Alles Wichtige zum Stillleben, Teil I

Alles Wichtige zum Stillleben, Teil I

Als Kunstgattung kam die Stilllebenmalerei bereits in der frühen Antike auf. Doch bis der Begriff zur offiziellen Bezeichnung für ein Genre wurde, sollten viele Jahrhunderte vergehen. Stillleben vermitteln eine neue Sichtweise auf alltägliche Gegenstände. Die Anordnung und die Farbgebung der dargestellten Objekte verleiht ihnen Bedeutung und hält gleichzeitig ihre Existenz in dem Moment fest.

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Alles Wichtige zum Stillleben, Teil I

Viele berühmte Stillleben sind in Öl gemalt. Aber was macht so ein Bild aus? Wie hat sich die Kunstgattung im Laufe der Zeit entwickelt und verändert?

In einem zweiteiligen Beitrag bündeln wir alles Wichtige zum Stillleben!:

Was ist ein Stillleben?

Zwischen dem 17. und dem 18. Jahrhundert wurde das Stillleben in den Niederlanden zur offiziellen Bezeichnung für ein Kunstgenre. Von da an wurde die Gattung zunehmend beliebter und tauchte auch in den folgenden Jahrhunderten immer wieder in den verschiedensten Kunstströmungen auf.

Das Wort „Stillleben“ geht auf das niederländische „still leven“ zurück. Im Französischen wird die Bezeichnung „nature morte“ verwendet und im Italienischen ist von „natura morta“ die Rede.

Übersetzt bedeutet beides „tote Natur“. Diese Übersetzungen deuten darauf hin, was ein Stillleben ausmacht: ein Bild ohne Bewegung und ohne Leben.

In der Hierarchie der Kunstgattungen steht das Stillleben auf dem untersten Rang. Die französische Akademie „Academie des Beaux-Arts“ war eine bedeutsame Kunstinstitution. 1648 gegründet, war ihre wesentliche Aufgabe, Malerei und Bildhauerei zu unterrichten und einen Ausstellungsort für die Künstler in ihren Reihen zu schaffen.

André Félibien, ein Mitglied der Kunstakademie, klassifizierte 1667 die verschiedenen Kunststile. Die Kategorien ordnete er von oben nach unten an. Den höchsten Rang erhielt die Historienmalerei, gefolgt von der Porträtmalerei, der Genremalerei, der Landschaftsmalerei und schließlich dem Stillleben.

Durch die Kategorien sollten Kunstwerke besser voneinander unterschieden und in ihrem Geldwert bemessen werden können, um auf dieser Basis auch zu entscheiden, ob sie in Ausstellungen gezeigt werden.

Gemälde, die reglose Gegenstände abbilden, gab es bereits im alten Ägypten. Das Stillleben als Kunstform hat seinen Ursprung aber in der westlichen Kunst der Spätrenaissance. Zu einer eigenständigen Kunstgattung wurde es im 17. Jahrhundert.

Stillleben im Altertum und im Mittelalter

Die frühesten bekannten Stillleben stammen aus dem alten Ägypten. Die Darstellungen sollten die Toten ehren und von ihnen im Jenseits verwendet werden können. So wurde zum Beispiel eine Schale mit Lebensmitteln gemalt, damit der Verstorbene im Jenseits nicht hungern muss.

Im klassischen Altertum, in der Zeit der alten Römer und Griechen, finden sich ebenfalls Stillleben. Bei Ausgrabungen stießen Archäologen in Villen auf Fresken und Mosaike in dieser Form.

Die Vielzahl der Arbeiten in unterschiedlichen Regionen lässt darauf schließen, dass Stillleben schon damals eine Kunstgattung waren und als dekorativer Malstil eingesetzt wurden.

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Im Mittelalter übernahmen die Künstler das Genre für religiöse Zwecke. Sie stellten biblische Szenen dar, in die sie symbolische Arrangements einbetteten.

Außerdem griffen sie auf Stillleben zurück, um mittelalterliche Handschriften zu verzieren. Die Buchseiten schmückten sie mit Objekten wie Früchten, Muscheln oder Münzen.

Stillleben in der Renaissance

Die Künstler der Renaissance verhalfen der Ikonografie des Stillebens durch ihre Blumenbilder zu Popularität. Ikonografie ist ein Begriff aus der Kunstwissenschaft und bezeichnet die Lehre der bildnerischen Sprache.

Es geht darum, die Gestaltungsmittel in künstlerischen Motiven zu bestimmen und zu deuten.

Typische Bilder aus dieser Zeit zeigen eine bunte Mischung aus Blumen und Pflanzen, die in einer Vase arrangiert sind. Das Motiv hält den Moment fest, in dem die Blumen in voller Blüte stehen.

Durch fein ausgearbeitete Details und starke Hell-Dunkel-Kontraste steht das Motiv prächtig im Vordergrund und wirkt sehr naturnah. Zusätzliche Bildelemente gibt es oft nicht, um nicht vom Hauptmotiv abzulenken.

In der Renaissance gab es eine Abkehr von religiösen Motiven hin zu weltlichen Themen. Damit stieg auch das Interesse an Studien der Natur und realitätsnahen Darstellungen.

Die Bildsprache der Blumen erwies sich dabei als probates Mittel und fand entsprechend großen Anklang.

Stillleben im Goldenen Zeitalter der Niederlande

Das Goldene Zeitalter bescherte den Niederlanden im 17. Jahrhundert eine wirtschaftliche und kulturelle Blüte. Auf dem Höhepunkt dieser Periode waren zahlreiche Künstler tätig und schufen insgesamt um die 70.000 Kunstwerke pro Jahr.

In dieser Zeit entstanden auch die ersten Stillleben, die als Vanitas-Gemälde bezeichnet werden. Sie sind von dem sogenannten „memento mori“ inspiriert. Dahinter verbirgt sich ein Genre der Malerei, dessen Name übersetzt so viel bedeutet wie „erinnere dich daran, dass du sterben musst“.

Die namensgebende Redewendung soll ins Bewusstsein rufen, dass alles Leben vergänglich ist.

Vanitas-Gemälde setzen dies durch symbolische Gegenstände und eine eher dunkle Farbgebung um. Sie zeigen oft Schnittblumen, die mit Objekten wie Früchten oder Lebensmitteln, menschlichen Schädeln, abbrennenden Kerzen oder umgestürzten Sanduhren kombiniert sind. Jeder einzelne Gegenstand soll die Vergänglichkeit des Lebens zeigen.

Parallel zu den eher düsteren und nachdenklichen Stillleben wurden sogenannte Prunk-Stillleben zu einem beliebten Motiv.

Reich gedeckte Tische mit feinstem Porzellan, edlem Silberbesteck und goldenen Kannen sollten den prächtigen Lebensstil der wohlhabenden Gesellschaft symbolisieren. Erlesene Speisen und diverse Luxusgüter standen als Sinnbilder für Prunk und Reichtum.

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Hier schreiben die beiden Künstler und Maler RZA & Feryal, alias Christian Gülcan und Ferya Gülcan. Beide Baujahr 1974, mit teilweise unterschiedlichen Einstieg (Grafitti, Zeichnen & Design) in die Acrylmalerei und Ölmalerei. Wir sind Markeninhaber der Kunstschmiede kooZal und malen hauptsächlich moderne und abstrakte Acrylbilder und Ölbilder im Großformat, wenden aber auch andere Maltechniken und Farben an.

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