Malmittel in der Aquarellmalerei
Anders als die Ölmalerei, die sich durch satte, intensive Farben und deutlich sichtbare Pinselstriche kennzeichnet, lebt die Aquarellmalerei von ihrem leichten und transparenten Charakter. Trotzdem lassen sich beide Maltechniken miteinander kombinieren, wenn auch mit Einschränkungen.

So eignet sich die Aquarellmalerei sehr gut als Untermalung für Ölbilder. Dies gilt vor allem dann, wenn das Ölbild in einer lasierenden Malweise entstehen soll.
Ölfarben können zwar verdünnt werden, in einer so flüssigen Konsistenz wie Aquarellfarben lassen sie sich aber nicht vermalen.
Wird nun die Untermalung mit Aquarellfarben angelegt und darüber mit Lasuren aus Ölfarben gemalt, lassen sich in der Ölmalerei Bilder gestalten, die den Charakter von Aquarellbildern haben. Andersherum ist es aber nicht möglich, Ölfarben mit Aquarellfarben zu übermalen.
Der Grund hierfür ist die Malregel fett auf mager, nach der magere Farbschichten den Untergrund bilden und die folgenden Malschichten einen zunehmend höheren Fett-, und damit Ölanteil haben müssen.
Würden Aquarellfarben auf Ölfarben aufgetragen werden, würden sie keine solide Farbschicht bilden, sondern abperlen. Ein weiterer Unterschied zwischen der Öl- und der Aquarellmalerei besteht darin, dass Ölbilder meist auf Leinwand entstehen, während für Aquarellbilder normalerweise Papier als Bildträger dient.
Es ist zwar möglich, mit Aquarellfarben auf grundierter Leinwand zu malen, allerdings haften die Farben hier nicht ganz so gut.
Abhilfe kann dann ein Zwischenfirnis aus Acrylbinder schaffen, der die Untermalung aus Aquarellfarben fixiert.

Inhalt
- 1 Auflistung an Malmitteln für die Aquarellmalerei:
- 2 Malmittel & Praxis-Know-how für die Aquarellmalerei
- 2.1 Aquarellgrund (Absorbent Ground): Aquarell auf Leinwand, Holz & Co.
- 2.2 Schutz & Konservierung: Fixativ vs. Firnis bei Aquarell
- 2.3 Fließverbesserer (Flow Improver): Präzise Kanten ohne „Blüten“, vegan möglich
- 2.4 Trocknungsverzögerer (Retarder): Mehr Offenzeit mit Glycerin
- 2.5 Lifting-Medium: Farbe gezielt wieder abnehmen
- 2.6 Granulations- & Effekt-Medien: Textur steuern statt dem Zufall überlassen
- 2.7 Iridescent-/Glanz-Medien: Wenn’s dezent funkeln soll
- 2.8 Papierleimung, Wasserqualität & Archivfestigkeit: Die unsichtbaren Stellschrauben
- 2.9 Kompatibilitäten: Aquarell, Gouache, Tusche – was passt zusammen?
- 2.10 Aquarell als Untermalung für Öl: Sicherer Schichtaufbau
- 2.11 Häufige Fehler – und die schnelle Lösung
- 2.12
- 2.13 Ähnliche Beiträge
Auflistung an Malmitteln für die Aquarellmalerei:
Wie jede Maltechnik erfordert auch die Aquarellmalerei ein wenig Übung. Gerade am Anfang fällt es vielen nicht leicht, das Fließverhalten der Aquarellfarben richtig einzuschätzen.
Soll die Aquarellmalerei die Untermalung für ein Ölbild bilden oder nur an einigen Stellen mit Ölfarben ausgestaltet und ansonsten unverändert erhalten bleiben, ist es aber wichtig, dass das Ergebnis den Vorstellungen und Plänen entspricht.
Hilfreich kann es deshalb sein, mit Malmitteln zu arbeiten.
Wie bei jeder anderen Maltechnik kennt nämlich auch die Aquarellmalerei Malmittel, die für die Technik als solche zwar nicht zwingend erforderlich sind, aber eben für bestimmte Eigenschaften sorgen und so das Malen erleichtern können.
Die vier wichtigsten Malmittel in der Aquarellmalerei sind dabei folgende:
Maskierflüssigkeit
Strenggenommen ist Maskierflüssigkeit kein Malmittel im eigentlichen Sinne, sondern eher eine Art Werkzeug. Bei Maskierflüssigkeit, die im Handel auch unter Bezeichnungen wie Abdeckgummi oder Abdeckmittel für Aquarell angeboten wird, handelt es sich um eine cremige Substanz.
Aufgetragen auf den Malgrund bildet die Maskierflüssigkeit eine Schicht, die das Eindringen von wässrigen Lösungen verhindert.
Die Stellen, die mit der Flüssigkeit beschichtet sind, können mit Aquarellfarben also nicht bemalt werden.
Für den Künstler bedeutet das, dass er nicht mehr ganz so aufpassen muss, bereits gestaltete Flächen oder Flächen, die weiß bleiben sollen, nicht versehentlich zu übermalen.
Ist die Aquarellmalerei abgeschlossen, wird die Maskierflüssigkeit vorsichtig wieder entfernt, beispielsweise mit einem Radiergummi oder dem Fingernagel. Um den Malgrund nicht zu beschädigen, sollte dies aber erfolgen, bevor die Flüssigkeit vollständig durchgetrocknet ist.
Aquapasto
Bei Aquapasto handelt es sich um ein transparentes Verdickungsmittel. Es besteht in erster Linie aus Gummiarabikum und Silizium und hat die Konsistenz von einem Gel.
Werden Aquarellfarben mit Aquapasto vermischt, erhalten sie mehr Fülle und lassen sich in Strukturen vermalen, die ein wenig an Ölfarben erinnern.
Zudem verhindert Aquapasto, dass die Farben ineinanderfließen, was vor allem dann ein gewünschter Effekt ist, wenn feine Details gemalt werden sollen.

