Wie erreichte Caspar David Friedrich den Infinity-Effekt in seinen Gemälden?

Wie erreichte Caspar David Friedrich den Infinity-Effekt in seinen Gemälden?

Vor rund 250 Jahren, nämlich am 5. September 1774, kam Caspar David Friedrich in Greifswald zur Welt. Er leistete einen prägenden Beitrag zum künstlerischen Schaffen im frühen 19. Jahrhundert und gehört heute zu den bedeutendsten Malern der deutschen Romantik. Weil er immer wieder mit Traditionen brach, gilt er außerdem als ein Vorreiter der Moderne.

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Wie erreichte Caspar David Friedrich den Infinity-Effekt in seinen Gemälden

Wie viele andere Künstler seiner Zeit und der Epochen davor malte auch Caspar David Friedrich in erster Linie Landschaften. Trotzdem hat er mit seinen Arbeiten einen anderen Blick auf die Natur eröffnet.

Wenn wir seine Landschaftsbilder anschauen, sehen wir nicht einfach nur eine Landschaft, sondern scheinen in die Szenerie einzutauchen und ein Teil davon zu werden.

Doch wie erreichte Caspar David Friedrich diesen Infinity-Effekt in seinen Gemälden? Was war das Geheimnis seiner Malerei? Und was wollte der Maler mit seinen Motiven ausdrücken?

Die besonderen Techniken des Künstlers

Caspar David Friedrich lernte das Zeichenhandwerk durch ein Studium an der Königlich-dänischen Kunstakademie in Kopenhagen. Obwohl die Hochschule damals als liberal galt, wurde dort keine Malerei unterrichtet.

Trotzdem entwickelte der Künstler als versierter Autodidakt einige spezielle Maltechniken. Dazu trug auch der spätere Einfluss der Dresdner Akademie bei.

So verwendete der Maler in seinen Landschaftsbildern zum einen leuchtende Farben. Diese trug er in verschiedenen Nuancen und in mehreren transparenten Schichten auf die Leinwand auf. Auf diese Weise entstand ein geheimnisvolles Licht, das eine mystische Atmosphäre in seinen Gemälden erzeugte.

Zum anderen wählte Caspar David Friedrich den Bildausschnitt und die Anordnung seiner Figuren so, dass der Betrachter scheinbar durch die Figuren hindurch endlos in die Ferne schauen kann und auf diese Weise selbst ein Teil der Landschaft wird.

Um diesen Infinity-Effekt zu erzeugen und räumliche Tiefe zu schaffen, platzierte der Maler oft eine oder mehrere Personen im Vordergrund seiner Bilder, die dem Betrachter den Rücken zuwenden und so gewissermaßen als Stellvertreter den Platz des Betrachters einnehmen.

In seinem berühmten Gemälde „Kreidefelsen auf Rügen“ zum Beispiel schauen drei Figuren vom Rand der Klippen auf die Ostsee herunter, während im Meisterwerk „Der Wanderer über dem Nebelmeer“ ein Wanderer auf einem Felsen steht und von hier aus auf jenes Nebelmeer hinunterblickt.

Zusätzlich dazu malte Caspar David Friedrich seine Landschaften aus verschiedenen Perspektiven und zu unterschiedlichen Jahreszeiten. Damit brachte er auf theatralische und oft melancholische Weise den Wandel der Natur im Lauf der Zeit zum Ausdruck.

Seine Bilder spiegeln insofern auch seine Gedanken- und Gefühlswelt wider, die Vermutungen zufolge immer wieder depressive Phasen gekennzeichnet haben sollen.

Die Natur im Mittelpunkt

Georg Friedrich Kersting, ein Freund von Caspar David Friedrich, malte den Künstler beim Arbeiten in seinem Dresdner Atelier. Das Gemälde zeigt, dass Caspar David Friedrich seine Landschaftsbilder in einem Raum schuf, der von äußeren Einflüssen abgeschirmt war.

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Er malte also nicht direkt in der Natur, sondern vor allem aus seiner Gefühls- und Gedankenwelt heraus.

Einige der Landschaften und Städte hatte der Künstler selbst erkundet, so zum Beispiel bei Reisen an die deutschen Küsten oder bei Wanderungen durch die Berge des Harz und des Riesengebirges. Dabei erstellte er Skizzen und Zeichnungen, die er später in seinem Atelier zu Motiven ausarbeitete.

Weit gereist war der Maler aber nicht. Obwohl viele der dargestellten Szenarien sehr detailgetreu wirken, sind sie durch andere Gemälde inspiriert oder frei erfunden. Zu solchen Werken zählen unter anderem „Der Watzmann“ oder „Das Eismeer“.

Damit drücken seine Gemälde auch seine eigene Sehnsucht aus und laden gleichzeitig dazu ein, einen Moment innezuhalten, die Gedanken schweifen zu lassen und in der Szene zu verweilen.

Im Unterschied zu den Landschaftsmalereien des Barock und des Klassizismus verstehen sich Caspar David Friedrichs Motive nicht als religiöse Darstellungen, die zum Beispiel das Jenseits abbilden.

Die Landschaften sind keine Sinnbilder für etwas Größeres oder einen tieferen Sinn. Stattdessen rückte der Künstler die Natur als solche und die Gefühle, die sie beim Betrachter hervorruft, in den Mittelpunkt.

Wie erreichte Caspar David Friedrich den Infinity-Effekt in seinen Gemälden (1)

Ausstellungen anlässlich des 250. Geburtstags

Schon zu seinen Lebzeiten war Caspar David Friedrich ein erfolgreicher Künstler und stellte seine Arbeiten regelmäßig aus. Er hatte einflussreiche Freunde und war zunächst bezahltes Mitglied der Dresdner Akademie und später dort auch Professor.

Allerdings geriet er nach seinem Tod im Jahr 1840 in Vergessenheit und viele seine Bilder verschwanden.

Erst 1906 im Zuge der „Deutschen Jahrhundertausstellung“ in der Berliner Nationalgalerie wurden seine Werke wiederentdeckt und der Künstler für seinen einzigartigen Umgang mit Licht, Atmosphäre und Ästhetik gefeiert.

Anlässlich des 250. Jubiläums gab es in diesem Jahr in mehreren deutschen Museen Ausstellungen mit den wenigen Werken von Caspar David Friedrich, die noch erhalten sind.

Bis Jahresende 2024 zeigt das Albertinum in Dresden, der Wahlheimat des Künstlers, seine Gemälde sowie einige Zeichnungen und Grafiken. Dabei werden seine Bilder den Arbeiten von Wegbegleitern des Malers und den alten Meistern gegenübergestellt. Anfang 2025 ziehen die Werke dann weiter ins Metropolitan Museum of Art in New York.

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Hier schreiben die beiden Künstler und Maler RZA & Feryal, alias Christian Gülcan und Ferya Gülcan. Beide Baujahr 1974, mit teilweise unterschiedlichen Einstieg (Grafitti, Zeichnen & Design) in die Acrylmalerei und Ölmalerei. Wir sind Markeninhaber der Kunstschmiede kooZal und malen hauptsächlich moderne und abstrakte Acrylbilder und Ölbilder im Großformat, wenden aber auch andere Maltechniken und Farben an.

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