Was ist ein Giclée?
Moderne Drucktechniken machen es möglich, Ölgemälde, Pastelle, Aquarelle und andere Kunstwerke in höchster Qualität und so brillant abzubilden, dass die Drucke mit bloßem Auge kaum von den Originalen zu unterscheiden sind. Vor allem zeitgenössische Kunst wird in Kunstgalerien seit einiger Zeit zunehmend oft in Form dieser sogenannten Giclées präsentiert.

Was ist also ein Giclée?
Die Bezeichnung Giclée leitet sich von dem französischen Verb gicler ab, das übersetzt spritzen oder sprühen bedeutet. Im Englischen wird mitunter auch vom giclee gesprochen, während in der Literatur gelegentlich der Begriff Giglee zu finden ist. Diese Schreibweise geht jedoch auf einen Hörfehler zurück.
Bei einem Giclée handelt es sich um ein großformatiges, künstlerisches, digitales Bild, das mithilfe eines Tintenstrahldruckers ausgedruckt wurde.
Die Drucktechnik, die bei Glicées Anwendung findet, kam erstmals in den frühen 1990er-Jahren auf. Seinerzeit entstanden mit dem Scitex-Drucker “Iris Model Four” die sogenannten Iris-Drucke. Eigentlich war der Drucker dafür konzipiert, Probe- und Prüfdrucke anzufertigen.
Durch diese Testdrucke sollte es möglich werden, Bilder zu begutachten, Fehlerquellen aufzuspüren und Farbkorrekturen vorzunehmen, bevor die Bilder in die Massenproduktion gingen.
Glicées als großformatige Ausdrucke in hoher Auflösung entstehen aus lichtechten Tinten, die Farbstoffe oder Farbpigmente enthalten. Je nach Druck kommen dabei zwischen sechs und zwölf verschiedene Farbtinten zum Einsatz.
Obwohl die Drucke ursprünglich nur Textzwecken dienen sollten, entdeckten einige Künstler und Fotografen die Technik für sich.
Verglichen mit Lithographien und anderen Herstellungstechniken können mit dem Tintenstrahldrucker insbesondere Reproduktionen und kleinere Auflagen deutlich kostengünstiger hergestellt werden.
Folglich können auch die Drucke vergleichsweise preiswert abgegeben werden. Letztlich wird es damit möglich, Kunst einem breitem Publikum zugänglich zu machen.

Inhalt
- 1 Wie wertvoll sind Glicées?
- 2 Achtung: Ein Glicée ist kein Cliché!
- 3 Wie ein Giclée entsteht – vom Scan bis zum Rahmen
- 3.1 Materialien & Medientypen – was die Oberfläche wirklich ausmacht
- 3.2 Qualitätsmerkmale – so erkennst du einen Fine-Art-Pigmentdruck
- 3.3 Editionsmanagement & Recht – worauf Sammler:innen achten
- 3.4 Pflege, Präsentation & Haltbarkeit – museal gedacht, alltagstauglich gemacht
- 3.5 Giclée vs. Originalgrafik vs. Poster – der Kurzvergleich
- 3.6 Kauf-Checkliste (praktisch & schnell)
- 3.7 Mini-FAQ
- 3.8
- 3.9 Ähnliche Beiträge
Wie wertvoll sind Glicées?
Bei Glicées handelt es sich um sehr hochwertige, hoch aufgelöste Drucke. Hochwertige Tinten sorgen dafür, dass die Ausdrucke viele Jahrzehnte lang lichtbeständig bleiben, ohne an Leuchtkraft einzubüßen, sich zu verfärben oder zu vergilben.
Teilweise werden Glicées auf Leinwand gedruckt, auf Keilrahmen aufgezogen und in edlen Rahmen präsentiert.
Für andere Glicées wird Spezialpapier verwendet und die Drucke werden dann als Passepartouts hinter Glas angeboten. Ähnlich wie bei sehr hochwertigen Kunstdrucken ist es auch bei Glicées nicht unüblich, dass der Künstler die Drucke nummeriert und signiert. Dies erhöht dann natürlich ihren Wert.
Zudem gibt es den sogenannten Limited Edition Glicée Print. Hierbei handelt es sich um Drucke, die nur in einer begrenzten, meist sehr geringen Stückzahl aufgelegt wurden.
Trotzdem ist und bleibt ein Glicée ein Druck. Dieser kann zwar sehr hochwertig und durchaus wertvoll sein. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn es sich um einen Druck aus einer limitierten und vom Künstler signierten Auflage handelt. Dennoch wird ein Druck vermutlich nie den Wert eines echten Gemäldes erreichen können.
Die täuschend echte Abbildung birgt zudem Risiken für Kunstkäufer. So wurde schon so manchem weniger versierten Kunstliebhaber ein Glicée als signiertes Original verkauft.
Um einen hochwertigen Druck von einem Original zu unterscheiden, gibt es eigentlich nur die Möglichkeit, sich das Bild aus nächster Nähe und von der Seite anzusehen.
Ein echtes Ölgemälde weist immer kleine Erhebungen auf, die entstehen, wenn der Künstler die Farbe mit dem Pinsel, dem Malspachtel oder seinen Fingern aufträgt. Die sichtbaren, wenn auch bei einigen Maltechniken sehr feinen Pinselstrukturen sind ein charakteristisches Merkmal der Ölmalerei. Bei einem Druck hingegen ist die Oberfläche gleichmäßig eben.
Dies alles soll nun aber selbstverständlich nicht heißen, dass Glicées keine Alternative sein können. Viele Menschen begeistern sich für Kunst und haben große Freude daran, wenn das eine oder andere Kunstwerk ihre Wände ziert.
Originalgemälde großer Meister oder zumindest bekannter Künstler sind für die meisten jedoch unerschwinglich.
Hier kann ein Glicée durchaus eine hervorragende Lösung sein, denn anders als ein Poster ist ein hochwertiges Glicée nicht weit von einem echten Gemälde entfernt.

