Kunstgeschichte als Arbeitsfeld, 3. Teil

Kunstgeschichte als Arbeitsfeld, 3. Teil

Es gibt viele Möglichkeiten, um mit Kunst seine Brötchen zu verdienen. Klar, an den freischaffenden Künstler, den Galeristen oder den Kunsthändler denken viele. Doch den Kunsthistoriker haben vermutlich nur wenige auf dem Schirm. Dabei dürfte manch einer überrascht sein, wie vielseitig die Kunstgeschichte als Arbeitsfeld ist.

Anzeige

Kunstgeschichte als Arbeitsfeld

Wir wollten uns das Ganze einmal genauer anschauen und haben eine mehrteilige Beitragsreihe zu diesem Thema gestartet. Dabei ging es im 1. Teil darum, was Kunstgeschichte eigentlich genau bedeutet und womit sie sich beschäftigt. In den beiden folgenden Teilen haben wir mögliche Tätigkeiten für Kunsthistoriker genannt.

Und auch im 3. Teil kümmern wir uns um Arbeitsfelder, die mit Kunstgeschichte zusammenhängen:

Kunsthistoriker im Medienbereich

Ein Studium im Fach Kunstgeschichte schafft eine gute Basis für verschiedenste Medienberufe. Das gilt vor allem dann, wenn der Schwerpunkt des Studiums auf den neueren Bildkünsten lag. Im Zuge des Studiums lernt der angehende Kunsthistoriker, Bilder einzuordnen, zu beschreiben und zu interpretieren.

Er erwirbt Kenntnisse im Umgang mit Techniken der visuellen und der sprachlichen Kommunikation. Außerdem eignet er sich Wissen über die Geschichte der Bildmedien an. All das kann er später als Medienschaffender nutzen.

In jüngerer Vergangenheit wurden verschiedene BA- und MA-Studiengänge auf den Weg gebracht, die die Kunstgeschichte mit Medienwissenschaften verbinden und auf diese Weise für Medienberufe qualifizieren. Für eine berufliche Tätigkeit in Medienbereich braucht der Kunsthistoriker aber meist noch zusätzliche Qualifikationen und praktische Erfahrung.

Kunsthistoriker im Museum

In Deutschland gibt es ungefähr 10.000 Museen. Träger sind meist Länder, Kreise und Kommunen oder Vereine und Stiftungen. Einige Museen werden auch von Unternehmen oder Privatpersonen getragen.

Die Schwerpunkte und Themen der Museen sind genauso vielfältig wie die Kunst selbst. Internationale Vereinbarungen definieren die wesentlichen Aufgaben eines Museums im “Sammeln, Bewahren, Erforschen und Präsentieren”.

Dabei sollte der Schwerpunkt darauf liegen, zur eigenen Sammlung zu forschen. Die personelle Situation in vielen Museen hat jedoch zur Folge, dass sich die Forschungen oft nur auf Sonderausstellungen beschränken.

Für Kunsthistoriker sind vor allem kunsthistorische und spartenübergreifende Sammlungen von Bedeutung. Als Wissenschaftler können sie in einem Museum ehrenamtlich, nebenberuflich oder hauptberuflich tätig werden. Kuratoren und Museumsleiter werden oft unbefristet eingestellt. Dazu kommen befristete Stellen, die üblicherweise projektbezogen sind. Auf kommunaler Ebene wird in aller Regel ein M.A.-Abschluss oder der Master vorausgesetzt, auf Landesebene wird oft die Promotion erwartet.

Außerdem zählt häufig ein zweijähriges Volontariat zu den Einstellungsvoraussetzungen. Durch die fachliche Spezialisierung wird es für Kunsthistoriker zwar schwieriger, passende Stelle zu finden, auf die sie sich bewerben können. Andersherum erhöht die Spezialisierung dann aber die Chancen auf eine Einstellung, wenn eine Stelle frei ist.

