Die Vorteile von kleinformatigen Bildern
Kleinformatige Bilder zu malen, hat seinen ganz besonderen Reiz. Denn die Verkleinerung macht es notwendig, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Im ersten Moment ist das sicherlich eine Herausforderung. Doch wer sich dieser Herausforderung stellt, kann eine neue Perspektive entwickeln. Auf der kleinen, begrenzten Fläche eröffnen sich plötzlich neue Welten. Schließlich verschieben sich selbst bei einem gewohnten Motiv die Größenverhältnisse.
Deshalb bleibt uns gar nichts anderes übrig, als uns noch einmal neu mit dem Motiv auseinanderzusetzen und den Blick für das zu schärfen, worauf es tatsächlich ankommt.
Welche Vorteile kleinformatige Bilder außerdem bieten, schauen wir uns jetzt einmal genauer an:
Inhalt
Von allem weniger
Ein Vorteil, der vielen bei Bildern in einem kleinen Format als Erstes einfällt, ist der Zeitfaktor. Ein kleines Kunstwerk ist allein schon wegen der kleineren Fläche, die es zu bearbeiten gilt, schneller fertig. Eine große Leinwand bietet uns zwar viel mehr Platz, um uns kreativ auszutoben.
Aber die Fläche will eben auch passend zum erarbeiteten Konzept geplant, bearbeitet und ausgefüllt werden. All das nimmt bei einem kleineren Format weniger Zeit in Anspruch.
Auch was das Material betrifft, wird weniger benötigt. Um ein Motiv auf einer kleinen Fläche zu gestalten, kommen wir mit weniger Ölfarben, Ölen und anderen Malmitteln aus als auf einer großen Leinwand.
Ein weiterer, ganz praktischer Vorteil ist, dass ein kleinformatiges Bild weniger Platz beansprucht und dadurch leichter aufbewahrt werden kann. Oft lässt sich ein kleinformatiges Bild deshalb auch besser verkaufen.
Denn zum einen findet ein Kunstliebhaber oder Sammler eher Platz für ein kleines Bild als für ein großes Gemälde. Zum anderen kann ein kleinformatiges Bild problemlos transportiert und sogar verschickt werden. Das macht kleinformatige Bilder auch zu einem beliebten Geschenk.
Intensive Auseinandersetzung und neue Blickwinkel
Weil der Raum, der uns bei einem kleinformatigen Bild zur Verfügung steht, begrenzt ist, müssen wir uns sehr genau überlegen, worauf es bei unserem Motiv ankommt.
Es wird in den meisten Fällen nicht darum gehen, ein Motiv einfach nur abzubilden oder eine Vorlage zu übertragen und auszumalen. Stattdessen müssen wir das Motiv auf das Wesentliche herunterbrechen.
Wir müssen uns bewusst machen, was das eigentliche Thema ist und welche Kernaussage wir transportieren wollen. Das macht es unumgänglich, sich viel intensiver mit dem Motiv zu beschäftigen, als es bei einem großen Bild vermutlich notwendig wäre.
Daneben erfordert ein kleinformatiges Bild eine sehr gute Vorplanung.
Passt das ganze Motiv aufs Bild oder muss ich einen Ausschnitt daraus wählen? Welche Details sind für die Aussage wichtig und welche Details kann ich auch weglassen? Wo soll sich der Bildschwerpunkt befinden? Wie teile ich die Bildfläche ein? Wo setze ich Akzente, die den Blick des Betrachters führen?
Solche Fragen sollten wir klären, bevor wir mit dem Malen beginnen.
Sonst besteht die Gefahr, dass am Ende ein Teil des Motivs doch nicht mehr auf das Bild passt, das Bild zu kleinteilig wirkt oder das Gesamtbild unrund und nicht harmonisch erscheint.
Diese intensivere Auseinandersetzung mit dem Bildmotiv und die präzise Planung bringen es zwangsläufig mit sich, dass wir anders an die Arbeit herangehen müssen. Das kann im ersten Moment schwierig oder sogar lästig sein.
Doch genau dadurch können sich ganz neue Sichtweisen und Interpretationen eröffnen.
Gut möglich, dass wir unser Motiv in einer Form wahrnehmen und auf Ideen für die Darstellung kommen, die uns bei einem großen Bild so nie eingefallen wären.
Klein denken
Das Malen auf begrenztem Raum verlangt auch nach kleineren, dünneren Pinseln. Denn auf einem kleinen Malgrund müssen wir umsichtiger arbeiten. Um Korrekturen vorzunehmen, können wir nicht flächig vorgehen. Denn dadurch würden wir zu viel des Motivs übermalen.
Auch die Zusammenstellung der Farbtöne und die Verteilung der Farben wollen durchdacht sein. Der Raum, den wir zum Beispiel für Lichter nutzen können, ist kleiner als bei großen Formaten.
Deshalb müssen wir stärker darauf achten, dass das Bild nicht zu dunkel wird, die Lichtpunkte aber auch nicht wie willkürlich platzierte Fleckchen aussehen, die eher stören.
Dafür stellt ein kleines Format weniger Anforderungen an den Malgrund. Je größer ein Bild ist, desto wichtiger ist die Stabilität, damit sich der Untergrund später nicht verzieht oder wellt.
Ein kleines Ölbild können wir auf Leinwand genauso gestalten wie auf Malkarton oder einer dünnen Holzplatte.
Weniger Hemmungen
Bei einem kleinformatigen Bild kommt noch ein psychologischer Aspekt dazu. So scheint ein kleines Bild weniger Erwartungen an den Künstler zu stellen als eine große Fläche.
Die berühmte Angst vor der leeren, weißen Leinwand macht sich weit weniger bemerkbar. Schließlich reichen schon wenige Pinselstriche aus, um die Fläche zu füllen. Das nimmt die Hemmungen, sich an das Motiv heranzuwagen.
Oft sind wir auch deshalb mutiger, weil wir wissen, dass wir keine teure Leinwand und nicht so viel Ölfarbe vergeudet haben, wenn uns das kleine Bild nicht gelingen oder gefallen sollte.
Ein kleinformatiges Bild lässt damit buchstäblich weniger Raum für Selbstzweifel. Gleichzeitig eröffnet es uns ungeahnte Möglichkeiten, unsere Kreativität zum Ausdruck zu bringen.
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Thema: Die Vorteile von kleinformatigen Bildern
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