Veränderungen im Leben für die Kunst nutzen
Für viele von uns sind Veränderungen unschön, nervig oder sogar angsteinflößend. Wenn wir uns auf Neues einlassen, müssen wir gewohnte Muster überdenken und oft auch aus unserer persönlichen Komfortzone heraustreten. Aber Veränderungen können auch positiv sein und der Kreativität ganz neuen Schwung verleihen. In diesem Beitrag befassen wir uns damit, wie wir Veränderungen im Leben für uns selbst und für die Kunst nutzen können.
Inhalt
Verschiedene Blickwinkel
Neues erleben viele von uns grundsätzlich erst einmal als Bereicherung. Deshalb räumen wir zum Beispiel gelegentlich die Wohnung um, kaufen uns etwas Schönes oder reisen an fremde Orte. Denn auf diese Weise erhalten wir regelmäßig neue Perspektiven.
Auch wenn wir Bilder malen oder verschiedene Farbschichten aufeinander stapeln, nehmen wir die Veränderung wahr und erweitern unseren künstlerischen Blickwinkel.
Gezielt planen wir natürlich nur positive Entwicklungen. Wir konzentrieren uns auf vorteilhafte Veränderungen, freuen uns auf angenehme Erlebnisse oder betrachten stolz unser jüngstes Ölbild, das so gut gelungen ist. Solche Neuerungen sind beabsichtigt, gewollt, selbstbestimmt und positiv. Nur leider gibt es genauso Veränderungen, die unangenehm, schmerzhaft und nachteilig sind.
Nicht immer lässt sich ein solcher Wandel vermeiden.
Ein Beispiel dafür ist das Älterwerden. Mit zunehmendem Alter mehren sich die Zipperlein und uns wird immer bewusster, dass unser Dasein endlich ist.
Damit zu hadern, bringt aber niemanden weiter. Als produktive Herangehensweise bleibt uns deshalb letztlich nichts anderes übrig, als unsere Einstellung zu ändern und zu versuchen, im Negativen etwas Positives zu finden.
Übertragen auf das Älterwerden ist ein positiver Nebeneffekt zum Beispiel, dass wir gelassener werden. Wir wissen, wo wir im Leben stehen, was wir erreicht haben und was wir können.
Wir machen uns weit weniger Gedanken darüber, was andere von uns halten. Gerade diese Denkweise kann auch für das Malen ein echter Befreiungsschlag sein.
Insofern lohnt es sich immer, eine ungewollte Veränderung von allen Seiten zu betrachten, um durch andere, neue Sichtweisen etwas Positives zu erkennen.
Neuanfang mit Abschied
Große Veränderungen gehen manchmal mit einem Neuanfang einher. Wenn es nichts mehr bringt, an etwas Vorhandenem oder Gewohntem festzuhalten, kann ein neuer Beginn so wirken, als würden Fesseln gelöst.
In der Kunst bedeutet das, dass wir jederzeit die Möglichkeit haben, eine weitere Farbschicht aufzutragen oder die Details noch weiter auszuarbeiten, wenn wir nicht zufrieden sind. Aber manchmal kann der bessere Weg sein, einfach noch einmal ganz von vorne anzufangen.
Statt am Alten festzuhalten, können wir einen Neustart wagen. Mit einer weißen Leinwand oder einem leeren Blatt Papier und einer neuen Idee im Gepäck ist der Augenblick da, in dem wir alleine es in der Hand haben, was alles daraus werden kann.
Damit etwas Neues und Schönes beginnen kann, muss etwas anderes meist enden. Ein solcher Abschied kann durchaus schmerzhaft sein. Denn nicht immer wollen wir Abschied nehmen oder uns jetzt schon trennen. Manchmal fehlt es auch an der Idee für einen Neuanfang.
Beim Malen ist es oft so, dass wir uns von einer Schicht verabschieden müssen, damit wir eine neue Farbschicht darüberlegen können. Doch selbst wenn die alte Farbschicht wunderschön aussieht, kann das Überarbeiten befreiend sein.
Denn ein unfertiges Bild kann sich dadurch weiterentwickeln, ohne dass uns ein paar schöne Stellen festhalten oder blockieren.
Durchhalten
Schnelle Veränderungen und neue Anfänge sollten wir uns aber auch nicht zu leicht machen.
Läuft es unterm Strich darauf hinaus, dass wir Schwierigkeiten aus dem Weg gehen und lieber den Reset-Knopf drücken, statt uns ernsthaft mit einer Situation auseinanderzusetzen, verschenken wir Möglichkeiten zur Weiterentwicklung.
Manchmal lohnt es sich eben doch, eine weitere Farbschicht aufzutragen oder Details auszuarbeiten. Mitunter ist es ein besseres Gefühl, eine Herausforderung anzunehmen und nach einer Lösung zu suchen, statt vorschnell aufzugeben.
Künstlern liegen Bilder mit einer holprigen Entwicklung oft besonders am Herzen. Zwar kann ein Neuanfang sehr befreiend sein.
Aber in künstlerischer Hinsicht ist es oft unumgänglich, tief in ein Thema einzutauchen und sich damit auseinanderzusetzen.
Zulassen von Veränderungen
Es gibt Veränderungen, die wir am liebsten aufhalten würden. In der Realität gelingt das aber eher selten. Der Wandel gehört nun einmal zum Leben dazu, ständig verändert sich etwas.
Ein chinesisches Sprichwort besagt: „Wenn der Wind des Wandels weht, bauen die einen Schutzmauern, die anderen Windmühlen.“ Hilfreicher ist, sich eher dem Team Windmühle anzuschließen und Veränderungen mit Offenheit zu begegnen. Allerdings kommt es natürlich immer auch auf die Art der Veränderungen an.
Es macht einen großen Unterschied, ob es sich um gewollte oder ungewollte Veränderungen handelt und ob wir selbst entscheiden, etwas zu verändern, oder ob etwas mit uns geschieht.
In der Kunst haben wir Einfluss darauf, wie viel Veränderung wir zulassen wollen, zum Beispiel durch die Auswahl der Materialien. Entscheiden wir uns für eine experimentelle Maltechnik, übernimmt das Material weitgehend die Kontrolle, während wir uns zurücknehmen, treiben lassen und beobachten können, wie sich ein Bild durch vom Zufall bestimmte Veränderungen entwickelt.
Diese nicht planbaren Aspekte des experimentellen Schaffens können den künstlerischen Horizont positiv erweitern.
Manchmal brauchen wir Kraft, Stärke und Ausdauer, um negative Veränderungen anzunehmen und das Beste aus einer Situation herauszuholen. In anderen Fällen ist es die bessere Lösung, loszulassen und buchstäblich mit einer leeren Leinwand zu beginnen. Es ist nicht immer einfach, zu beurteilen, was wir brauchen.
Doch wenn wir auf unsere innere Stimme hören, werden wir feststellen, ob uns das Festhalten oder das Loslassen weiterbringt. Wir sollten unseren Weg mutig weitergehen und versuchen, Veränderungen, welcher Art sie auch sein mögen, positiv zu begegnen.
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Thema: Veränderungen im Leben für die Kunst nutzen
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