Gummiarabikum
Bei den meisten Aquarellfarben gehört Gummiarabikum zu den Hauptbestandteilen, denn neben Wasser als Lösemittel, Farbpigmenten und Füllstoffen dient häufig Gummiarabikum als Bindemittel.
Je mehr Gummiarabikum eine Aquarellfarbe enthält, desto tiefer und dunkler wirkt ihr Farbton.
Wird Gummiarabikum als Malmittel verwendet, lassen sich die Leuchtkraft und die Tiefenwirkung der Farben somit noch verstärken.
Gleichzeitig verändern die Farben durch die Zugabe von Gummiarabikum ihre Konsistenz, denn sie werden fester. Dies führt dazu, dass die Farben langsamer fließen und gezielter aufgetragen werden können.
Allerdings sollte das Malmittel nur sparsam verwendet werden. Ist der Anteil zu hoch, kann es nämlich passieren, dass die Farbschichten reißen. Zudem verleiht Gummiarabikum den Farbschichten eine leicht glänzende Oberfläche.
Dieser Effekt ist jedoch oft nicht gewünscht, denn ein wesentliches Merkmal von Aquarellfarben ist ja gerade ihre matte Oberfläche.
Ochsengalle
Ochsengalle gehört zu den recht häufig eingesetzten Malmitteln in der Aquarellmalerei. Durch Ochsengalle verändert sich die Oberflächenspannung des Wassers, was zur Folge hat, dass sich sowohl die Fließeigenschaften als auch die Haftungsfähigkeit der Farben verbessern.
Meist wird die Ochsengalle dem Mischwasser hinzugefügt. Möglich ist aber auch, eine dünne Schicht Ochsengalle als eine Art Grundierung direkt auf den Malgrund aufzutragen.
Eine zu dicke Schicht kann allerdings zur Folge haben, dass die Pinselstriche später sichtbar bleiben. Anders als in der Ölmalerei ist dies in der Aquarellmalerei jedoch meist nicht erwünscht.
Diejenigen, die keine gereinigte Ochsengalle verwenden möchten, finden im Handel übrigens auch synthetische Ersatzmittel mit ähnlichen Eigenschaften.

Malmittel & Praxis-Know-how für die Aquarellmalerei
Aquarellgrund (Absorbent Ground): Aquarell auf Leinwand, Holz & Co.
Kurz erklärt: Aquarellgrund ist eine saugende Grundierung, die nicht saugende Träger aquarelltauglich macht.
Einsatz: Dünn in 2–3 Schichten auf Leinwand/Holz auftragen, vollständig trocknen lassen; Oberfläche ggf. leicht anschleifen.
Effekt: Farbe „saugt“ wie auf Papier ein, Lasuren wirken kontrollierbarer als auf normalem Gesso.
Zweck: Ideal, wenn du Aquarelloptik auf großformatigen oder unkonventionellen Trägern willst.
Schutz & Konservierung: Fixativ vs. Firnis bei Aquarell
Aquarell bleibt grundsätzlich anlösbar. Ein Aquarell-Fixativ/UV-Schutzspray kann Staub- und UV-Schutz verbessern, ersetzt aber keinen klassischen Firnis aus der Ölmalerei.
So gehst du vor: Dünne Sprühschichten aus 30–40 cm Abstand; erst testen. Glanzsprays können den typischen matten Charakter verändern.
Merke: Für Ausstellungen/Transport sinnvoll, für Alltagsarbeiten oft nicht nötig.
Fließverbesserer (Flow Improver): Präzise Kanten ohne „Blüten“, vegan möglich
Was er tut: Senkt die Oberflächenspannung – Waschungen verlaufen glatter, Kanten fransen weniger aus.
Alternative zu Ochsengalle: Synthetische Netzmittel (vegan, geruchsarm) im Mischwasser; sparsam dosieren.
Typischer Einsatz: Detailpassagen, klare Verläufe, gleichmäßige Himmelswaschungen.

