Die Impasto- und die Spachteltechnik in der Ölmalerei

Die Impasto- und die Spachteltechnik in der Ölmalerei

Die Ölmalerei kennt verschiedene Maltechniken. So können die Ölfarben beispielsweise halbdeckend oder lasierend aufgetragen werden. Der Farbauftrag kann in der Alla-Prima- oder in der Nass-in-nass-Technik erfolgen und auch ein paar Mischtechniken sind möglich. Zwei weitere Maltechniken in der Ölmalerei sind die Impasto- und die Spachteltechnik.

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Diese beiden Maltechniken stellt die folgende Übersicht vor:

Die Impasto-Technik in der Ölmalerei

Der Begriff Impasto stammt aus dem Italienischen und bedeutet übersetzt soviel wie Mischung oder Teig. Das dazugehörige Verb impastare lässt sich mit kneten oder einfügen übersetzen. Die Impasto-Technik kennzeichnet sich durch eine plastische Malweise, bei der der pastose Farbauftrag reliefartig zu sehen bleibt.

Dabei verfolgt der Farbauftrag in dicken, strukturierten Farbschichten zwei wesentliche Absichten. Zum einen bewirkt der plastisch geschichtete Farbauftrag, dass sich das Licht anders spiegelt und Kontraste stärker zum Vorschein kommen. So wirken Lichter heller und Schatten dunkler, wodurch das Ölbild an Tiefe gewinnt.

Zum anderen verstärkt der pastose Farbauftrag die Ausdruckskraft, denn die Dynamik und die Bewegungen beim Malen bleiben sichtbar.

Die genaue Vorgehensweise bei der Umsetzung der Impasto-Technik hängt davon ab, welche Bildwirkung der Künstler erzielen möchte. Grundsätzlich bietet es sich jedoch an, zunächst eine Untermalung anzulegen. Dabei sollte die Untermalung flächig und ohne sichtbare Strukturen gestaltet sein.

Auf die Untermalung werden dann die Ölfarben geschichtet. In der Praxis hat es sich bewährt, die Ölfarben so zu vermalen, wie sie aus der Tube kommen. Direkt aus der Tube haben die Ölfarben nämlich bereits die perfekte Konsistenz für die Impasto-Technik. Wird den Ölfarben zuviel Öl oder anderes Malmittel hinzugefügt, besteht immer die Gefahr, dass die Farben runzelig auftrocknen oder Risse entstehen.

Als Werkzeuge für den Farbauftrag können der Pinsel,
das Malmesser oder der Spachtel verwendet werden:

·         Mit dem Pinsel wird die Ölfarbe auf den Malgrund gedrückt. Durch die Kraft und den Druck, den der Künstler beim Farbauftrag einsetzt, kann er darüber bestimmen, wie viel Ölfarbe er in welcher Form auf den Malgrund aufbringt. Der Rhythmus und die Dynamik bei der Pinselführung wiederum sind für die Ausgestaltung der feuchten Farbmasse zuständig. Ist die Farbschicht zu dick geraten, kann der Künstler überschüssige Farbe vorsichtig mit einem Tuch wieder abnehmen.

·         Mit dem Malmesser oder dem Spachtel wird die Ölfarbe in kurzen, druckvollen Bewegungen auf den Malgrund aufgebracht. Anschließend wird die Farbmasse mit der Kante strukturiert und ausgestaltet. Gleichzeitig kann die Kante eingesetzt werden, um Farbschichten wieder abzukratzen.

Bei der Impasto-Technik kann der Künstler sein Bild alla prima oder nass in nass malen. Zieht der Malgrund die Ölfarben zu sehr ein oder möchte der Künstler den bisher aufgetragenen Farbschichten mehr Glanz verleihen, kann er einen Zwischenfirnis auftragen. Ein Zwischenfirnis bietet sich zudem an, wenn bereits trockene Farbschichten wieder etwas angefeuchtet werden sollen.

