Die verschiedenen Farbtechniken im Vergleich
Im Zusammenhang mit der Malerei werden immer wieder die Begriffe Maltechnik, Malweise und Farbtechnik verwendet. Die Bezeichnung Maltechnik ist eine Art Oberbegriff, der sowohl die unterschiedlichen Malweisen als auch die verschiedenen Farbtechniken beschreiben kann.
Die Technik, die beim Malen Anwendung findet, wird als Malweise bezeichnet. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie eine Farbe auf den Malgrund aufgetragen werden kann. Dabei nimmt zum einen das verwendete Werkzeug entscheidenden Einfluss auf die Malweise.
So macht es einen Unterschied, ob der Künstler mit dem Pinsel, einem Malmesser oder den Fingern malt oder ob er mit einer Sprühpistole, einer Schablone oder einem zweckentfremdeten Gegenstand wie einem Schwamm oder einer Bürste arbeitet. Zum anderen wird die Malweise von der Konsistenz der Farbe bestimmt.
Je nachdem, ob, wie viel und welche Art von Verdünnungs- oder Malmitteln der Künstler der Farbe hinzufügt, kann er pastos oder lasierend, deckend, halbdeckend oder transparent malen. Der Begriff Malweise beschreibt somit die Technik beim Malen, also die Art und Weise, wie die Farbe aufgetragen wird.
Im Unterschied zur Malweise, die sich auf das Wie bezieht, beschreibt der Begriff Farbtechnik das Womit. Jede Farbe hat ihre spezifischen Eigenschaften und ihr eigenes Malverhalten. Bei jeder Farbe können zwar verschiedene Malweisen angewendet werden, Ölfarben können also genauso deckend oder lasierend aufgetragen werden wie Aquarellfarben. Trotz der gleichen Malweise entsteht infolge der Farbtechnik jedoch ein komplett anderes Ergebnis.
Aber welche Farbtechniken gibt es und wodurch kennzeichnen sie sich?
Hier die verschiedenen Farbtechniken im Vergleich:
Inhalt
Die Acrylmalerei
Die recht jungen Acrylfarben sind überaus vielseitige Farben, die dem Künstler eine breite Palette an Möglichkeiten bieten. Das Ergebnis ähnelt ein Stück weit dem Ergebnis, das mit Ölfarben erzielt werden kann. Im Unterschied zu Ölfarben sind Acrylfarben jedoch deutlich einfacher zu handhaben.
Mit Acrylfarben können nahezu alle Malweisen umgesetzt werden. Verdünnt mit Wasser können Lasuren gemalt werden, beim Lavieren wird ein noch feuchter Farbauftrag mit Wasser verwaschen und in sehr dünnflüssiger Konsistenz lassen sich Acrylfarben wie Aquarellfarben verwenden.
Andersherum können Acrylfarben mit Malmitteln verdickt oder mit Strukturpasten vermischt werden, wenn ein deckender, pastoser Farbauftrag erfolgen oder die Spachteltechnik angewendet werden soll. Genauso können Acrylfarben aber auch direkt aus der Tube vermalt werden, was häufig in der Grundtechnik der Fall ist. Um die kurze Trocknungszeit von Acrylfarben zu verlängern, kann ein sogenannter Retarder zum Einsatz kommen.
Da sich Acrylfarben gut auf dem Malgrund verankern, ist eine Grundierung in der Acrylmalerei nicht unbedingt erforderlich.
Die Aquarellmalerei
In der Aquarellmalerei wird mit sehr dünnflüssigen Farben gearbeitet, die sich als feine, transparente Farbschichten auf den Malgrund legen und letztlich erst im Auge des Betrachters zum endgültigen Resultat vermischen. Dabei basiert die Aquarellmalerei auf zwei grundlegenden Malweisen, nämlich dem Lasieren und dem Lavieren. Lasuren entstehen, indem transparente Farbschichten übereinandergelegt werden, nachdem die vorhergehende Farbschicht wasserfest aufgetrocknet ist.
Beim Lavieren wird eine noch feuchte Farbfläche mit Wasser ver- oder ausgewaschen. Alle anderen Techniken der Aquarellmalerei, beispielsweise die Nass-in-nass-Malerei, das Granulieren oder die Verlauftechnik bauen auf diesen beiden Grundelementen auf.