Trocknungsverzögerer (Retarder): Mehr Offenzeit mit Glycerin
Wirkprinzip: Eine(!) winzige Menge Glycerin (z. B. 1 Tropfen auf eine Mischpfütze) verlangsamt die Trocknung.
Vorteil: Weiche Verläufe in warmen, trockenen Räumen; Zeit für Naß-in-Naß-Übergänge.
Hinweis: Überdosierung macht die Schicht klebrig/empfindlich – also minimal dosieren.
Lifting-Medium: Farbe gezielt wieder abnehmen
Nutzen: Erleichtert das Anheben/Abwischen getrockneter Aquarellschichten, ohne das Papier zu quälen.
Anwendung: Vor dem Malen dünn auf ausgewählte Bereiche streichen oder der Farbe beimischen.
Typischer Use Case: Glanzlichter zurückholen, Korrekturen, atmosphärische Nebel.
Granulations- & Effekt-Medien: Textur steuern statt dem Zufall überlassen
Granulations-Medium: Verstärkt Körnung – ideale Strukturen für Stein, Himmel, Nebel.
Textur-/Struktur-Gele (aquarelltauglich): Zarte Reliefs, auf die du transparent lasierst – bitte sparsam, sonst verlierst du den Aquarell-Charakter.
Pro-Tipp: Erst kleine Musterkarten anlegen – jede Marke/Charge kann sich anders verhalten.
Iridescent-/Glanz-Medien: Wenn’s dezent funkeln soll
Effekt: Perlmuttschimmer oder Metallic-Akzente in Lasuren.
Dosierung: Weniger ist mehr – Highlights setzen, nicht flächig „zudecken“, damit die Transparenz lebendig bleibt.
Papierleimung, Wasserqualität & Archivfestigkeit: Die unsichtbaren Stellschrauben
- Papierleimung (Oberleim): Stärker geleimte Papiere lassen Farben länger „stehen“ – mehr Kantenkontrolle.
- Wasserqualität: Hartes Leitungswasser begünstigt Kalkränder; destilliertes Wasser reduziert Ränder und Pigmentausfällungen.
- Archivfestigkeit: Auf säurefreies, 100 % Baumwolle, hohe Grammatur (≥ 300 g/m²) achten; Lichtechtheit der Pigmente (ASTM-/BW-Angaben) prüfen.
Kompatibilitäten: Aquarell, Gouache, Tusche – was passt zusammen?
- Gouache/Deckweiß: Für Highlights und Korrekturen mit Aquarell gut kombinierbar; bleibt wasserlöslich.
- Aquarelltusche/Flüssigaquarell: Brillante Lasuren, aber oft fester bindend – erst testen, wie gut sich späteres „Lifting“ noch klappt.
- Acryl-Tinten: Können als versiegelnde Zwischenschicht wirken – dann lasiert Aquarell darüber anders (mehr „auf“ statt „in“ dem Träger).

Aquarell als Untermalung für Öl: Sicherer Schichtaufbau
Ziel: Aquarell-Anmutung im Ölbild – mit kontrollierter Barriere.
Empfohlener Aufbau:
- Träger wählen: Verzugsfeste Platte (Holz/Alu-Dibond) oder schweres, aufgezogenen Aquarellpapier.
- Aquarellgrund (falls Leinwand/Holz): Saugfähigkeit herstellen.
- Aquarell-Untermalung anlegen, vollständig trocknen.
- Sperrschicht / Zwischenfilm: Dünner Acrylbinder oder klares Acrylmedium, gleichmäßig. Das verhindert Anlösen und bildet den mageren Film.
- Öllasuren „fett auf mager“ weiter aufbauen, Ölanteil langsam steigern.
Warum das funktioniert: Der Acrylfilm trennt wasserlösliche Untermalung und ölhaltige Lasuren – die klassische Regel fett auf mager bleibt gewahrt.
Häufige Fehler – und die schnelle Lösung
- Blüten/Backruns in Waschungen → Mischwasser mit Flow Improver anreichern; Pinsel nicht übertränken.
- Spröde Risse nach Gummiarabikum-Zugabe → klar unter 10 % bleiben, lieber minimal dosieren.
- Abperlende Farbe auf Leinwand → ohne Aquarellgrund ist die Oberfläche nicht saugfähig.
- Vergilbung/UV-Schäden → Pigment-Lichtechtheit beachten, UV-Schutzspray erwägen, direkte Sonne meiden.
Mehr Anleitungen und Tipps zur Ölmalerei und Maltechniken:
- Einkaufstipps rund um das Malmaterial
- Grundwissen – die Impasto-Technik
- Die halbdeckende Maltechnik und Lasurentechnik
- Tipps für die Vorzeichnung und Untermalung von Ölbildern
- Ölfarben und Acrylfarben – ein Vergleich
- Wertvolle Kunstwerke richtig schützen, 1. Teil
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Thema: Malmittel in der Aquarellmalerei
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