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Insgesamt ist die Impasto-Technik keine feine, filigrane Malweise, sondern eher eine robuste, grobe Maltechnik. Deshalb ist es ratsam, einen Malgrund zu wählen, der der groben Malweise entgegenkommt. Ideal ist eine grobe Leinwand, die aus Sackleinen oder Segeltuch bestehen kann und ein Gewicht ab 450 Gramm pro Quadratmeter aufweisen sollte. Arbeitet der Künstler mit dem Pinsel, sollte er zu einem Pinsel mit Schweineborsten greifen.

Die Spachteltechnik in der Ölmalerei

Bei der Impasto-Technik werden die Ölfarben pastos und in ausdrucksstarken Farbschichten mit sichtbaren Strukturen auf den Malgrund geschichtet. Der Farbauftrag kann mit dem Pinsel erfolgen. Werden die Farben mit dem Malmesser oder dem Spachtel aufgetragen, wird von der Spachteltechnik gesprochen. Malmesser und Spachteln kommen in erster Linie dann zum Einsatz, wenn recht viel Farbe auf eine Bildstelle geschichtet werden soll.

Das Aufbringen der Farbe erfolgt dann mit der Fläche des Malmessers oder des Spachtels. Die Kante wird genutzt, um die Farbmasse zu strukturieren, zusammenzuschieben oder flächig auseinanderzuziehen. Außerdem können mit der Kante Farbschichten vom Malgrund abgenommen werden. Malmesser und Spachteln gibt es in vielen verschiedenen Ausführungen, Größen und Formen.

Viele Künstler greifen aber gerne auch zu anderen Werkzeugen als Ersatz. So verwenden sie beispielsweise Holzlatten, Löffel, Kämme, Gummirollen und allerlei andere Hilfsmittel. Die Ersatzwerkzeuge eignen sich hervorragend, um individuelle und ausdrucksstarke Strukturen zu erzeugen.

Die Spachteltechnik wird meist nass in nass oder alla prima ausgeführt. Möglich ist aber auch, die einzelnen Farbschichten trocknen zu lassen, bevor die nächsten Farben darüber geschichtet werden. In diesem Fall muss jedoch die Malregel fett auf mager eingehalten werden. Dazu werden die Ölfarben bei jeder neuen Farbschicht mit ein paar Tropfen Öl vermischt. Andernfalls könnte es passieren, dass die unterschiedlich trocknenden Farbschichten reißen.

Ölfarben eignen sich gut für die Impasto- und die Spachteltechnik. Die ohnehin schon sehr ausdrucksstarken Ölfarben erhalten durch die dicken, plastisch strukturierten Farbschichten noch mehr Charakter. Allerdings haben Ölfarben eine klebrige Konsistenz und trocknen sehr langsam.

Deshalb kann eine ideale Lösung sein, die Ölmalerei mit der Acrylmalerei zu kombinieren. Dafür wird die Untermalung in Acryl angelegt. Gleichzeitig können die Untermalung und die ersten Farbschichten bereits mit deutlich sichtbaren Strukturen angelegt werden.

Die darüberliegenden Farbschichten werden dann mit Ölfarben gestaltet. Wenn die Grundierung und die ersten Farbschichten recht voluminös ausgestaltet werden, ist eine Holzplatte als Malgrund etwas besser geeignet als Leinwand. Holz ist nämlich fester und stabiler, wodurch die schwergewichtige Malerei insgesamt mehr Halt bekommt.

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Hier schreiben die beiden Künstler und Maler RZA & Feryal, alias Christian Gülcan und Ferya Gülcan. Beide Baujahr 1974, mit teilweise unterschiedlichen Einstieg (Grafitti, Zeichnen & Design) in die Acrylmalerei und Ölmalerei. Wir sind Markeninhaber der Kunstschmiede kooZal und malen hauptsächlich moderne und abstrakte Acrylbilder und Ölbilder im Großformat, wenden aber auch andere Maltechniken und Farben an.

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