Hautfarben anmischen – Tipps und Rezepte

Hautfarben anmischen – Tipps und Rezepte

Im Künstlerbedarf sind Ölfarben in den verschiedensten Farbtönen erhältlich. Neben Farben wie Rot, Blau oder Grün in allerlei Schattierungen beinhaltet die Farbpalette der Hersteller auch Hautfarben. Doch gerade die Fleischfarben wirken auf der Leinwand oft nicht besonders realistisch.

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Hautfarben anmischen - Tipps und Rezepte

Eine gute Lösung ist deshalb meist, die benötigten Farben für das Ölbild selbst anzumischen. Und wie der Maler dabei am besten vorgeht, erklären wir in diesem Beitrag anhand von Tipps und Rezepten:

Zunächst ein paar grundsätzliche Tipps zum Mischen von Ölfarben

Vor allem Anfänger tun sich oft schwer damit, eigene Farbtöne für ihr Bild zu mischen. Dabei ist es für ein ausdrucksstarkes und in sich stimmiges Bild sehr wichtig, nicht einfach nur irgendwelche Farben zusammenzufügen, sondern die richtigen Farbtöne zu treffen. Doch mit einer strukturierten Vorgehensweise ist das Mischen von Ölfarben gar nicht so kompliziert.

Bevor wir uns die Hautfarben näher anschauen, beginnen wir mit allgemeinen Tipps, die beim Mischen von Ölfarben hilfreich sind:

  1. Tipp: eine graue Mischpalette verwenden

Auf einer grauen Mischpalette oder generell einem grauen Untergrund lassen sich Farben besonders gut mischen. Denn die Farbe Grau liegt ungefähr in der Mitte aller Farbtöne. Dadurch sind die Farben darauf besonders gut zu erkennen.

  1. Tipp: alle benötigten Farbtöne mischen

Viele Maler neigen dazu, einen Farbton zu mischen und ihn direkt danach auf der Leinwand zu verarbeiten. Oft ist es aber besser, zunächst alle Farbtöne anzumischen, die später im Ölbild zum Einsatz kommen. Denn zum einen verschafft sich der Maler so einen guten Überblick.

Und zum anderen muss er nachher den Malfluss nicht ständig unterbrechen, weil er eine bestimmte Farbe braucht.

Ob der Maler mit den dunklen Farbtönen beginnt und sich dann nach und nach zu den hellen Nuancen vorarbeitet oder andersherum, bleibt dem eigenen Geschmack überlassen. Ratsam ist lediglich, nach einem System vorzugehen, um keinen Farbton zu vergessen.

  1. Tipp: saubere Farbverläufe anlegen

Bereits im Vorfeld alle später benötigten Farbtöne anzumischen, gelingt mithilfe von Farbverläufen.  Dazu legt der Maler einzelne Farbfelder an, die in sich einen Verlauf haben.

Er mischt also nicht nur die einzelnen Farben an und setzt sie wie in einem Farbkasten nebeneinander. Stattdessen lässt er die Farbtöne in sich verlaufen, zum Beispiel indem sie von oben nach unten immer heller werden.

Zusätzlich dazu kann er an den Rändern weitere Nuancen hineinmischen oder die Sättigung variieren. Auf diese Weise reichen wenige Farbfelder aus, um eine Vielzahl an Nuancen zur Verfügung zu haben.

Allerdings sollte der Maler darauf achten, saubere Farbverläufe anzulegen. Die Nuancen sollten sanft ineinander übergehen. Zu große Farbsprünge innerhalb eines Farbfelds können schnell dazu führen, dass der Maler später versehentlich eine falsche Farbe erwischt.

Und vor allem bei einem zu dunklen Farbton kann es mühsam werden, diese Stelle auf der Leinwand zu korrigieren.

  1. Tipp: das Malmesser immer gut säubern

Bereits kleine Farbspuren einer dunklen Farbe können einen hellen Ton ruinieren. Und in vielen Fällen ist die Farbmischung dann nicht mehr zu retten.

Umso wichtiger ist deshalb, dass der Maler sein Malmesser zwischendurch gründlich reinigt. Das gilt vor allem dann, wenn er mit den dunkleren Nuancen begonnen hat und nun zu den helleren Nuancen übergeht.

  1. Tipp: die Sättigung steuern

Generell sollte sich der Maler damit auseinandersetzen, wie Ölfarben richtig gemischt werden, wenn er eigene Mischtöne in seinen Bildern verwenden möchte. Denn er muss wissen, wie sich die Farben verhalten und welche Töne er braucht, um bestimmte Effekte zu erzielen.

Möchte er die Sättigung aus einem Farbton herausnehmen, mischt er Weiß dazu. Bei Hautfarben bewirkt auch die Zugabe von Fleischfarben eine geringere Sättigung. Soll die Sättigung hingegen intensiver sein, fügt der Maler klare, brillante Farben hinzu.