Achtung: Ein Glicée ist kein Cliché!
Die Begriffe Glicée und Cliché, oder auf Deutsch auch Klischee, klingen recht ähnlich und werden deshalb gelegentlich verwechselt. Ein Klischee hat allerdings nichts mit einem Glicée zu tun.
Bei einem Klischee handelt es sich um einen Druckstock, der meist aus Kunststoff, Photopolymer, Kupfer oder Zink besteht.
Bei einigen klassischen Drucktechniken wurden zudem Klischees aus Aluminium und Magnesium sowie bei Gravuren Platten aus Messing, Stahl und Blei verwendet. Das Klischee wird mit einer lichtempfindlichen Schicht versehen. Das Druckmotiv wird anschließend mittels Negativfilm auf die Platte aufgelichtet.
Während die belichteten Partien aushärten, bleiben die nicht belichteten Partien wasserlöslich.
Durch einen Ätzvorgang wird das Material an den unbelichteten Stellen abgetragen und die druckenden Partien bleiben in Form von Erhöhungen stehen. Anschließend kann das Motiv im Hochdruckverfahren gedruckt werden.

Wie ein Giclée entsteht – vom Scan bis zum Rahmen
- Digitale Erfassung: Original flach scannen (bei Pastellen/Aquarellen) oder mit Repro-Kamera aufnehmen. Wichtig sind gleichmäßiges Licht, Polarisationsfilter gegen Glanz und ein Farbreferenz-Chart (z. B. X-Rite).
- Datei-Vorbereitung: 16-Bit-TIFF ohne Kompression, Arbeitsfarbraum Adobe RGB/ProPhoto RGB, Zielgröße mit ausreichender PPI (typisch 180–300 ppi am Endformat).
- Farbmanagement: Kalibrierter, profilierter Monitor; ICC-Profile für Papier+Tinte+Drucker; Softproof mit Papierweiß-Simulation.
- Druck: Großformat-Inkjet (z. B. Epson SureColor/Canon imagePROGRAF) mit 8–12 pigmentierten Tinten („archival pigment“). Mehr Tinten = größerer Gamut und glattere Tonwertverläufe.
- Trocknung & Schutz: Drucke vollständig ausgasen lassen (typisch 24–48 h), optional Fixier/Schutzspray bzw. Varnish (Canvas), dann Rahmung oder Keilrahmen-Aufzug.
Materialien & Medientypen – was die Oberfläche wirklich ausmacht
- Baumwollpapiere (100 % Rag, säurefrei, ligninfrei): Samtige Haptik, weiche Tonwerte – Klassiker: matte Photo-Rag-Papiere.
- Baryt/Photo-Fibre: Anmutung klassischer Dunkelkammer-Prints, hohe Dmax (Tiefschwärze).
- Canvas (Leinwand): Malerei-Look; mit Schutzlack robust, ideal für keilgerahmte Präsentation.
- OBAs (optische Aufheller): Satteres Papierweiß, aber je nach Licht kann der Ton „kippen“ (Metamerie). Für Museumsanspruch eher OBA-arme Medien wählen.