Studenten, die vorhaben, später in einem Museum zu arbeiten, sollten frühzeitig den Umgang mit Kunstwerken und Kunstobjekten üben. Eine Magisterarbeit oder Dissertation, die rein auf Literatur basiert, ist zwar normgerecht. Für eine Tätigkeit im Museum qualifiziert sie aber nur bedingt, weil der Praxisbezug fehlt. Besser ist, wenn Kunstwerke den Ausgangspunkt der Überlegungen bilden.

Museumspädagoge

Ein Museumspädagoge kümmert sich um die Bildungs- und Vermittlungsarbeit im Museum. Er orientiert sich an den Bedürfnissen und Erwartungen der Besucher und passt auf dieser Grundlage die Materialien, personellen Angebote und technischen Informationssysteme an die Sammlung und die Ausstellungen des Museums an.

Dabei erarbeitet er verschiedene Methoden, die stets die Auseinandersetzung mit den Originalobjekten in den Mittelpunkt stellen. Gerade diese Beschäftigung mit den Kunstwerken unterscheidet die Museumspädagogik von anderen Bereichen der Kunstvermittlung und kulturellen Bildung.

Im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit versucht ein Museumspädagoge, neue Besucher zu gewinnen und das Stammpublikum zu binden. Er zielt auf eine möglichst große Besucherorientierung hin, unter anderem durch Infotexte, mediale Ergänzungen oder auch Leitsysteme.

Besucher lesen auch gerade folgenden Beitrag:  Eigene Ölbilder ausstellen - 7 Tipps

In Zusammenarbeit mit Schulen, Bildungseinrichtungen für Erwachsene und dem Tourismus arbeitet der Museumspädagoge darauf hin, das Museum als Kulturstätte und Ort des Lernens zu stärken.

Einen verbindlichen Ausbildungsweg für Museumspädagogen gibt es nicht. Neben dem Studium der Kunstgeschichte wird aber eine fachwissenschaftliche Ausbildung in einem Museumsfach empfohlen. Außerdem sollte der Museumspädagoge theoretisches Wissen und praktisches Können in Sachen Kommunikation und Pädagogik mitbringen.

Restaurator

Der Restaurator ist dafür verantwortlich, Kunstwerke aller Art zu schützen. Dabei gliedert sich seine Arbeit in zwei große Teilbereiche. Ein Teilbereich ist die sogenannte aktive Konservierung und Restaurierung.

Hier arbeitet der Restaurator direkt an den Kunstwerken, indem er sie aufarbeitet, reinigt, repariert oder versiegelt. Dabei orientieren sich die Maßnahmen in aller Regel an den kunstgeschichtlichen Hintergründen des Objekts.

Der andere Teilbereich ist die sogenannte passive Erhaltung. Sie zielt darauf ab, ein Umfeld für Kunstarbeiten zu gestalten, in dem sie zuverlässig vor schädlichen Einflüssen geschützt sind. Dabei umfasst dieser Arbeitsbereich nicht nur die Bedingungen für Kunstwerke, die ausgestellt werden. Stattdessen geht es auch darum, Techniken und Methoden zu entwickeln, die bei der Lagerung und dem Transport von Kunstarbeiten zum Einsatz kommen.

Die Ausbildung zum Restaurator erfolgt in Deutschland auf Hochschulebene. An ein Praktikum in einer Restaurierungswerkstatt, das ein oder zwei Jahre dauert, schließt sich ein Bachelor- und später ein Master-Studium an. Nach der Ausbildung wird der Restaurator meist auf dem privaten Sektor arbeiten. Es gibt zwar auch öffentliche Restaurierungswerkstätten, zum Beispiel in Museen oder Denkmalämtern. Allerdings sind die Stellen hier sehr begrenzt.

Reiseleiter

Der Kunsthistoriker kann als Studienreiseleiter qualifizierte Führungen im Ort oder an bestimmten Stätten wie Museen oder Bauwerken anbieten. Allerdings braucht er dafür vielfältige Qualifikationen. So muss er nicht nur die verschiedenen Epochen und Gattungen der Kunstgeschichte kennen, sondern auch ein breites Allgemeinwissen, gute rhetorische Fähigkeiten und solide Kenntnisse der Landessprache, eventuell auch einer Fremdsprache, haben.

