Ölbilder reinigen – Infos und Tipps

Ölbilder reinigen – Infos und Tipps

Anders als zum Beispiel Bleistiftzeichnungen oder Aquarellbilder sind Ölgemälde nicht ganz so empfindlich. Doch im Laufe der Jahre verlieren auch sie ihre Leuchtkraft. Denn auf der Oberfläche setzen sich Schmutz und Staub ab. Außerdem vergilbt der Firnis, der als Schutzschicht dient. Die Folge ist, dass die einst kräftigen und strahlenden Farben irgendwann matt und glanzlos wirken. Solche Alterungserscheinungen lassen sich nicht vermeiden.

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Ölbilder reinigen - Infos und Tipps

Aber sie sind auch nicht weiter tragisch. Schmutz, Staub und vergilbte Schutzschichten lassen sich nämlich entfernen. Wir geben Infos und Tipps zum Reinigen von Ölbildern!:

Ölbilder selbst reinigen oder zum Restaurator geben?

Es ist durchaus möglich, ein Ölbild selbst zu reinigen. Andererseits können ungeeignete Mittel oder falsche Techniken ein Gemälde irreparabel beschädigen. Bevor der Kunstfreund selbst Hand anlegt, sollte er deshalb gut abwägen.

Ein wertvolles oder sehr altes Ölgemälde sollte der Besitzer bestenfalls vorsichtig abstauben. Eine gründliche Reinigung sollte er besser einem Profi überlassen. In fachmännische Hände gehört ein Ölbild außerdem, wenn es Beschädigungen aufweist.

Hat das Ölbild eher einen ideellen Wert für den Besitzer, wären die Kosten für eine professionelle Reinigung höher als der Bildwert und traut sich der Besitzer die Aufarbeitung zu, kann er sich selbst heranwagen. Auch wenn das Bild intakt ist und die Verschmutzungen nur oberflächlich sind, braucht der Besitzer nicht unbedingt einen Experten.

Reicht eine Reinigung oder muss der Firnis erneuert werden?

Als nächstes stellt sich die Frage, ob die Verschmutzungen nur Staub und Flecken sind, die sich auf der Oberfläche befinden und recht einfach entfernen lassen, oder ob es notwendig wird, den Firnis abzunehmen.

Um das herauszufinden, nimmt der Besitzer am besten ein Wattestäbchen. Die Watte befeuchtet er mit seinem Speichel und bearbeitet anschließend eine kleine, wenig auffällige Stelle irgendwo am Rand.

Kommen nun wieder schöne, kräftig leuchtende Farben zum Vorschein, genügt eine einfache Reinigung. Zeigen sich hingegen vergilbte Farben, muss der Firnis erneuert werden.

Menschliche Spucke enthält verschiedene Enzyme, die effektiv reinigen. Möchte der Besitzer den Test nicht mit Speichel durchführen, kann er auch destilliertes Wasser verwenden. Allerdings ist der Effekt von destilliertem Wasser weniger stark.

Der ursprünglich transparente Firnis vergilbt mit der Zeit nicht nur. Stattdessen kann es auch passieren, dass er brüchig wird und abblättert.

In diesem Fall muss die Schicht abgenommen und frisch aufgetragen werden. Das sollte aber besser ein Restaurator übernehmen. Denn ein falsch aufgetragenes Reinigungsmittel könnte die Farbschichten unter dem Firnis beschädigen.

Ölbilder reinigen – so wird’s gemacht

Wir beschreiben in den folgenden Arbeitsschritten, wie ein Ölbild komplett gereinigt und in diesem Zuge auch der Firnis erneuert werden kann. Wer sein Ölbild nur oberflächlich reinigen möchte, lässt die letzten Arbeitsschritte einfach weg.

Vorab aber noch eines:

Oft wird empfohlen, ein Ölbild mit Hausmitteln wie rohen Kartoffeln, Brot, Zwiebeln oder Milch zu säubern. Davon würden wir abraten. Lebensmittel gehören in die Küche und nicht auf ein Ölbild. Denn sie hinterlassen Rückstände, die sich unschön verändern und im schlimmsten Fall sogar schimmeln können.

Schritt 1: Das Ölbild aus dem Rahmen nehmen

Zunächst wird das Bild aus dem Rahmen genommen, damit es wirklich komplett gesäubert werden kann. Würde das Ölbild eingerahmt bleiben, könnten zum einen die Ränder und Kanten nicht richtig gesäubert werden. Je nachdem, woraus der Rahmen besteht und wie er behandelt ist, besteht zum anderen die Gefahr, dass der Bilderrahmen abfärbt.