Variationen sind außerdem möglich, indem mit Salz oder Wachs gearbeitet, Schwämme, Schmirgelpapier, Krepp oder spezielle Radiergummis verwendet, die Farbe durch Klecksen oder Aufspritzen aufgetragen oder andere Farben in das Bild integriert werden. Anders als in der Acryl- oder Ölmalerei, wo verschiedene Malgründe möglich sind, ist die Aquarellmalerei aber auf Aquarellpapier oder Aquarellkarton als Malgrund begrenzt.
Die Ölmalerei
Ölfarben gehören zu den traditionellen Farben, mit denen schon die alten Meister arbeiteten. Ähnlich wie Acrylfarben bieten Ölfarben dem Künstler ein sehr breites Spektrum, um seine Ideen umzusetzen. Mit Ausnahme der Grundtechnik, die auch für Anfänger gut geeignet ist, erweist sich die Ölmalerei jedoch als recht anspruchsvoll und erfordert einiges an Wissen und Erfahrung.
Neben der langen Trocknungszeit besteht ein großer Unterschied zu Acrylfarben darin, dass in der Ölmalerei nicht mit Wasser, sondern mit Terpentin als Verdünnungsmittel gearbeitet wird. Für das Schichten von Farbaufträgen übereinander gilt zudem immer die Grundregel fett auf mager.
Demnach muss ein Ölbild mit mageren Farbschichten, also mit reinen Ölfarben begonnen werden. Die folgenden Farbschichten werden dann zunehmend fetter, indem ihr Fettgehalt durch die Zugabe von Öl, Harzfirnis oder anderen fetten Malmitteln gesteigert wird.
Wird die Grundregel nicht eingehalten, kann es passieren, dass sich die Farbschichten wieder anlösen, Risse entstehen oder einzelne Bildstellen nicht trocknen. Werden Ölfarben mit den entsprechenden Malmitteln vermischt, lassen sich verschiedenste Malweisen umsetzen. Zu den gebräuchlichsten Techniken gehören dabei die Alla-Prima-Technik, die halbdeckende Malweise, die Lasuren-Technik, die Nass-in-nass-Malerei sowie die Impasto- und die Spachteltechnik.
Die Pastellmalerei
Pastellfarben in Form von Kreiden oder Stiften werden zunächst wie beim Zeichnen auf den Malgrund aufgetragen und anschließend mit den Fingern oder mit einem Papierwischer verwischt. Dabei können die Farben in feinen Linien, als größere Farbflächen, durch Schummern mit der breiten Seite oder als Schraffuren aufgebracht werden.
Für künstlerische Bilder und für deckende, geschlossene Farbflächen eignen sich weiche Pastellkreiden besonders gut, denn sie hinterlassen einen losen, lockeren Farbstaub, der sich hervorragend verwischen lässt. Klare Formen, schärfere Konturen und feine Details wiederum lassen sich besser mit harten Pastellkreiden umsetzen, die auch mit Buntstiften und Markern kombiniert werden können.
Die Mischtechnik
Von einer Mischtechnik wird gesprochen, wenn Farbtechniken miteinander kombiniert werden. So handelt es sich beispielsweise um eine Mischtechnik, wenn eine Bleistift- oder Kohlezeichnung angefertigt und anschließend mit Acryl- oder Ölfarben koloriert wird. Allerdings kann nicht jede Farbtechnik beliebig mit jeder anderen Farbtechnik kombiniert werden, denn nicht alle Farben vertragen sich miteinander.
So ist eine Mischtechnik mit Acryl- und Ölfarben beispielsweise nur möglich, indem die Acrylfarben für die Untermalung verwendet werden. Würde andersherum eine Farbschicht aus Acrylfarbe auf Ölfarbe gemalt, würde sich diese Farbschicht nicht mit der Ölfarbe verbinden und in der Folge abplatzen.
Mehr Anleitungen, Tipps und Vorlagen:
- Malmittel in der Aquarellmalerei
- Was ist Freskomalerei?
- Einkaufstipps rund um das Malmaterial
- Grundwissen – die Impasto-Technik
- Anleitung und Tipps zur Grattage
Thema: Die verschiedenen Farbtechniken im Vergleich
Übersicht:
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