlicher Ratgeber zum Mischen von Ölfarben mit fünf Grundtönen, 2. Teil

Ausführlicher Ratgeber zum Mischen von Ölfarben mit fünf Grundtönen, 2. Teil

Für die Ausdruckskraft und die Tiefe eines Ölbildes ist eine gewisse Vielfalt an Farben notwendig. Denn erst verschiedene Farbtöne und unterschiedliche Abstufungen davon machen ein Bild lebendig. Kein Wunder also, dass die Palette, mit der ein Künstler an einem Gemälde arbeitet, ganz schön bunt aussieht. Allerdings hat ein Künstler nur selten eine große Auswahl an Flaschen und Tuben mit Farben im Regal stehen.

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Ausführlicher Ratgeber zum Mischen von Ölfarben mit fünf Grundtönen, 2. Teil

Die Farbtöne, die er für sein Ölbild verwenden möchte, mischt er sich stattdessen zum größten Teil selbst zusammen. Und dabei genügen fünf Grundtöne. Aus diesen fünf Grundtönen lassen sich alle anderen Farbtöne kreieren.

Das Mischen von Ölfarben basiert auf logischen Regeln. Ein paar Kleinigkeiten sollte der Hobby-Maler aber beachten. Wir zeigen in einem ausführlichen Ratgeber, wie das Mischen von Ölfarben mit nur fünf Grundtönen funktioniert.

Dabei ging es im 1. Teil um grundlegende Dinge wie den Farbkreis nach Itten und Farbstufungen. Nach der Theorie kümmern wir uns jetzt im 2. Teil um die Praxis:

Ölfarben mischen mit einem Farbkreis

Beim Mischen von Ölfarben ist ein Farbkreis ein sehr gutes Hilfsmittel. Aus diesem Grund haben wir uns im 1. Teil auch den Farbkreis nach Itten angeschaut. Wenn es nun aber darum geht, Farbtöne zu kreieren oder ganz bestimmte Abstufungen zu treffen, greifen wir auf einen etwas anderen Farbkreis zurück.

Dieser Farbkreis beschränkt sich auf die fünf Grundtöne. Das sind Gelb, Rot und Blau als Primärfarben. Dazu kommen Weiß und Braun. Denn Weiß lässt sich nicht mischen. Außerdem braucht der Hobby-Maler Weiß und Braun, um Farben aufzuhellen oder abzudunkeln.

Ergänzt wird der Farbkreis dann noch durch die Sekundärfarben Orange, Violett und Grün, die aus den Primärfarben entstehen.

Der Farbkreis sieht so aus: [Farbkreis]

Farbkreis

Verglichen mit Ittens Farbkreis, sind die Farben etwas anders angeordnet. Das Grundprinzip ist aber gleich. So sind die Farbfamilien identisch und die Komplementärfarben liegen sich gegenüber. Der Farbkreis zum Mischen ist also letztlich nur ein wenig gedreht.

Möchte der Hobby-Maler nun eine bestimmte Farbe mischen, geht er in zwei Schritten vor:

  1. Schritt: den Farbwert finden

Zunächst geht es darum, den richtigen Farbwert zu treffen. Der Farbwert legt fest, wie hell oder dunkel eine Farbe ist.

Hat der Hobby-Maler noch gar keine Idee, welche Grundtöne er für seinen gewünschten Farbton braucht, vermischt er am besten alle fünf Grundtöne miteinander. Die Mischfarbe, die dabei herauskommt, gleicht er mit seiner Wunschfarbe ab. Ist die Mischfarbe heller oder dunkler? Leuchtet sie kräftiger oder schwächer?

Je nachdem, zu welchem Ergebnis der Hobby-Maler kommt, muss er entscheiden, ob und wie sehr er seine aktuelle Mischfarbe aufhellen oder abdunkeln muss. Um die Farbe aufzuhellen, sollte er anfangs sowohl Weiß als auch Gelb hinzufügen.

Genauso sollte er beim Abdunkeln mit Blau und mit Braun arbeiten. Mit etwas mehr Erfahrung reicht mitunter eine Farbe aus, um den Tonwert zu justieren. Doch zu Beginn ist es einfacher, sich mit zwei Farben heranzutasten.

Tatsächlich muss sich der Hobby-Maler langsam an den Tonwert annähern. Dabei liegt die Aufmerksamkeit im ersten Schritt wirklich nur darauf, die richtige Helligkeit oder Dunkelheit und Leuchtkraft der Wunschfarbe zu finden.

  1. Schritt: den Farbton treffen

Ist der richtige Farbwert gefunden, kann sich der Hobby-Maler um den Farbton kümmern. Dazu schaut er sich wieder seine Mischfarbe an. Dieses Mal geht es beim Abgleich der Mischfarbe mit der Wunschfarbe darum, welche Farbe stärker in Rote, ins Gelbe und ins Blaue geht.

Dann kommt der Farbkreis ins Spiel. Im Farbkreis kann der Hobby-Maler nämlich ablesen, welche Grundfarbe er zumischen muss, um zum gewünschten Farbton zu gelangen.