Qualitätsmerkmale – so erkennst du einen Fine-Art-Pigmentdruck
- Gleichmäßigkeit: Keine Micro-Banding-Streifen, keine Abrisse in Verläufen.
- Schwärze & Kontrast: Hoher Dmax ohne Detailverlust in Schatten.
- Farbkonsistenz: Serie aus einer Edition zeigt minimale Exemplar-Streuung (ICC-Workflow!).
- Metamerie-Kontrolle: Farben wirken unter Tageslicht und Warmlicht stimmig.
- Verarbeitung: Sauberer Beschnitt, Baumwollhandschuhe, Dokumentation (Papier, Tinten, Drucksystem).
Editionsmanagement & Recht – worauf Sammler:innen achten
- Editionen: Eindeutige Angabe von Auflagenhöhe (z. B. 1/30), Jahr, Papier, Motiv-ID.
- Sonderkennzeichnungen: A/P (Artist’s Proof), H/C (Hors Commerce) klar getrennt von der Hauptauflage.
- Signatur & COA: Signatur auf Blatt/Canvas; Certificate of Authenticity mit Serien-Nr., ggf. Hologramm – idealerweise mit Edition-Register beim Atelier/Drucker.
- Beschriftung: Reproduktionen transparent als „Giclée nach [Künstler:in]“ kennzeichnen; Rechte/Lizenzen dokumentieren.
- Urheberrecht: Ohne explizite Reproduktionsrechte keine Vermarktung – auch bei „Privatdruck“ können Nutzungsrechte greifen.
- Rahmung: UV-absorbierendes Glas/Acryl, Passepartout mit Museumsqualität (pH-neutral). Canvas: sauber keilrahmen, Ecken entspannen.
- Umgebung: 18–24 °C, 40–55 % rF; kein direktes Sonnenlicht, Abstand zu Heizquellen.
- Handling: Baumwollhandschuhe, Kontakt mit Glas vermeiden, Drucke erst nach dem Ausgasen rahmen.
- Reinigung: Glas/Acryl regelmäßig, Druckoberfläche selbst nicht trocken abwischen.

Giclée vs. Originalgrafik vs. Poster – der Kurzvergleich
- Giclée (Archival Pigment Print): Reproduktion (oder auch original erzeugte Digital-Kunst) mit Fine-Art-Pigmenttinten; hohe Auflösung, lange Lichtbeständigkeit; Editionen möglich.
- Originalgrafik (Radierung, Siebdruck, Lithografie): Das Druckverfahren ist Teil des künstlerischen Prozesses; jeder Abzug ein Original im Sinne der Druckgrafik.
- Poster/CMYK-Offset: Für Auflage/Preis optimiert; geringere Material- und Tintenqualität, selten archivfest.
Kauf-Checkliste (praktisch & schnell)
- Stimmt Edition/Signatur? Gibt es ein COA mit Seriennummer?
- Welche Tinte/Papier wurden eingesetzt (Pigment, säurefrei, OBA-Anteil)?
- Gibt es Hinweise zum Farbmanagement (ICC-Profil, Softproof)?
- Wirkt der Druck unter unterschiedlichem Licht konsistent?
- Verkäufer:in/Atelier: Reputation, transparentes Editions-Register, saubere Verpackung/Handling.

Mini-FAQ
Ist jedes Inkjet-Bild ein Giclée?
Nein. Der Begriff wird für archivfeste Fine-Art-Pigmentdrucke auf hochwertigen Medien verwendet, nicht für beliebige Consumer-Ausdrucke.
Pigment vs. Dye-Tinten – was bedeutet das?
Pigmente sind lichtechter und erzeugen meist höheren Dmax auf geeigneten Papieren; Dye-Tinten können brillanter wirken, sind aber häufiger weniger beständig.
Wie nah kommt Giclée an das Original?
Struktur (Impasto) eines Öls lässt sich simulieren (Canvas + Varnish), aber nicht „kopieren“. Farb- und Tonwerttreue hängen vom Repro-Setup ab.
Mehr Anleitungen und Tipps für die Ölmalerei:
- Die verschiedenen Farbtechniken im Vergleich
- Bastelidee – ein Memoboard mit Ölfarben gestalten
- Malmittel in der Aquarellmalerei
- Was ist Freskomalerei?
- Einkaufstipps rund um das Malmaterial
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Thema: Was ist ein Giclee?
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Der Beitrag könnte nochmals redigiert werden, ab dem vierten Abschnitt wird nur noch von Glichée gesprochen, auch wenn noch Giclée gemeint ist. Besonders hier:
„Achtung: Ein Glicée ist kein Cliché!“