Anleitung und Tipps zur Grattage
In der Ölmalerei gibt es eine Reihe unterschiedlicher Maltechniken, die einzeln für sich angewandt oder kunstvoll miteinander kombiniert werden können.
Eine dieser Maltechniken ist die Grattage, wobei die Grattage nicht auf Ölfarben beschränkt ist, sondern genauso auch mit Ölpastellkreiden und Acrylfarben umgesetzt werden kann.
Was sich genau hinter der Grattage verbirgt und wie diese gearbeitet wird,
erklärt die folgende Übersicht mit einer Anleitung
sowie den wichtigsten Infos und Tipps zur Grattage:
Grundlegendes zur Grattage
Der Begriff Grattage leitet sich von dem französischen Verb gratter für abkratzen ab und bezeichnet eine graphische Technik, bei der Malschichten, die übereinander aufgetragen sind, mit einem Gegenstand abgekratzt oder abgeschabt werden.
Der Effekt kann dabei noch verstärkt werden, indem unterschiedliche Gegenstände wie beispielsweise Gitter oder andere Dinge mit deutlich strukturierter oder reliefartiger Oberfläche unter den Malgrund gelegt werden. Wird hier Farbe aufgetragen, überträgt sich das Muster auf den Malgrund und wirkt sich damit auf den Farbauftrag aus. Vom Grundprinzip her erinnert diese Vorgehensweise dadurch an die Frottage, eine graphische Technik, die ursprünglich aus dem Druckbereich stammt. Bei der Frottage werden die künstlerischen Effekte dadurch erzielt, dass die Oberflächenstruktur von Gegenständen auf ein darüberliegendes Papier übertragen wird, indem mit Kreide oder Bleistift über die Fläche gerieben wird.
Der wesentliche Unterschied zwischen der Frottage und der Grattage liegt jedoch darin, dass der Effekt bei der Frottage durch den Auftrag von Farbe entsteht, während er bei der Grattage erst durch das Abkratzen oder Abschaben der aufgetragenen Farbe erzielt wird. Die große Ähnlichkeit der beiden Techniken kommt jedoch nicht von ungefähr, denn beide wurden von dem Maler, Grafiker und Bilderhauer Max Ernst für die Kunst entdeckt und weiterentwickelt. Ein anschauliches Beispiel für die Grattage ist dabei sein Werk “Die ganze Stadt”.
Am unteren Rand des Ölbildes ist zu sehen, wie der Künstler Farbe zunächst aufgetragen, anschließend wieder abgekratzt und das Malmesser dabei als Pinsel verwendet hat. Die Struktur der Mauer hingegen ist ein Beispiel für eine Grattage, bei der der Farbauftrag auf einer Fläche erfolgte, die mit einem Gitter unterlegt war, und anschließend abgeschabt wurde.
Grattage mit Ölfarben und anderen Malmitteln
Für die Grattage mit Ölfarben wird eine Ölfarbe als deckende Schicht auf eine bereits trockene Farbfläche aufgetragen. Anschließend wird ein Schaber, ein Malmesser oder auch der Stiel eines Pinsels als Malwerkzeug verwendet, um damit Muster und Strukturen in die feuchte Farbfläche zu kratzen.
Eine andere Möglichkeit besteht darin, einen Gegenstand mit einer strukturierten Oberfläche unter den Malgrund zu legen. Durch den Farbauftrag an dieser Stelle wird die Oberflächenstruktur auf den Malgrund übertragen. Ist die Ölfarbe getrocknet, wird sie an den jeweiligen Stellen mit einem Spachtel oder einem Schaber anteilig oder vollständig wieder abgeschabt. Die Grattage mit Acrylfarben funktioniert nach dem gleichen Prinzip.
Ebenfalls hervorragend geeignet sind außerdem Ölpastellkreiden und Wachsmalstifte.
Anleitung für die Grattage
Neben den Farben wird für die Grattage ein recht stabiler Malgrund benötigt. Bei Malkarton sollte es sich um einen Malkarton mit mindestens 180g pro Quadratmeter handeln, genauso geeignet sind aber auch Holzplatten oder eine stabile, feste Leinwand. Der dicke, stabile Malgrund ist notwendig, weil die Farbe an einigen Stellen wieder abgekratzt oder abgeschabt wird. Ein zu dünner Malgrund würde diesen Belastungen nicht standhalten und reißen.
Nun wird zunächst ein ganz normales Bild gemalt, wobei sich am Anfang eher einfache Motive mit großen Farbflächen anbieten. Um die Grattage auszuprobieren, eignet sich beispielsweise eine große Blüte, eine einfache Landschaft oder auch eine Komposition aus mehreren geometrischen Formen hervorragend. Unter einige Stellen des Bildes kann außerdem ein Gegenstand wie beispielsweise ein Metallgitter gelegt werden, dessen Struktur sich dann auf dem Malgrund abzeichnet. Wenn die Farbflächen auf dem Bild getrocknet sind, wird eine zweite Farbschicht aufgetragen.
Ob dabei alle oder nur einzelne Flächen übermalt werden, bleibt natürlich dem eigenen Geschmack überlassen. Wichtig ist aber, dass die zweite Farbschicht deutliche Kontraste zu der ersten Farbschicht aufweist. So können rote Flächen beispielsweise mit blauer oder gelbe Flächen mit grüner Farbe übermalt werden. Nun kann mit einem Messer, dem Pinselstiel, einem Schaber oder auch einem Nagel in die feuchte Fläche gemalt werden, um dadurch Strukturen, Muster und feine Linie in die Fläche zu gravieren. Möglich ist aber auch, die zweite Farbschicht zunächst trocknen zu lassen und sie anschließend dann abzuschaben.
Auf dem Bild ergeben sich dadurch lebendig strukturierte Flächen. Die Farbspäne und Farbkrümel werden zum Abschluss dann vorsichtig entfernt. Dies gelingt am einfachsten, indem mit einem Pinsel oder einem weichen Tuch sehr vorsichtig und ohne Druck vom oberen Rand zum unteren Rand des Bildes gestrichen wird.
Weiterführende Anleitungen, Ideen und Tipps zur Ölmalerei:
- Infos zu Pigmenten und Farbstoffen
- Sicherheitshinweise für die Ölmalerei
- Lösungsmittel – Medien und Firnisse
- Arbeitsmittel in der Ölmalerei
- Übersicht Maltechniken mit Ölfarben
- Grundanleitung Ölbild in mehreren Schichten
Thema: Anleitung und Tipps zur Grattage
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