Grundwissen zu Ölfarben und der Malregel „Fett auf Mager“
Wenn von Gemälden die Rede ist, denken die meisten an Ölbilder. Schließlich gibt es keine andere Farbe, mit der sich so leuchtstarke, farbintensive und ausdrucksstarke Bilder malen lassen wie mit Ölfarben. Allerdings wird die Ölmalerei auch als die Königsdisziplin der Malerei bezeichnet.
Tatsächlich sind Ölfarben in der Handhabung anspruchsvoller als beispielsweise Acrylfarben. So braucht der Hobbymaler durchaus etwas Übung, Erfahrung und vor allem Geduld. Andererseits ist das Malen mit Ölfarben gar nicht so kompliziert, wenn der Hobbymaler die Besonderheiten von Ölfarben kennt und beim Malen ein paar Grundregeln beachtet.
Inhalt
Grundwissen zu Ölfarben
Wie der Name bereits andeutet, handelt es sich bei der Ölfarbe um ein Malmedium auf Basis von Öl. Das Öl dient als Bindemittel für die Farbpigmente. Zu den am häufigsten verwendeten Ölen für Ölfarben gehören Lein- und Mohnöl. Daneben können Ölfarben auf Basis von Walnuss-, Hanf-, Sonnenblumen-, Rizinus- und anderen, teils exotischen Ölen hergestellt sein.
Dem Öl werden dann zerriebene Farbpigmente organischen oder anorganischen Ursprungs hinzugefügt. Im Handel werden die Ölfarben in Tuben angeboten. Sie haben eine leicht zähe Konsistenz, die ungefähr mit Zahnpasta vergleichbar ist. Ölfarben können so vermalt werden, wie sie aus der Tube kommen.
Möglich ist aber auch, die Farben mit Malmitteln zu vermischen, um sie auf diese Weise dünnflüssiger oder noch pastenartiger einzustellen. Außerdem gibt es Malmittel, die die Trocknungszeit hinauszögern oder beschleunigen. Die Trocknungszeit ist generell ein wichtiger Punkt im Zusammenhang mit Ölfarben.
Ölfarben brauchen nämlich sehr lange zum Trocknen. Selbst bei einer dünnen Farbschicht kann es mehrere Tage lang dauern, bis sie tatsächlich komplett durchgetrocknet ist. Aber sogar eine schon trockene Farbschicht kann mit einem entsprechenden Malmittel in gewissem Umfang wieder angelöst und weiterbearbeitet werden. Die Trocknungszeit und die außergewöhnliche Farbbrillanz sind zwei Besonderheiten von Ölfarben.
Daneben sollte der Hobbymaler folgende Punkte im Hinterkopf haben:
· Ölfarben erfordern einen Malgrund, der ausreichend stabil ist und verhindert, dass das Öl einzieht. Würde der Malgrund das Öl aufsaugen, würden die Farbpigmente nicht richtig haften, sondern mehr oder weniger lose auf der Oberfläche aufliegen. Ölbilder werden deshalb meist auf Leinwand oder auf Holzplatten gemalt. Beide Malgründe müssen jedoch grundiert werden.
· Ölfarben können untereinander sehr gut gemischt werden. Das Mischen kann sowohl auf einer Malpalette als auch direkt auf dem Malgrund erfolgen. Das bedeutet aber gleichzeitig auch, dass eine Farbschicht erst dann über eine bereits aufgemalte Farbfläche gelegt werden kann, wenn diese trocken ist. Andersfalls würden sich die beiden Farben miteinander vermischen.
· Mit Ölfarben lassen sich verschiedene Maltechniken umsetzen. So können die Ölfarben beispielsweise alla prima, halbdeckend oder in transparenten Lasuren vermalt werden. Mit anderen Farbsorten vertragen sich Ölfarben aber nur bedingt. Dies liegt an dem Öl, das Ölfarben enthalten.