Ein Beispiel: Angenommen, der aktuelle Mischton hat einen deutlich höheren Rotanteil als der Wunschton. Schaut der Hobby-Maler auf den Farbkreis, sieht er, dass der Farbe Rot die Farbe Grün gegenüberliegt. Um dem Rotwert entgegenzuwirken, muss er seiner Farbe deshalb Grün, also eine Mischung aus Gelb und Blau, hinzufügen.

Anschließend gleicht der Hobby-Maler wieder die Gelb-, Rot- und Blauanteile ab und justiert mithilfe des Farbkreises nach. Auf diese Weise arbeitet er sich vorwärts, bis er den gewünschten Farbton gefunden hat.

Es kann passieren, dass sich der Hobby-Maler zwar dem gewünschten Farbton annähert, durch das Hinzufügen weiterer Grundtöne aber den Farbwert verändert. Das ist nicht weiter schlimm. Denn in diesem Fall kann der Hobby-Maler die Farbe einfach erneut etwas aufhellen oder abdunkeln.

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3 Tipps beim Mischen von Ölfarben

Vor allem wenn der Hobby-Maler einen ganz bestimmten Farbton anmischen möchte, kann es etwas dauern, bis er am Ziel ist. Doch wie das Malen ist auch das Mischen von Ölfarben letztlich eine Frage der Übung.

Je mehr Erfahrung der Hobby-Maler gesammelt hat, desto schneller und leichter wird es ihm von der Hand gehen. Außerdem macht es einfach Spaß, zu experimentieren und immer wieder neue Farbtöne zu entwerfen.

Damit auch wirklich alles klappt, sollte der Hobby-Maler aber noch folgende Tipps beherzigen:

  1. Das Mischungsverhältnis notieren

Der Hobby-Maler sollte sich aufschreiben, wie viel von welcher Grundfarbe er für einen Mischton verwendet hat. Dabei muss er die einzelnen Mengen natürlich nicht akribisch genau notieren. Es reicht, wenn er grob dokumentiert, in welchen Verhältnissen er die Grundfarben gemischt und mit welchen Farben er im weiteren Verlauf nachjustiert hat.

Wenn der Hobby-Maler die gleiche Farbe irgendwann später noch einmal anmischen möchte, wird es durch die Aufzeichnungen viel einfacher. Denn er muss nicht mehr ganz von vorne beginnen, sondern kann sich an seinen Notizen orientieren.

  1. Lieber eine größere Farbmenge mischen

Auch wenn sich der Hobby-Maler das Mischungsverhältnis aufschreibt, ist es nicht ganz einfach, noch einmal exakt die gleiche Farbe zu treffen. Doch beim Malen kann es schnell passieren, dass die Farbmischung mittendrin aufgebraucht ist.

Muss der Hobby-Maler dann eine neue Mischung erstellen, ist gut möglich, dass im Ölbild minimale Unterschiede zwischen der ersten und der zweiten Mischung zu sehen sind. So etwas ist natürlich ärgerlich.

Ratsam ist deshalb, lieber zu viel Farbe anzumischen. Bleibt Farbe übrig, kann sie der Hobby-Maler schließlich immer noch für ein anderes Ölbild oder für Malübungen verwenden.

  1. Eine Mischpalette anschaffen

Grundsätzlich kann der Hobby-Maler seine Ölfarben natürlich auch direkt auf der Leinwand mischen. Doch das erfordert viel Übung. Vor allem am Anfang sollte er lieber zu einer Mischpalette greifen und die einzelnen Grundfarben mit einem Malmesser oder Spachtel vermischen.

Auf der Palette lässt sich gut abschätzen, ob die Mischung in die richtige Richtung geht. Erstellt der Hobby-Maler die Mischfarbe hingegen direkt auf der Leinwand und ist er mit dem Ergebnis nicht zufrieden, müsste er warten, bis die Farbschicht trocken ist. Erst dann kann er sie übermalen. Allerdings trocknen Ölfarben nur langsam.

Hinzu kommt, dass der Hobby-Maler nicht beliebig viele Schichten übereinanderlegen kann. Damit keine Risse entstehen, muss er jeder weiteren Farbschicht etwas Öl hinzufügen. Auch das klappt auf der Palette wesentlich besser.

Im Künstlerbedarf sind spezielle Mischpaletten für Ölfarben erhältlich. Ein ausgedienter Teller, eine Glasplatte oder eine helle Keramikfliese erfüllt für den Anfang aber den gleichen Zweck.

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Hier schreiben die beiden Künstler und Maler RZA & Feryal, alias Christian Gülcan und Ferya Gülcan. Beide Baujahr 1974, mit teilweise unterschiedlichen Einstieg (Grafitti, Zeichnen & Design) in die Acrylmalerei und Ölmalerei. Wir sind Markeninhaber der Kunstschmiede kooZal und malen hauptsächlich moderne und abstrakte Acrylbilder und Ölbilder im Großformat, wenden aber auch andere Maltechniken und Farben an.

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