  1. Tipp: an einer Vorlage orientieren

Der Maler sollte sich eine Referenz suchen, an der er sich beim Mischen der Farben orientieren kann. Ein Foto, ein anderes Ölbild, die Abbildung in einem Buch oder auch das eigene Spiegelbild eignen sich als Vorlage.

Selbst wenn der Maler sein Bild später frei und aus dem Kopf heraus malt, hilft die Vorlage dabei, den Überblick beim Mischen der Farben zu behalten und realistische Farbtöne zu treffen.

Dabei sollte der Maler noch einmal einen genauen, prüfenden Blick auf seine Vorlage werfen, wenn er meint, alle Farbtöne gemischt zu haben. Denn mitunter entdeckt er doch noch eine Nuance, die ihm zuvor nicht aufgefallen war.

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Hautfarben anmischen – ein paar Rezepte

Mit den Tipps im Hinterkopf kann der Maler beginnen, verschiedene Abstufungen von Hautfarbe zu mischen. Wir nennen dabei die Rezepte für acht verschiedene Nuancen. Damit sollten alle Bereiche, die ein Gesicht oder ein Körper hat, abgedeckt sein.

Für die acht verschiedenen Hautfarben verwenden wir insgesamt zehn verschiedene Ölfarben. Diese  gibt es von allen Herstellern, auch wenn sie zum Teil etwas andere Bezeichnungen haben.

Wir nennen außerdem weniger Rezepte im klassischen Sinne. Stattdessen sind es eher Formeln ohne konkrete Mengenangaben. Denn der Maler sollte die Farbtöne nicht rein technisch zusammenmischen, sondern nach Gefühl vorgehen und mit den Mischungen spielen, bis sie so aussehen, wie er sie für sein Ölbild braucht.

  • Sehr dunkler Farbton: Für eine sehr dunkle Hautfarbe mischt der Maler Schwarz und Alizarinrot. Sollte der Farbton zu sehr ins Rot gehen, steuert der Maler mit etwas Raw Umber entgegen.
  • Dunkler Farbton: Der nächste Hautton ist ebenfalls dunkel, aber eine Spur heller als der erste Farbton. Für die Nuance verwendet der Maler Schwarz als Basis und fügt Raw Umber sowie Alizarinrot Dieser dunkle Hautton eignet sich vor allem für die Bereiche, in denen die dunkelsten Stellen in hellere Areale übergehen.
  • Bräunlicher Farbton: Aus Sienna gebrannt und Alizarinrot mischt der Maler eine Hautfarbe an, die ins Braune geht. Sie kann zum Beispiel an Stellen zum Einsatz kommen, die im Schatten liegen.
  • Intensives Rot: Für eher dunkle Hautbereiche mit einer starken Sättigung nutzt der Maler ein kräftiges Rot. Dieses mischt er aus Alizarinrot und dunklem Cadmiumrot.
  • Bläuliches Violett: Vor allem im Gesicht gibt es oft Bereiche, die bläulich wirken. Unter den Augen ist das zum Beispiel der Fall. Für die Farbnuance mischt der Maler Alizarinrot, Ultramarinblau und Weiß mit etwas Schwarz.
  • Mittlere Hautfarbe: Hautflächen, die in der Mitte zwischen hell und dunkel liegen, kann der Maler mit einer gesättigten Hautfarbe gestalten. Sie besteht aus Alizarinrot, dunklem Cadmiumrot, Cadmiumrot, Ultramarinblau und Sienna gebrannt.
  • Helle Hautfarbe: Für warme und helle Farbtöne legt der Maler einen Verlauf aus dunklem Cadmiumrot, Cadmiumrot, Fleischfarbe, Cadmiumgelb und Weiß
  • Sehr heller Hautton: Für Areale, die sehr hell sind oder direkt im Licht liegen, braucht der Maler noch eine ganz helle Hautfarbe. Dazu nimmt er Fleischfarbe als Basis und gibt Weiß, Alizarinrot und Ultramarinblau

Legt der Maler die einzelnen Hautfarben in Farbfeldern mit Verläufen an, entstehen automatisch zahlreiche Abstufungen. Damit sollte er für alle Flächen eine passende Nuance zur Verfügung haben.

Ein letzter Tipp noch:

Weiße Ölfarbe ist manchmal in der Konsistenz etwas dicker und lässt sich schlechter untermischen als andere Ölfarben. In diesem Fall hilft es, wenn der Maler sein Malmesser einmal in Öl taucht. Das zusätzliche Öl lässt die Farbe geschmeidiger werden.

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Hier schreiben die beiden Künstler und Maler RZA & Feryal, alias Christian Gülcan und Ferya Gülcan. Beide Baujahr 1974, mit teilweise unterschiedlichen Einstieg (Grafitti, Zeichnen & Design) in die Acrylmalerei und Ölmalerei. Wir sind Markeninhaber der Kunstschmiede kooZal und malen hauptsächlich moderne und abstrakte Acrylbilder und Ölbilder im Großformat, wenden aber auch andere Maltechniken und Farben an.

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