· Ölfarben sind im trockenen Zustand empfindlich gegenüber mechanischen Einwirkungen. Um die Oberfläche zu schützen, wird deshalb üblicherweise ein Schlussfirnis aufgetragen. Diese Schutzschicht versiegelt die Oberfläche, verhindert ein Vergilben und schützt vor Staub- und Schmutzablagerungen. Gleichzeitig erhält die Oberfläche einen gleichmäßigen Glanzgrad. Ein Schlussfirnis kann aber erst dann aufgetragen werden, wenn das Ölbild komplett durchgetrocknet ist. Je nach Dicke der Farbschichten und den raumklimatischen Bedingungen kann der Trocknungsprozess mitunter mehrere Monate dauern.
Grundwissen zur Malregel „Fett auf Mager“
In der Ölmalerei gibt es eine elementare Malregel. Sie lautet „fett auf mager“. Damit ist gemeint, dass die unteren Malschichten mager eingestellt sein müssen. Jede weitere Farbschicht, die aufgetragen wird, kann zunehmend fetter eingestellt sein. Mager meint in diesem Zusammenhang eine Ölfarbe mit einem geringen Fettanteil, also mit wenig Öl als Bindemittel.
Eine Ölfarbe fett einzustellen bedeutet, dass der Ölfarbe Fett (in Form von Bindemittel, also Öl) beigemischt wird. Dass die Farbschichten, die übereinander geschichtet werden, zunehmend fetter werden sollten, hat mehrere Gründe: Ölfarben vergrößern ihr Volumen ein wenig, wenn sie trocknen. Diese Ausdehnung erklärt unter anderem, warum Pinselstriche und andere eingearbeitete Strukturen sichtbar bleiben und die für die Ölmalerei charakteristische Oberfläche entsteht.
Wenn nun zwei Farbschichten übereinanderliegen und die untere Farbschicht anfängt zu trocknen und sich dabei auszudehnen, kommt es zu Spannungen zwischen ihr und der darüberliegenden Farbschicht. Diese Spannungen können dazu führen, dass die obere Farbschicht Risse bildet.
Hinzu kommt, dass eine Farbschicht umso langsamer trocknet, je fetter sie ist. Magere Ölfarben trocknen also schneller als Farbschichten mit einem hohen Fettanteil. Für den Hobbymaler ergibt sich daraus der Pluspunkt, dass sich die Unterbrechungen beim Malen zumindest bei den ersten Farbschichten in Grenzen halten.
Um den Fettgehalt einer Ölfarbe einzustellen, gibt es zwei Möglichkeiten. Die erste Möglichkeit besteht darin, der Ölfarbe ein Bindemittel hinzuzufügen. Als Bindemittel wird meist Leinöl verwendet und durch die Zugabe wird die Ölfarbe fetter. Die andere Möglichkeit ist, die Ölfarbe mit einem Lösungsmittel zu vermischen. Das Lösungsmittel, meist Terpentin, lässt die Ölfarbe magerer werden.
Die Malregel „fett auf mager“ sollte aber nicht nur beim Malen mit Ölfarben angewendet werden, sondern auch dann, wenn Ölfarben mit anderen Farbsorten kombiniert werden sollen. Auch dabei gilt nämlich, dass die unteren Farbschichten mager sein müssen, während die folgenden Farbschichten zunehmend fetter werden dürfen. Was die Farbsorten angeht, ist es so, dass die enthaltenen Bindemittel über den Fettgehalt entscheiden. Wasserlösliche Bindemittel sind mager.
Solche mageren Bindemittel sind beispielsweise in Acrylfarben enthalten. Deshalb ist es problemlos möglich, die unteren Farbschichten eines Bildes mit Acrylfarben anzulegen und danach mit Ölfarben weiterzumalen.
Andersherum können die beiden Farbsorten nicht miteinander kombiniert werden. Würden die fetteren Ölfarben mit den mageren Acrylfarben übermalt werden, würden die oberen Farbschichten aus Acrylfarbe nicht haften und reißen oder abplatzen, wenn die Ölfarben trocknen.
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- Die Impasto- und die Spachteltechnik in der Ölmalerei
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Thema: Grundwissen zu Ölfarben und der Malregel „Fett auf Mager“
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Wow, der Tipp, bei den unteren Schichten zuerst mit Acrylfarben anzufangen, ist verdammt valuable! Mir kommt es so vor, als wären solche Dinge den Experten schon so selbstverständlich, dass sie vergessen, mir sowas mitzuteilen… ODER sie wollen, dass ich scheitere. 🙁 Nur ein Scherz 😉