Was ist Art Journaling? 1. Teil
Ob Einsteiger, leidenschaftlicher Hobby-Künstler oder Profi: Jeder hat Phasen, in denen die Kreativität nicht so richtig mitspielt. Manchmal soll ein neues Bild entstehen, aber der Anfang will einfach nicht gelingen. Und mitunter kommen Zweifel auf, wie viel Künstler wirklich in einem steckt. Mit dem Art Journaling gibt es eine Methode, die der Kreativität auf die Sprünge hilft, Blockaden löst und den inneren Kritiker ausbremst. Der Künstler kann sich völlig frei und intuitiv entfalten.
Gleichzeitig macht es sehr viel Spaß, zu experimentieren und zu beobachten, was sich entwickelt. In einer kleinen Beitragsreihe stellen wir das Art Journaling vor und erklären, was der Künstler dafür benötigt:
Was ist Art Journaling?
Bei einem Art Journal handelt es sich um eine Art kreatives Künstler-Tagebuch. In dem Tagebuch finden alle Ideen, Gedanken, Gefühle und Impulse einen Platz. Durch sein Art Journal hat der Künstler seine persönliche Spielfläche, auf der er sich kreativ austoben und künstlerisch entfalten kann.
Dabei kann er malen, zeichnen, schreiben, kritzeln, kleben, Collagen erstellen, schneiden, Buchseiten knicken oder herausreißen. Erlaubt ist alles, was dem Künstler gerade einfällt.
Weil das Art Journal ein sehr persönliches und individuelles Tagebuch ist, gibt es keine Bewertungen von Dritten. Der Künstler erstellt sein Tagebuch nur für sich und muss es niemandem zeigen. Gerade deshalb lädt das Art Journaling auch dazu ein, ganz unbeschwert zu experimentieren.
Der Künstler kann Farbmischungen ausprobieren, Gedichte schreiben, Gedanken notieren und Papierschnipsel wild zusammenkleben. Er kann ohne den Anspruch, perfekt zu sein, verschiedenste Muster und Motive gestalten.
Und wenn ein Bild dem eigenen Empfinden nach hässlich ist, kann der Künstler es einfach übermalen, durchstreichen oder aus dem Tagebuch herausreißen.
Unterm Strich geht es beim Art Journaling darum, dass sich der Künstler treiben lässt. Er kann und sollte sich austoben, seine Kreativität fließen lassen und vor allem den Spaß am kreativen Werkeln genießen.
Was bewirkt das Art Journaling?
Das Art Journaling ist eine Methode, die den Künstler darin unterstützt, eine kreative Routine zu erlernen. Sie nimmt die Bedenken oder gar die Angst vor kreativen Blockaden. Durch das Art Journaling wird sich der Künstler darüber bewusst, dass es keinen Grund dafür gibt, sich selbst unter Druck zu setzen, weil alles sein kann, aber nichts sein muss.
Daneben hilft das Art Journaling dabei, sich selbst als Künstler besser kennenzulernen. Durch das freie und unbeschwerte Herumprobieren gewinnt der Künstler Erkenntnisse darüber, was ihm Spaß macht und was ihm gut liegt.
Er lernt, auf seine Impulse zu hören und auf seine Intuition zu vertrauen. Auf diese Weise fördert das Art Journaling die künstlerische Weiterentwicklung und den Glauben an die eigenen Fähigkeiten.
Insgesamt setzt das Art Journaling an mehreren Punkten an. Das Malen und Gestalten im Art Journal ermöglicht dem Künstler,
-
sich unbeschwert und mit Freude auf den kreativen Fluss einzulassen.
-
seine künstlerischen Fähigkeiten immer wieder neu zu erleben und auszubauen.
-
einfach einmal ganz spontan, aus dem Bauch heraus, ohne großartige Vorbereitung und vor allem ohne Druck zu malen.
-
seinen Gedanken und Gefühlen in einem geschützten Raum Ausdruck zu verleihen.
-
Ideen und Erfahrungen als Bilder umzusetzen.
-
spontane Einfälle festzuhalten, die später zu Vorlagen für Bilder werden können.
-
verschiedene Techniken auszuprobieren und mit Materialien zu spielen.
Ein weiterer Aspekt ist, dass das Art Journaling ein Ventil sein kann, um die Selbstzweifel abzulegen und den inneren Kritiker zum Schweigen zu bringen. Auch Kommentare Dritter, die ein Bild vielleicht unschön bewertet haben, können sich relativieren. Denn durch das kreative Herumprobieren lernt der Künstler, sich immer freier auf den Prozess einzulassen.
Es geht nicht darum, perfekte Ergebnisse zu erzielen. Die Idee ist vielmehr, dass der Künstler den kreativen Fluss für sich nutzt, sich am Gestalten erfreut und lernt, die Einzigartigkeit seiner Arbeit wertzuschätzen.
Und je mehr Selbstvertrauen er hat und je überzeugter er von seinem Können ist, desto weniger lässt er sich von kritischen Stimmen beirren.
Möchte der Künstler die Methode ausprobieren, braucht er nicht viel. Ein Notizbuch, Pinsel und Farben, Stifte und vielleicht noch ein paar alte Zeitungen und Zeitschriften, eine Schere und Klebstoff reichen für den Anfang völlig aus. Beim Art Journaling gibt es keine festen Regeln oder verbindlichen Vorgaben.
Der Künstler macht alles richtig, wenn er sich von dem inspirieren lässt, was er gerade zur Hand hat und was ihm dazu einfällt.
Möchte er tiefer ins Thema einsteigen und das Art Journaling zu einem festen Bestandteil seiner künstlerischen Arbeit machen, kann eine etwas größere Auswahl an Utensilien aber sehr hilfreich sein. Mit ausführlichen Infos und Tipps dazu geht es im 2. Teil weiter.
Mehr Ratgeber, Tipps und Anleitungen:
- Ausführlicher Ratgeber zum Mischen von Ölfarben mit fünf Grundtönen, 2. Teil
- Ausführlicher Ratgeber zum Mischen von Ölfarben mit fünf Grundtönen, 1. Teil
- Ölbilder reinigen – Infos und Tipps
- Von Barock bis Pop Art – 6 Kunstepochen im Überblick, Teil III
- Von Barock bis Pop Art – 6 Kunstepochen im Überblick, Teil II
- Von Barock bis Pop Art – 6 Kunstepochen im Überblick, Teil I
- Öl oder Acryl – 5 Vorurteile auf dem Prüfstand, Teil II
Thema: Was ist Art Journaling? 1. Teil
Übersicht:
Fachartikel
Verzeichnis
Über uns
- Die Vorteile von kleinformatigen Bildern - 19. September 2024
- Was sind und machen Museologen? - 21. August 2024
- Veränderungen im Leben für die Kunst nutzen - 25. Juli 2024