Die Geschichte der Ölmalerei im Überblick, 2. Teil

Die Geschichte der Ölmalerei im Überblick, 2. Teil

Die Geschichte der Ölmalerei begann ungefähr im 14. Jahrhundert. Denn damals hielt die Ölfarbe Einzug in die Ateliers der Künstler. Allerdings waren Ölfarben keine Erfindung, die plötzlich auf der Bildfläche erschien. Vielmehr hatten Künstler in den Niederlanden und in Italien viele maltechnische Experimente unternommen, bis sie schließlich ausgehend von Temperafarben die richtige Mischung gefunden hatten.

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Die Geschichte der Ölmalerei im Überblick, 2. Teil

In einem zweiteiligen Beitrag machen wir eine kleine Zeitreise durch die Geschichte der Ölmalerei. Dabei haben wir im 1. Teil von den Anfängen berichtet und von Jan van Eyck sowie Antonello da Messina erzählt.

Hier ist der 2. Teil!:

Da Vinci und „Das letzte Abendmahl“

Das weltberühmte Bild „Das letzte Abendmahl“ von Leonardo da Vinci ist ein gutes Beispiel dafür, dass längst nicht alle Arbeiten mit der Öl-Maltechnik funktionierten. Da Vinci schätzte an der Ölfarbe vor allem, dass sie langsam trocknete.

Dadurch konnte er immer wieder längere Pausen machen, um das Werk selbst noch zu verbessern oder auch um sich anderen Tätigkeiten zu widmen. Die bis dahin übliche Freskomalerei hatte es notwendig gemacht, sehr diszipliniert zu arbeiten. Denn die Farben waren innerhalb weniger Minuten trocken.

Da Vinci malte sein Gemälde mit Ölfarbe, bei der es sich wahrscheinlich um eine Temperafarbe mit hohem Ölanteil handelte, auf eine Wand, die als Fresko vorbereitet war.

Das hatte zur Folge, dass das Bindemittel in den Farben, die die unteren Schichten bildeten, wegen der zu hohen Saugkraft der Wand viel schneller trocknete. Das Ergebnis waren nicht nur zahlreiche Risse.

Vielmehr bröckelten zum Teil kleine Farbschollen von der grob verputzten Wand ab.

Die Mönche, die das Werk in Auftrag gegeben hatten, beschwerten sich natürlich und verlangten ihr Geld zurück. Da Vinci packte indessen seine Sachen zusammen und floh von Mailand nach Frankreich. Mit der richtigen Grundierung wäre das Bild nicht so verfallen. Andererseits ist es ja trotzdem ein weltberühmtes Meisterwerk geworden.

Die Ölmalerei setzt sich durch

Im Laufe der Renaissance wurde die Ölmalerei zur vorherrschenden Maltechnik. Die Farben wurden haltbarer, konnten gelagert werden und ihre glänzenden Oberflächen verliehen den Gemälden eine edle Wirkung.

Die Künstler perfektionierten einerseits die Maltechnik und probierten andererseits neue Möglichkeiten des Farbauftrags aus.

Der venezianische Maler Tizian (* 1490, † 1576) zählt zu den wichtigsten Vertretern der Spätrenaissance. Vor allem in seinen späten Arbeiten setzte er die Ölmalerei für sphärische Bilder mit sehr modern wirkenden Malstrukturen ein.

Damit leitete er den Barock ein, dessen Entzücken und Verspieltheit mit malerischen Mitteln besonders gut zum Ausdruck gebracht werden konnten.

Jan Vermeer (* 1632, † 1675) gilt als Meister der Lichtwirkung. Seine Ölbilder zeigen im Detail den malerischen Farbauftrag, der sich aus der Ferne zu Szenen zusammenfügt, die mit Licht durchflutet sind.

Die Liste ließe sich noch sehr lange fortsetzen. El Greco, Velázquez, Rembrandt, Rubens und unzählige andere Künstler nutzten die maltechnischen Möglichkeiten, die ihnen die Ölfarben boten. Doch es gibt eine große Gemeinsamkeit, die sie alle miteinander verbindet.

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So hatten die Künstler Ateliers oder Werkstätten, in denen sie die Farben aus Ölen, Bindemitteln und Farbpigmenten herstellten.

