Was macht Künstler aus und welche Eigenschaften schult Kreativität? Teil I
“Das ist doch wieder typisch Künstler!” So einen Kommentar hört man immer wieder. Kreative gelten als ein eigener, anderer, besonderer Menschenschlag. Und so wie Vorurteile oft ein Fünkchen Wahrheit enthalten, ist auch an diesem Klischee etwas dran. Die Neurowissenschaft hat herausgefunden, dass kreative Menschen tatsächlich ein bisschen anders denken und handeln als Menschen, die mit Kreativität nichts am Hut haben.
Doch damit stellt sich die Frage, was einen Künstler ausmacht. Was sind typische Merkmale eines Künstlers? Welche Eigenschaften oder Fähigkeiten schult Kreativität? Und was können Hobby-Maler und andere von Künstlern lernen?
Diesen Fragen gehen wir in einem ausführlichen Beitrag nach!:
Inhalt
Was macht Künstler und Kreative aus?
Wenn von einem Künstler die Rede ist, haben viele ein bestimmtes Bild im Kopf. So ist der klassische Künstler ein Frei- und Schöngeist. Manchmal ein bisschen verschroben, teilweise auf charmante Art naiv und verträumt, ist er zumindest ein Stück weit unangepasst und macht sein eigenes Ding.
Standards, Normen oder auch Statussymbole interessieren ihn kaum. Er geht seine eigenen Wege und tut etwas so, wie er es möchte und für richtig hält. Auch wenn es für Außenstehende bisweilen unvernünftig scheint, konzentriert der Künstler seine ganze Energie und Leidenschaft auf das, wofür er brennt.
Insgesamt gelten Künstler und Kreative als Leute mit einer eigenen Lebenseinstellung. Sie agieren anders als Menschen, die rational denken und deren Handeln von Vernunft geprägt ist. Künstler sind in der Lage, ständig neue Ideen zu entwickeln, und Priorität hat für sie das, was ihnen Spaß macht, sie interessiert und was sie richtig gut können.
Soweit die Klischees. Tatsächlich sind viele dieser Merkmale aber nicht nur bloße Vorurteile. Die Neurowissenschaft hat herausgefunden und im Rahmen der Forschung bestätigt, dass es bestimmte Eigenschaften gibt, die Künstler und Kreative auszeichnen.
Fünf dieser Eigenschaften schauen wir uns gleich genauer an. Zuvor aber noch eines: Jeder Mensch ist auf seine Art anders und einmalig. Deshalb treffen nicht alle Merkmale auf jeden Kreativen in gleichem Umfang zu. Andersherum sind die Eigenschaften nicht nur Künstlern vorbehalten, sondern können genauso auch bei sehr rationalen Menschen zum Tragen kommen.
Menschen lassen sich nun einmal nicht in Schubladen stecken. Und natürlich zeichnen ein paar Eigenschaften kein umfassendes Bild. Doch um einen Eindruck zu gewinnen, sollte die kleine Auswahl einen guten Anfang machen.
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Künstler sind offen und neugierig.
Künstler und Kreative scheuen nicht davor zurück, Neues auszuprobieren und andere Wege zu gehen. Oft haben sie sich nämlich einen kindlichen Blick auf die Welt bewahrt. Sie sind offen, neugierig und lernbereit.
Außerdem hinterfragen sie vieles („Warum ist das so? Wieso sollte es nicht auch so gehen?“). Finden sie keine Antworten oder Lösungen, suchen sie nach Möglichkeiten, um ihre Ideen umzusetzen und ihr Ziel zu erreichen. Und das Ergebnis sind dann oft eben kreative, originelle oder neuartige Arbeiten.
Übertragen auf die Praxis heißt das: Im alltäglichen Leben funktionieren viele Menschen. Sie nehmen die Dinge als gegeben hin und ihr Umfeld eher unbewusst war. Von kreativen Künstlern können sie lernen, genauer hinzuschauen, aufgeschlossen zu bleiben und vor allem nicht gleich aufzugeben, wenn etwas nicht auf Anhieb gelingt.