Zeitliche Flexibilität, Organisationstalent, Durchsetzungsvermögen, didaktische Fähigkeiten und interkulturelle Kompetenzen sind weitere Eigenschaften, die ein Kunsthistoriker als Reiseleiter braucht. Festanstellungen in diesem Bereich sind eher selten. Es gibt zwar Museen und Agenturen, die Reiseleiter fest beschäftigen. Üblicher sind aber befristete Arbeitsverträge oder auch kurzfristige Anstellungen für bestimmte Projekte.

Sachverständiger für Kunst im Versicherungswesen

Eine interessante Ergänzung zu den eher traditionellen Berufen für Kunsthistoriker ist eine Tätigkeit als Kunstsachverständiger im Versicherungswesen. Sie umfasst die Beratung mit Blick auf Sicherheitsaspekte, die Begutachtung von Kunstwerken und die Kundenbetreuung.

Der Erstkontakt zum Kunden erfolgt über die Versicherung oder einen Makler. Die Aufgabe des Sachverständigen besteht dann darin, die Kunstsammlung, die versichert werden soll, zu dokumentieren, zu bewerten und das Risiko einzuschätzen. Auf dieser Grundlage wird ein Angebot für den Kunden erstellt und, sofern der Kunde einverstanden ist, eine Versicherungspolice ausgefertigt.

Darum kümmert sich aber nicht der Kunsthistoriker, sondern ein Versicherungsfachmann. Der Kunsthistoriker hingegen ist wieder gefragt, wenn ein Schadensfall eingetreten ist und es gilt, den Schaden aufzunehmen und zu begutachten.

So vielfältig wie die Risiken sind, so unterschiedlich sind auch die Bedürfnisse, was den Versicherungsschutz angeht. Ein Künstler beispielsweise hat andere Anforderungen als ein Kunsthändler, ein Museum oder eine Galerie und wieder andere Bedürfnisse als ein Restaurator oder ein privater Sammler. Eine professionelle Beratung durch den Kunsthistoriker bezieht sich deshalb auf Aspekte der Sicherheit in all ihren Facetten.

Für eine Tätigkeit in der Versicherungsbranche braucht der Kunsthistoriker neben einem abgeschlossenen Studium der Kunstgeschichte mindestens zwei Jahre Berufserfahrung im Kunsthandel und solide Kenntnisse des Kunstmarkts. Viele Versicherungen begrüßen außerdem zusätzliche Qualifikationen wie beispielsweise eine kaufmännische Ausbildung.

Besucher lesen auch gerade folgenden Beitrag:  Ölfarben mit den Fingern vermalen

Einen sehr guten Einsteig bietet übrigens die Arbeit in einem Auktionshaus. Denn hier lernt der Kunsthistoriker Dinge, die er für die Tätigkeit bei einer Versicherung braucht. Dazu gehört unter anderem das Beschreiben, Bewerten und Taxieren von Kunstwerken.

Im nächsten Teil beschäftigen wir uns mit der Ausbildung zum Kunsthistoriker.

Mehr Ratgeber, Tipps, Anleitungen und Vorlagen:

Anzeige

Thema: Kunstgeschichte als Arbeitsfeld, 3. Teil

-

Übersicht:
Fachartikel
Verzeichnis
Über uns


ölgemälde99

Autoren Profil:
FB/Twitter

Veröffentlicht von

Autoren Profil:

Hier schreiben die beiden Künstler und Maler RZA & Feryal, alias Christian Gülcan und Ferya Gülcan. Beide Baujahr 1974, mit teilweise unterschiedlichen Einstieg (Grafitti, Zeichnen & Design) in die Acrylmalerei und Ölmalerei. Wir sind Markeninhaber der Kunstschmiede kooZal und malen hauptsächlich moderne und abstrakte Acrylbilder und Ölbilder im Großformat, wenden aber auch andere Maltechniken und Farben an.

Kommentar verfassen