Es sollte bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts dauern, bis die Geschichte der Ölmalerei das nächste große Kapitel schrieb.

Die Geschichte der Ölmalerei im Überblick, 2. Teil (1)

Die Erfindung der Tube für Ölfarben

Der US-Amerikaner John G. Rand (* 1801, † 1873) war zwar auch Maler. Doch Kunstgeschichte schrieb er nicht wegen seiner Gemälde, sondern wegen einer bahnbrechenden Erfindung.

Er erfand nämlich Tuben aus Blei, die seine Ölfarben vor dem Austrocknen schützen sollten.

Im September 1841 meldete er das Patent für seine Tuben an und beschrieb sie dabei als „ein Behältnis, das Farben und andere Flüssigkeiten konservieren soll, indem man sie in ein metallenes Gefäß füllt, das man zusammendrücken und nach Gebrauch wieder luftdicht verschließen kann.“

Noch im selben Jahr griff das Londoner Unternehmen Winsor & Newton das Patent auf, entwickelte einen passenden Drehkopfverschluss und nahm die Tuben ins Sortiment auf.

Der Erfolg war riesig. Viele Künstler waren von der neu gewonnenen Freiheit, ihre Farben nicht nur lagern, sondern auch überall mit hinnehmen zu können, mehr als angetan. Der Malerei unter freiem Himmel standen nun alle Türen offen.

Der französische Maler Eduard Manet war einer der Künstler, der die neuen Möglichkeiten nutzte und damit den Impressionisten den Weg ebnete. Claude Monet (* um 1840, † 1921), ebenfalls ein französischer Maler, verhalf der Kunstrichtung durch sein Gemälde „Impression Sonnenaufgang“ zu ihrem Namen.

Dabei mischte er die Farben vor Ort am Hafen und trug sie direkt, schnell und pastös auf die Leinwand auf. Aufwendige Untermalungen oder Ebenen aus mehreren Farbschichten waren nicht mehr notwendig. Durch die Tuben wurde der Umgang mit Ölfarben immer einfacher, sodass sich die Künstler neuen Konzepten widmen konnten.

Auch Paul Cezanne  (* 1839, † 1906) malte regelmäßig im Freien. Sein Umgang mit den Ölfarben kennzeichnete sich eher durch kurze Striche mit einem breiten Pinsel. Dadurch entstanden eindrucksvolle Farbteppiche, die fast schon abstrakt wirken.

Vincent van Gogh (* um 1853, † 1890) gehört heute zu den bekanntesten Künstlern überhaupt und so ziemlich jeder dürfte seine Werke kennen. Zu Lebzeiten wurde seine Arbeit aber verschmäht. Jedenfalls hätte es seine wilde und leidenschaftliche Malerei ohne Ölfarben aus der Tube vermutlich so nie gegeben. Seine Ölbilder läuteten die moderne Kunst ein.

Kein Ende der Geschichte der Ölmalerei

Unzählige weitere Künstler haben die Geschichte der Ölmalerei geprägt. Dazu zählen etwa Pablo Picasso und Henri Matisse oder die Maler des Expressionismus wie August Macke und Franz Marc.

Ihnen folgten Vertreter der abstrakten Kunst wie Wassily Kandinsky oder Kasimir Melewitsch bis hin zu Künstlern der Gegenwart wie Georg Baselitz und Gerhard Richter.

Doch die Geschichte der modernen Ölmalerei ist noch lange nicht zu Ende. Wir dürfen gespannt sein, welche Protagonisten sie mit welchen Kunstrichtungen in den kommenden Jahrzehnten weiterschreiben werden.

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Hier schreiben die beiden Künstler und Maler RZA & Feryal, alias Christian Gülcan und Ferya Gülcan. Beide Baujahr 1974, mit teilweise unterschiedlichen Einstieg (Grafitti, Zeichnen & Design) in die Acrylmalerei und Ölmalerei. Wir sind Markeninhaber der Kunstschmiede kooZal und malen hauptsächlich moderne und abstrakte Acrylbilder und Ölbilder im Großformat, wenden aber auch andere Maltechniken und Farben an.

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