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Schritt 2: Das Ölbild auf eine stabile Unterlage stützen

Ist das Ölbild aus dem Rahmen genommen, sollte es auf eine Art Stütze aufgelegt werden. Diese Stütze kann zum Beispiel aus einem Kartonstapel bestehen. Wichtig ist, dass der Stapel genauso hoch ist wie der Keilrahmen.

Dadurch liegt die Leinwand auf einer festen Unterlage auf und schwingt nicht mit. Würde sie frei in der Luft hängen, könnten die Feuchtigkeit und der Druck beim Reinigen dazu führen, dass sich die Leinwand verzieht oder löst.

Schritt 3: Staub entfernen

Die eigentliche Reinigung beginnt, indem Staub und loser Schmutz entfernt werden. Dazu die gesamte Bildfläche und die Seitenkanten entweder mit einem Staubwedel oder einem weichen Pinsel abfahren.

Ist die Bildfläche intakt, kann auch ein weicher, nicht fusselnder Lappen zum Einsatz kommen. Dabei muss der Besitzer aber sehr behutsam vorgehen. Im Laufe der Zeit können sich nämlich feine Risse bilden.

Reibt der Besitzer mit einem Tuch über die Bildfläche und bleibt an so einem Riss hängen, könnte er die Farbschicht noch weiter einreißen.

Schritt 4: Die Oberfläche feucht reinigen

Ist der lose Schmutz entfernt, nimmt der Besitzer ein Wattestäbchen oder ein Stück weiche Küchenrolle, benetzt diese mit destilliertem Wasser und reibt die Oberfläche Stück für Stück damit ab.

War das Ölbild nur oberflächlich verschmutzt, sollte es danach wieder in neuem Glanz erstrahlen.

Schritt 5: Den Firnis abnehmen

Bei groben Verschmutzungen und einem vergilbten Firnis wird die Schutzschicht abgetragen. Dafür kommt ein Reinigungsmittel zum Einsatz, das Anacrosina heißt. Anacrosina ist eine seifenartige Flüssigkeit speziell zum Reinigen von Ölbildern. Sie enthält verschiedene Lösungsmittel und ist im Künstlerbedarf erhältlich. Auch Restauratoren arbeiten mit Anacrosina.

Das Reinigungsmittel trägt der Besitzer entweder mit einem weichen Schwamm oder einem Pinsel auf dem Ölbild auf und verteilt es ohne Druck in leichten, kreisenden Bewegungen. Wenn die komplette Bildfläche verseift ist, muss das Reinigungsmittel gute 15 Minuten lang einwirken.

Nach der Einwirkzeit wird die Schicht abgenommen. Dazu einen Schwamm in warmes (aber nicht heißes!) Wasser tauchen, etwas ausdrücken und mit dem feuchten Schwamm über die Bildfläche wischen.

Dann den Schwamm auswaschen, frisch befeuchten und wieder über die Bildfläche führen. Das Ganze wird sooft wiederholt, bis die gesamte Schicht aus Anacrosina, Schmutz und Firnis beseitigt ist.

Ist alles wieder sauber, muss das Ölbild trocknen. Erst wenn das Gemälde von allen Seiten komplett getrocknet ist, kann es weitergehen. Wird das Ölbild zu früh gefirnisst und gerahmt, könnte sich Schimmel bilden.

Tipp:

Wer unsicher ist, kann das Reinigungsmittel zuerst nur an einer kleinen Stelle testen. So kann der Besitzer kontrollieren, wie das Mittel wirkt und wie die Ölfarbe reagiert.

Schritt 6: Neuen Firnis auftragen

Wenn das Ölbild nach der Reinigung ganz getrocknet ist, muss zum Schluss noch eine frische Schutzschicht aufgetragen werden. Dazu wird der Firnis am besten mit einem speziellen Firnispinsel in einer gleichmäßigen Schicht auf die Bildfläche aufgetragen.

Ratsam dabei ist, den Pinsel zunächst senkrecht und danach waagerecht über die Oberfläche zu führen. Auf diese Weise entsteht eine gleichmäßige, geschlossene Schutzschicht.

Der Firnis braucht ungefähr eine Woche zum Trocknen. Danach kann das Ölbild wieder in den Rahmen gegeben werden, der zwischenzeitlich natürlich auch entstaubt und feucht abgewischt sein sollte. Nun sollten die Ölfarben wieder schön und intensiv leuchten.

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Hier schreiben die beiden Künstler und Maler RZA & Feryal, alias Christian Gülcan und Ferya Gülcan. Beide Baujahr 1974, mit teilweise unterschiedlichen Einstieg (Grafitti, Zeichnen & Design) in die Acrylmalerei und Ölmalerei. Wir sind Markeninhaber der Kunstschmiede kooZal und malen hauptsächlich moderne und abstrakte Acrylbilder und Ölbilder im Großformat, wenden aber auch andere Maltechniken und Farben an.

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