Malmittel in der Aquarellmalerei
Anders als die Ölmalerei, die sich durch satte, intensive Farben und deutlich sichtbare Pinselstriche kennzeichnet, lebt die Aquarellmalerei von ihrem leichten und transparenten Charakter. Trotzdem lassen sich beide Maltechniken miteinander kombinieren, wenn auch mit Einschränkungen. So eignet sich die Aquarellmalerei sehr gut als Untermalung für Ölbilder. Dies gilt vor allem dann, wenn das Ölbild in einer lasierenden Malweise entstehen soll.
Ölfarben können zwar verdünnt werden, in einer so flüssigen Konsistenz wie Aquarellfarben lassen sie sich aber nicht vermalen. Wird nun die Untermalung mit Aquarellfarben angelegt und darüber mit Lasuren aus Ölfarben gemalt, lassen sich in der Ölmalerei Bilder gestalten, die den Charakter von Aquarellbildern haben. Andersherum ist es aber nicht möglich, Ölfarben mit Aquarellfarben zu übermalen.
Der Grund hierfür ist die Malregel fett auf mager, nach der magere Farbschichten den Untergrund bilden und die folgenden Malschichten einen zunehmend höheren Fett-, und damit Ölanteil haben müssen. Würden Aquarellfarben auf Ölfarben aufgetragen werden, würden sie keine solide Farbschicht bilden, sondern abperlen. Ein weiterer Unterschied zwischen der Öl- und der Aquarellmalerei besteht darin, dass Ölbilder meist auf Leinwand entstehen, während für Aquarellbilder normalerweise Papier als Bildträger dient.
Es ist zwar möglich, mit Aquarellfarben auf grundierter Leinwand zu malen, allerdings haften die Farben hier nicht ganz so gut. Abhilfe kann dann ein Zwischenfirnis aus Acrylbinder schaffen, der die Untermalung aus Aquarellfarben fixiert.
Malmittel in der Aquarellmalerei
Wie jede Maltechnik erfordert auch die Aquarellmalerei ein wenig Übung. Gerade am Anfang fällt es vielen nicht leicht, das Fließverhalten der Aquarellfarben richtig einzuschätzen. Soll die Aquarellmalerei die Untermalung für ein Ölbild bilden oder nur an einigen Stellen mit Ölfarben ausgestaltet und ansonsten unverändert erhalten bleiben, ist es aber wichtig, dass das Ergebnis den Vorstellungen und Plänen entspricht.
Hilfreich kann es deshalb sein, mit Malmitteln zu arbeiten. Wie bei jeder anderen Maltechnik kennt nämlich auch die Aquarellmalerei Malmittel, die für die Technik als solches zwar nicht zwingend erforderlich sind, aber eben für bestimmte Eigenschaften sorgen und so das Malen erleichtern können.
Die vier wichtigsten Malmittel
in der Aquarellmalerei sind dabei folgende:
Maskierflüssigkeit
Strenggenommen ist Maskierflüssigkeit kein Malmittel im eigentlichen Sinne, sondern eher eine Art Werkzeug. Bei Maskierflüssigkeit, die im Handel auch unter Bezeichnungen wie Abdeckgummi oder Abdeckmittel für Aquarell angeboten wird, handelt es sich um eine cremige Substanz. Aufgetragen auf den Malgrund bildet die Maskierflüssigkeit eine Schicht, die das Eindringen von wässrigen Lösungen verhindert.
Die Stellen, die mit der Flüssigkeit beschichtet sind, können mit Aquarellfarben also nicht bemalt werden. Für den Künstler bedeutet das, dass er nicht mehr ganz so aufpassen muss, bereits gestaltete Flächen oder Flächen, die weiß bleiben sollen, nicht versehentlich zu übermalen.
Ist die Aquarellmalerei abgeschlossen, wird die Maskierflüssigkeit vorsichtig wieder entfernt, beispielsweise mit einem Radiergummi oder dem Fingernagel. Um den Malgrund nicht zu beschädigen, sollte dies aber erfolgen, bevor die Flüssigkeit vollständig durchgetrocknet ist.
Aquapasto
Bei Aquapasto handelt es sich um ein transparentes Verdickungsmittel. Es besteht in erster Linie aus Gummiarabikum und Silizium und hat die Konsistenz von einem Gel.
Werden Aquarellfarben mit Aquapasto vermischt, erhalten sie mehr Fülle und lassen sich in Strukturen vermalen, die ein wenig an Ölfarben erinnern. Zudem verhindert Aquapasto, dass die Farben ineinanderfließen, was vor allem dann ein gewünschter Effekt ist, wenn feine Details gemalt werden sollen.
Gummiarabikum
Bei den meisten Aquarellfarben gehört Gummiarabikum zu den Hauptbestandteilen, denn neben Wasser als Lösemittel, Farbpigmenten und Füllstoffen dient häufig Gummiarabikum als Bindemittel. Je mehr Gummiarabikum eine Aquarellfarbe enthält, desto tiefer und dunkler wirkt ihr Farbton.
Wird Gummiarabikum als Malmittel verwendet, lassen sich die Leuchtkraft und die Tiefenwirkung der Farben somit noch verstärken. Gleichzeitig verändern die Farben durch die Zugabe von Gummiarabikum ihre Konsistenz, denn sie werden fester. Dies führt dazu, dass die Farben langsamer fließen und gezielter aufgetragen werden können.
Allerdings sollte das Malmittel nur sparsam verwendet werden. Ist der Anteil zu hoch, kann es nämlich passieren, dass die Farbschichten reißen. Zudem verleiht Gummiarabikum den Farbschichten eine leicht glänzende Oberfläche. Dieser Effekt ist jedoch oft nicht gewünscht, denn ein wesentliches Merkmal von Aquarellfarben ist ja gerade ihre matte Oberfläche.
Ochsengalle
Ochsengalle gehört zu den recht häufig eingesetzten Malmitteln in der Aquarellmalerei. Durch Ochsengalle verändert sich die Oberflächenspannung des Wassers, was zur Folge hat, dass sich sowohl die Fließeigenschaften als auch die Haftungsfähigkeit der Farben verbessern.
Meist wird die Ochsengalle dem Mischwasser hinzugefügt. Möglich ist aber auch, eine dünne Schicht Ochsengalle als eine Art Grundierung direkt auf den Malgrund aufzutragen. Eine zu dicke Schicht kann allerdings zur Folge haben, dass die Pinselstriche später sichtbar bleiben. Anders als in der Ölmalerei ist dies in der Aquarellmalerei jedoch meist nicht erwünscht. Diejenigen, die keine gereinigte Ochsengalle verwenden möchten, finden im Handel übrigens auch synthetische Ersatzmittel mit ähnlichen Eigenschaften.
Mehr Anleitungen und Tipps zur Ölmalerei und Maltechniken:
- Einkaufstipps rund um das Malmaterial
- Grundwissen – die Impasto-Technik
- Die halbdeckende Maltechnik und Lasurentechnik
- Tipps für die Vorzeichnung und Untermalung von Ölbildern
- Ölfarben und Acrylfarben – ein Vergleich
Thema: Malmittel in der Aquarellmalerei
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