Was Bilder über unser Innenleben aussagen
Jedes Bild hat eine Wirkung. Dabei spricht ein Bild oft weniger unseren Verstand, sondern vor allem unser Unterbewusstsein an. Damit erklärt sich dann auch, warum uns manche Gemälde sofort gefallen und wir uns von ihnen angesprochen oder sogar regelrecht angezogen fühlen, während uns andere Bilder nicht gefallen und wir fast so etwas wie Abneigung verspüren.
Aber Bilder sind auch ein hilfreiches Instrument, um Vorgänge in unserem Inneren sichtbar zu machen.
Diesen Aspekt macht sich unter anderem die Kunsttherapie zunutze, und das sowohl bei der Behandlung von psychischen Erkrankungen als auch zur Selbsterfahrung und Persönlichkeitsentwicklung im Rahmen von Coachings.
Inhalt
Die heilsame Wirkung von Bildern
Wie schon die Höhlenmalereien belegen, hat sich der Mensch seit jeher der Kunst bedient, um sich auszudrücken und Botschaften zu vermitteln.
Eine heilsame Kraft entfalten Bilder dadurch, dass wir durch das Zeichnen und Malen oft ganz unbewusst Erlebnisse aus dem Alltag verarbeiten und uns von Emotionen lösen können.
Schon ein Baby beginnt damit, indem es mit seinem Löffel Spuren durch seinen Brei zieht. Ein Kleinkind entdeckt nach und nach die verschiedenen Formen, bis es im Alter von ungefähr vier Jahren erste Szenen malt.
Und auch im Erwachsenenalter kennen wir es wahrscheinlich alle, wie wir gedankenversunken vor uns hin kritzeln, während wir telefonieren oder einem Vortrag zuhören.
Aber es müssen gar nicht unsere eigenen Bilder sein, die uns die Tür zu unserem Seelenleben öffnen.
Wenn wir ein fremdes Werk betrachten, können wir genauso eine Botschaft wahrnehmen, die uns in unser Inneres eintauchen lässt.
Die Natur hat uns mit einem einfachen wie genialen Instrument ausgestattet, das uns in jedem Alter und jeder Lebensphase ganz intuitiv dabei helfen kann, unsere innere Mitte wiederzufinden.
Malen als Therapie
Du kennst es sicher auch, dass dir für manche Erlebnisse einfach die richtigen Worte fehlen, um sie zu beschreiben. In anderen Situationen verschlägt es dir buchstäblich die Sprache.
Wieder andere Dinge kannst du nicht in Worte fassen, weil sie noch gar nicht in dein Bewusstsein vorgedrungen sind. Es kommt nicht von ungefähr, dass Stimme und Stimmung den gleichen Wortstamm haben.
Dreht sich dein Gedankenkarussell auf Hochtouren, kannst du deinem Verstand durch das Malen oder Betrachten eines Bildes eine Pause gönnen. Bilder, die in einem solchen Prozess entstehen, sind oft erstaunlich ausdrucksstark.
Sie erzählen von aktuellen oder zurückliegenden Themen, Problemen, Hindernissen und Widerständen oder Quellen und Lösungen.
Weil es anfangs ungewohnt sein und sich komisch anfühlen kann, das eigene Innenleben in einem Bild auszudrücken, kann eine sensible Begleitung durch einen Therapeuten oder Coach hilfreich sein.
Am Ende geht es darum, Vertrauen in deine Fähigkeiten zu entwickeln, damit du dich für etwas Neues öffnen kannst.
Das entstandene Bild wird gemeinsam besprochen, um die enthaltenen Informationen aufzudecken und sie zu würdigen, aufzulösen, zu berichtigen, zu vervollständigen oder einfach nur zu akzeptieren.
Was Kunst & Bilder über unser Innenleben aussagen
Zunächst einmal musst du für dich die selbst gesetzte Grenze „Ich kann nicht malen“ überwinden. Oft geht diese Meinung darauf zurück, dass unsere Zeichnungen und Bilder seit der Kindheit von anderen bewertet und beurteilt wurden.
Dazu mischt sich eine falsche Scham, weil wir im Vergleich fürchten, dass andere besser sind.
Beim therapeutischen Malen geht es aber nicht darum, ein vermeintlich perfektes Ölgemälde zu erschaffen. Stattdessen zählt, dass du spontan und ganz intuitiv malst.
Einen guten Einstieg dafür kann bieten, wenn du dir die verschiedenen Farbtöpfe anschaust und aus dem Bauch heraus zu den Farbtönen greifst, die dich gerade ansprechen.
Ziehe damit Linien über die Leinwand, setze Farbkleckse oder male die Formen, die dir in den Sinn kommen. Das Bild braucht weder ein Thema noch eine geplante Anordnung.
In der anschließenden Analyse wird ergründet, was sich in welcher Form auf der Leinwand zeigt:
- Wie nimmst du die Inhalte und Farben wahr?
- Welche Bedeutung haben die einzelnen Farben für dich?
- Was verbindest du mit den entstandenen Formen?
- Wie fühlt es sich an, das Bild nicht mehr nur vor deinem inneren Auge zu haben, sondern auf der Leinwand vor dir zu sehen?
- Was müsste passieren, damit du das Bild anders malst, also zum Beispiel andere Farben wählst?
Durch das Bild ist etwas, was du in dir und mit dir herumträgst, nach außen getreten und sichtbar geworden. Diesen Sachverhalt kannst du nun buchstäblich von allen Seiten betrachten.
Das eröffnet einen Raum für Veränderung und führt dich möglicherweise zu Lösungen, die du allein mit dem Verstand nicht gefunden hättest.
Fühlt sich ein Bild noch nicht richtig an oder spiegelt es deine Stimmung nicht ganz wider, kannst du es natürlich jederzeit verändern. Alle diese Entwicklungen passieren zunächst im sicheren und geschützten Rahmen der Leinwand, bevor du sie in dein Alltagsleben überträgst.
Trau dich!
Durch das Malen erweiterst du deine Ausdrucksfähigkeit und eröffnest dir eine zusätzliche Möglichkeit, um dich jenseits der gesprochenen, geschriebenen oder auch gesungenen Sprache auszudrücken. Du hast ein Ventil, um emotionale Erlebnisse für dich auszugleichen und so deine innere Mitte zu halten.
Schon kleine Kinder verarbeiten ganz intuitiv ihre Umwelt und ihr Innenleben durch Malen, ohne dass sie es lernen müssen oder jemand von außen eingreift.
Besinne dich darauf zurück und denke nicht in richtig oder falsch. Trau dich, deinem spontanen Ausdruck zu folgen.
Dadurch betrittst du einen großen Raum, in dem du dich selbst erkennen und finden kannst, in dem sich Dinge neu sortieren und in dem Veränderung wachsen darf.
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Thema: Was Bilder über unser Innenleben aussagen
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