Die 5 wichtigsten Maltechniken der Ölmalerei in der Übersicht, Teil II
In der Ölmalerei gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten, um die Farben auf die Leinwand zu bringen. Je nach Motiv, gewünschten Effekten und geplanter Bildwirkung kann der Maler unterschiedliche Methoden anwenden. In einer zweiteiligen Übersicht haben wir die fünf wichtigsten Maltechniken der Ölmalerei zusammengestellt.
Dabei ging es in Teil I zunächst um ein paar grundsätzliche Dinge. Außerdem haben wir die Alla-Prima-Technik und die Nass-in-Nass-Technik vorgestellt. Hier ist Teil II!:
Inhalt
Maltechnik Nr. 3: Die Impasto-Technik
Wie der Name schon andeutet, zeichnet sich die Impasto-Technik dadurch aus, dass der Maler die Ölfarben pastös aufträgt. Er verwendet die Farben unverdünnt und meist direkt aus der Tube.
Außerdem bringt er eher dicke Farbschichten auf die Leinwand, bei denen die einzelnen Pinselstriche sichtbar bleiben. Die aufgetragenen Ölfarben wirken fast plastisch und erzeugen dadurch nicht nur interessante Reflexionen des Lichts, sondern auch einen besonderen, tiefen Ausdruck.
Um diese Effekte zu erzeugen, arbeitet der Maler am besten mit einem groben Borstenpinsel. Hat er schon etwas Übung, können auch Malmesser zum Einsatz kommen. Wie bei der Alla-Prima-Technik sollte der Maler die Farben außerdem direkt auf der Leinwand mischen. Dadurch kann er die Übergänge fließender gestalten und die Strukturen besser herausarbeiten.
Allerdings sollte der Maler im Hinterkopf haben, dass die dicken Farbschichten die ohnehin schon sehr lange Trocknungszeit noch zusätzlich verlängern.
Das kann zwar ein Pluspunkt sein, beispielsweise um Korrekturen vorzunehmen oder Details auszuarbeiten. Aber das Malen kann sich durch notwendige Zwangspausen auch in die Länge ziehen.
Maltechnik Nr. 4: Die Struktur- und Spachteltechnik
Die Struktur- und Spachteltechnik ähnelt ein wenig der Impasto-Technik. Auch bei dieser Maltechnik trägt der Maler seine Ölfarben pastös und in dicken Schichten mit sichtbaren Strukturen und Texturen auf.
Allerdings verwendet er dafür nicht den Pinsel, sondern greift auf andere Werkzeuge zurück. Das können zum Beispiel Messer, Spachteln oder Schwämme sein. Weil der Maler die Farben regelrecht auf die Leinwand spachtelt, erklärt sich der Name.
Wichtig bei der Struktur- und Spachteltechnik ist eine gute Grundierung. Außerdem sollte der Maler an die Regel „fett auf mager“ denken, damit die Farbschichten später nicht aufplatzen oder reißen. Ob der Maler die Farbschichten nass auf nass aufträgt oder die vorhergehende Schicht erst trocknen lässt, bleibt seinem Geschmack überlassen.
Die Struktur- und Spachteltechnik eignet sich besonders gut für flächige Motive und abstrakte Gemälde. Denn die Technik lebt von den dicken Farbschichten, denen der Maler mit dem Malmesser oder der Spachtel interessante Texturen verleihen kann. Feine, filigrane Details hingegen sind in dieser Technik nur bedingt umsetzbar.
Maltechnik Nr. 5: Die Lasurtechnik
Der eine oder andere wird die Lasurtechnik vielleicht aus der Aquarellmalerei kennen. Das Prinzip hinter dieser Maltechnik ist, viele, fast transparente Schichten aus stark verdünnten Farben übereinanderzulegen. Auf diese Weise soll das Ölbild einerseits Transparenz und andererseits Tiefe erhalten.
Bei der Lasurtechnik kommt es darauf an, dass der Maler die einzelnen Farbschichten wirklich transparent oder zumindest halbtransparent anlegt. Denn die darunterliegenden Farbschichten müssen noch durchschimmern können.
Außerdem wird die nächste Schicht immer erst dann aufgebracht, wenn die vorhergehende trocken ist. Ein Ölbild in der Lasurtechnik zu malen, erfordert also durchaus Geduld und geht mit Wartezeiten einher. Denn das Gemälde besteht aus vielen Farbschichten, die jeweils alle für sich trocknen müssen.
Außerdem spielt bei der Lasurtechnik in der Ölmalerei die Malregel „fett auf mager“ eine wichtige Rolle. Der Maler muss den Ölanteil in seinen Farbschichten stetig steigern, damit die Ölfarben ihre Leuchtkraft behalten und sich gut auf dem Bild verankern.
Anders als bei den anderen Maltechniken mischt der Maler seine Ölfarben bei der Lasurtechnik deshalb auch nicht direkt auf der Leinwand, sondern auf der Palette.
Arbeitet der Maler in der Lasurtechnik, sollte er die Farbtöne mit Bedacht auswählen. Die Idee ist ja, dass die Schichten sichtbar bleiben, durchschimmern und im Zusammenspiel das Gesamtbild ergeben.
Doch das bedeutet gleichzeitig auch, dass der Maler im Vorfeld bedenken sollte, wie die verschiedenen Farbtöne wirken und sich gegenseitig beeinflussen, wenn sie übereinander geschichtet sind.
Weitere Maltechniken
Die fünf wichtigsten und gebräuchlichsten Maltechniken haben wir damit vorgestellt. Aber natürlich gibt es noch weit mehr Möglichkeiten. Eine davon ist die halbdeckende Malweise. Sie ähnelt der Lasurtechnik, besteht aber aus Farbschichten, die nicht fast transparent sind, sondern mehr Deckkraft haben.
Auch die Mischtechnik ist beliebt. Bei der Mischtechnik gestaltet der Maler die Untermalung oder die unteren Farbschichten mit Acryl- oder Aquarellfarben.
Nur die obersten Farbschichten, die den Abschluss bilden und im Vordergrund sichtbar sind, malt er mit Ölfarben. Das sorgt einerseits für spannende Effekte und verkürzt andererseits die Trocknungszeit.
Daneben kann der Maler Collagen kreieren. Dazu integriert er verschiedenste Materialien wie Äste, Stoffe, Papiere oder Sand in sein Ölbild. Die Ölmalerei ist also ganz schön vielfältig und bietet viel Raum für Experimente.
Mehr Ratgeber, Tipps und Anleitungen:
- Die 5 wichtigsten Maltechniken der Ölmalerei in der Übersicht, Teil I
- Ausführlicher Ratgeber zu Malmitteln in der Ölmalerei, Teil 2
- Ausführlicher Ratgeber zu Malmitteln in der Ölmalerei, Teil 1
- Was ist Art Journaling? 3. Teil
- Was ist Art Journaling? 2. Teil
- Was ist Art Journaling? 1. Teil
- Ausführlicher Ratgeber zum Mischen von Ölfarben mit fünf Grundtönen, 2. Teil
- Leser-Biografie Saoirse Muirgen (Sam)
Thema: Die 5 wichtigsten Maltechniken der Ölmalerei in der Übersicht, Teil II
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