Anleitung: Drucke mit Ölfarben

Anleitung: Drucke mit Ölfarben

Klassische Drucktechniken wie zum Beispiel der Hoch- oder der Tiefdruck können auch mit Ölfarben durchgeführt werden. Allerdings müssen die Ölfarben dafür so in ihren Eigenschaften verändert werden, dass sie druckfähig sind. Außerdem gibt es noch ein paar andere Tricks und Kniffe, die zu schöneren Druckergebnissen führen.

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Anleitung Drucke mit Ölfarben

Welche das sind, erklären wir in dieser Anleitung am Beispiel vom Linoldruck mit Ölfarben:

Drucke mit Ölfarben – die Materialien

  • Wassersprühflasche und Plastiktüte
  • Transparentpapier und spitzer Bleistift
  • Linolplatte
  • Schnitzmesser mit Hohlkehle
  • Ölfarben
  • Druck-Medium für den Hoch- und Tiefdruck mit Ölfarben
  • Glasplatte, Fliese oder andere Platte mit einer glatten Oberfläche
  • Spachtel oder Malmesser
  • eine kleinere und eine größere Gummiwalze
  • festes, glattes Papier, z.B. Tonpapier, Zeichenpapier, Fotokarton oder Aquarellpapier
  • Terpentinersatz oder anderer lösemittelhaltiger Reiniger

Linolplatten gibt es in mehreren Varianten. Dazu gehören die recht dicken und vor allem ziemlich harten Linolplatten, die viele bestimmt noch aus dem Kunstunterricht in der Schule kennen.

Inzwischen sind aber auch sogenannte Soft-Linolplatten erhältlich. Hierbei handelt es sich um Platten aus weichem Kunststoff, die sich sehr einfach bearbeiten lassen.

Das Druck-Medium ist ein Malmittel, das Öl- und Harzölfarben druckfähig macht. Es besteht aus Ölen und Dammarharz. Von der Konsistenz her erinnert das Druck-Medium an Honig.

Es kommt gebrauchsfertig aus der Tube und wird den unverdünnten Ölfarben beigemischt. Werden für die Drucke etwas flüssigere Ölfarben benötigt, kann die Mischung mit Terpentinöl oder Terpentinersatz verdünnt werden.

Drucke mit Ölfarben – die Anleitung

Das Drucken mit Ölfarben klingt komplizierter, als es ist. Wenn die Druckplatte erst einmal fertig ist, geht alles recht schnell. Und viel Spaß macht es obendrein!

  1. Schritt: das Papier vorbereiten

Grundsätzlich sollte für Drucke mit Ölfarben ein Papier mit einer möglichst glatten Oberfläche verwendet werden. Je glatter das Papier ist, desto schärfer werden nämlich die Konturen des Motivs.

Um das Druckergebnis noch weiter zu verbessern, sollte das Papier zusätzlich eingeweicht werden. Dafür wird das Papier gleichmäßig mit Wasser befeuchtet. Am besten klappt das mit einer Sprühflasche.

Dabei sollte das Papier gut durchfeuchtet, aber nicht tropfnass sein. Das feuchte Papier wird anschließend in eine Plastiktüte gegeben. Darin sollten die Blätter etwa eine Stunde lang einweichen.

Durch das Einweichen dehnen sich die Papierfasern aus und werden weicher. So nehmen sie Farbe später besser auf.

Tipp:

Sollte es eher kühl sein, kann der Maler jetzt auch schon die Glasplatte, die Ölfarbe und das Druck-Medium auf die Heizung legen. Wenn sie leicht vorgewärmt sind, lässt sich die Druckfarbe nämlich einfacher anmischen.

  1. Schritt: das Motiv vorzeichnen

Während das Papier einweicht, kann das Motiv gestaltet werden. Dabei wird es mit Bleistift auf Transparentpapier gezeichnet. Welches Motiv der Maler wählt, bleibt natürlich ihm selbst überlassen.

Bildliche Motive sind genauso möglich wie grafische Muster oder Schriftzüge. Durch das Transparentpapier kann der Maler auch eine Vorlage wie zum Beispiel ein Foto abpausen.

Ist das Motiv fertig, wird das Transparentpapier mit der Bleistiftzeichnung nach unten auf die Linolplatte gelegt.

Dann reibt der Maler mit einem harten, stumpfen Gegenstand wie zum Beispiel dem Knauf des Schnitzmessers, einem Lineal oder einer Scheckkarte kräftig über das Papier. Durch dieses Reiben überträgt sich die Skizze auf die Linolplatte.

Übrigens:

Auf der Druckplatte erscheint die Skizze seitenverkehrt. Beim fertigen Druck ist das Motiv dann aber wieder seitenrichtig.

  1. Schritt: die Druckplatte anfertigen

Nun muss das Motiv aus der Druckplatte ausgeschnitten werden. Und dabei gibt es zwei Möglichkeiten:

  1. Der Maler schnitzt alles weg, was nicht gedruckt werden soll. Er lässt also nur das Motiv stehen. Den kompletten Hintergrund und alle Flächen, die das Motiv umgeben, aber nicht dazugehören, entfernt er. Da es sich beim Linoldruck um ein Hochdruckverfahren handelt, wird alles abgedruckt, was erhaben auf der Druckplatte stehen bleibt. Alle Vertiefungen, die weggeschnitten sind, nehmen keine Farbe an und werden deshalb auch nicht abgedruckt. Dieses flächige Drucken des Motivs wird als Schwarzliniendruck bezeichnet.