Sondern zu hinterfragen, warum es nicht klappt und welchen anderen Lösungsansatz es geben könnte. Das gilt fürs Malen und kreative Werken genauso wie für den ganzen Alltag.
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Künstler machen ihr Ding.
Eine weitere Eigenschaft, die Kreative ausmacht, ist, dass sie das tun, was sie gerne tun möchten. Ob es der Norm entspricht, vernünftig scheint oder bei anderen nur ein verständnisloses Kopfschütteln auslöst, ist ihnen nicht wichtig. Die Überzeugung von oder für etwas wiegt für sie schwerer als das Rationale.
Natürlich heißt das nicht, dass das Ziel sein sollte, entgegen aller Vernunft, Normen und Regeln zu agieren. Doch im alltäglichen Trott gerät oft ein bisschen in den Hintergrund, dass jeder sein eigenes Leben lebt und zumindest ein bisschen von dem, was ihm persönlich wichtig ist, am Herzen liegt und gut tut, für sich umsetzen sollte.
Oder in anderen Worten ausgedrückt:
Von Künstlern können wir uns abschauen, dass es nicht nur darum geht, es immer allen anderen Recht zu machen, sondern auch und zunächst sich selbst.
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Künstler sind mutig.
Um eine Idee, einen Wunsch oder ein Ziel umzusetzen, ist es manchmal notwendig, ein gewisses Risiko einzugehen. Künstler und Kreative zeichnet aus, dass sie mutig genug sind, um Dinge zu probieren.
Wer zurückschreckt oder verzichtet, nur weil der Plan vielleicht nicht aufgeht oder es zu einem Verlust kommen könnte, wird oft auf der Stelle treten.
Manchmal ist es einfach notwendig, Neues zu wagen. Auch wenn es dafür Mut braucht und ein gewisses Risiko enthalten ist. Und mal ehrlich: Wer durchspielt, was das Schlimmste sein könnte, das passieren könnte, wenn der Plan scheitert, wird feststellen, dass meist gar nicht so viel auf dem Spiel steht.
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Künstler sind zielstrebig.
Kreative wissen in aller Regel, was sie tun. Ihnen ist bewusst, was sie können, worin ihre Stärken liegen und was zu ihren Interessen zählt. Außerdem haben sie ein Ziel, das sie erreichen wollen.
Der Weg zum Ziel steht zwar nur selten fest. Künstler planen eher selten jedes Detail und Richtungswechsel, neue Versuche, andere Ansätze oder auch kreative Schaffenspausen sind nicht ungewöhnlich. Aber das Ziel bleibt bestehen und am Ende erreichen sie es irgendwie. Eben weil sie daran festhalten.
Ziele zu haben, ist richtig, wichtig und hilfreich. Auch der Hobby-Maler kann sich ein Ziel setzen. Vielleicht will er ein riesiges Wandgemälde erschaffen, eine bestimmte Maltechnik lernen oder seine Arbeiten einmal in einer eigenen Ausstellung präsentieren. Anschließend kann er verschiedene Wege ausprobieren, bis er schließlich sein Ziel erreicht.
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Künstler sind selbstkritisch.
Menschen, die künstlerisch und kreativ arbeiten, hinterfragen immer wieder ihr bisheriges Schaffen. Sie geben sich nicht mit dem zufrieden, was sie erreicht haben, sondern prüfen selbstkritisch, was sie noch, anders oder besser machen können.
Das heißt das natürlich nicht, dass immer alles in Frage gestellt werden sollte. Es geht nicht darum, früher oder später in Selbstzweifeln zu versinken. Aber es kann nicht schaden, zu überlegen, ob die Richtung noch stimmt und das Ziel allmählich näher rückt.
Denn nur so lässt sich korrigieren, wenn jemand doch einmal falsch abgebogen ist. Außerdem schafft ein selbstkritisches Hinterfragen die Grundlage dafür, sich weiterzuentwickeln.
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Thema: Was macht Künstler aus und welche Eigenschaften schult Kreativität? Teil I
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Es tut echt gut so einen Artikel zu lesen und festzustellen, dass man ja wirklich ein Künstler ist! Hätte ich eigentlich gar nicht von mir gedacht haha