  2. Das Gegenstück dazu ist der Weißliniendruck. Dabei schnitzt der Maler nur die Konturen des Motivs und eventuell einige markante Linien aus der Druckplatte. Beim späteren Druck sind auf dem Papier dann nur die ausgeschnittenen Umrisse und Linien sichtbar.

Vor allem auf Soft-Linolplatten ist das Schnitzen recht einfach. Ratsam ist nur, dass der Maler das Messer immer von sich weg führt. Sollte er doch einmal abrutschen, verletzt er sich so nicht.

  1. Schritt: die Ölfarbe anmischen

Ist die Druckplatte fertig, kann die Ölfarbe angemischt werden. Dafür werden ein Teil Ölfarbe und ein Teil Druck-Medium auf die Glasplatte gegeben und mit einem Spachtel oder einem Malmesser miteinander vermischt. Anschließend wird das Gemisch zu einem länglichen Strang geformt.

Dann muss die Druckfarbe dünn ausgewalzt werden. Dazu wird die kleinere Gummiwalze unterhalb des Farbstrangs angesetzt und nach oben gerollt.

Danach wird die Walze abgehoben, wieder unterhalb der Farbfläche angesetzt und erneut nach oben gerollt. Es wird also nicht hin- und hergerollt, sondern immer nur in eine Richtung von unten nach oben.

Das wird sooft wiederholt, bis die Druckfarbe in einer dünnen Schicht auf der Glasplatte liegt und die Gummiwalze gleichmäßig eingefärbt ist.

Tipp:

Der Maler muss es nicht unbedingt bei einem Farbton belassen. Vielmehr kann er auch von Anfang an mit Farbverläufen drucken.

Dafür setzt er zwei oder mehr mit Druck-Medium angerührte Ölfarben neben- oder übereinander und walzt sie so aus, dass sie sch nur an den Übergängen leicht miteinander vermischen.

  1. Schritt: drucken

Mit der gleichmäßig eingefärbten Gummiwalze rollt der Maler nun über die Druckplatte, um so die Farbe aufzutragen. Hierbei ist wichtig, dass die Druckplatte einerseits gleichmäßig eingefärbt ist.

Andererseits darf die Farbschicht nicht zu dick sein. Sonst würde die Farbe die ausgeschnittenen Linien zusetzen und der Druck verschmieren.

Für den Druck legt der Maler ein Blatt Papier auf die eingefärbte Druckplatte. Dann nimmt er die größere, saubere Gummiwalze und rollt mit Druck über das Papier.

Dabei kann er ruhig mehrfach waagerecht und senkrecht über die Fläche gehen. Anschließend hebt er das Papier vorsichtig ab. Der fertige Druck muss nun trocknen.

Generell ist ratsam, erst einmal ein, zwei Probedrucke zu machen, bevor das eigentliche Druckpapier zum Einsatz kommt. Andererseits macht es gerade den besonderen Charme solcher Bilder aus, wenn die Drucke nicht ganz perfekt sind.

Möchte der Maler eine ganze Serie anfertigen, sollte er für jeden neuen Druck frische Farbe auf seine Glasplatte walzen. So ist sichergestellt, dass die Drucke satt und kräftig erscheinen.

Übrigens:

Je nach Größe der Druckplatte kann der Maler auch andersherum drucken. In diesem Fall legt er nicht das Papier auf die Druckplatte, sondern die eingefärbte Druckplatte auf das Papier.

Allerdings ist das Drucken auf diese Weise etwas schwieriger. Denn zum einen braucht der Maler mehr Druck, um die Platte gleichmäßig auf das Papier zu pressen. Und zum anderen kann es schnell passieren, dass die Druckplatte beim Andrücken oder Abheben verrutscht und den Druck dadurch verwischt.

  1. Schritt: die verwendeten Materialien reinigen

Sind die Druckarbeiten abgeschlossen, sollte der Maler die Druckplatte, die Gummiwalze, die Glasplatte und die anderen verwendeten Materialien mit einem lösemittelhaltigen Reiniger säubern.

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Die Druckplatte kann er anschließend noch mit Wasser und Spülmittel abwaschen. So können die Platte und die Walzen noch viele weitere Male zum Einsatz kommen.

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Hier schreiben die beiden Künstler und Maler RZA & Feryal, alias Christian Gülcan und Ferya Gülcan. Beide Baujahr 1974, mit teilweise unterschiedlichen Einstieg (Grafitti, Zeichnen & Design) in die Acrylmalerei und Ölmalerei. Wir sind Markeninhaber der Kunstschmiede kooZal und malen hauptsächlich moderne und abstrakte Acrylbilder und Ölbilder im Großformat, wenden aber auch andere Maltechniken und Farben an.

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